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Zahl der Frauenmorde in Mexiko erneut gestiegen

Janette González Hernández | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten

Bild feminicidios von Sandra Sandoval. Lizenz: CC BY-NC 2.0Die Koordinatorin des Observatorio Ciudadano Nacional de Feminicidios, María de la Luz Estrada, gab bekannt, dass sich die Morde an Frauen in der Grenzregion von Ciudad Juárez, Chihuahua, 2010 verdoppelt haben. Es wurden 306 Todesfälle gegenüber 117 im Jahr 2009 verzeichnet.

Sie gab an, dass man bisher nicht wisse, ob es sich um Fälle von Feminiziden handele, da die Behörden nicht ermitteln und sich darauf beschränken würden zu erklären, dass die Verbrechen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel stünden. 2010 wurden in dieser Gemeinde, bei einer Gesamtbevölkerung von 1,2 Millionen, 3100 Morde begangen, die dem Drogenhandel zugeschrieben werden, weshalb Ciudad Juárez als gewalttätigste Stadt des Landes gilt.

Es muss erwähnt werden, dass Ciudad Juárez an der Grenze Mexikos zu den USA liegt. Viele Feminizide stehen in Zusammenhang mit dem illegalen Handel von Waren, Drogen und Menschen sowie jeglicher Art von illegalen Geschäften. Die Frauen, meist Arbeiterinnen der Maquiladoras der Grenzregion, werden erpresst und gezwungen, ohne ihre Einwilligung Straftaten zu verüben. Geht etwas schief, werden sie einfach ermordet und ihre Körper werden auf einem einsamen Grundstück zurückgelassen.

Laut Angaben der Misión Internacional por Acceso a la Justicia en la Región Mesoamericana gab es von Januar 2009 bis Juni 2010 in 18 Gemeinden Mexikos 1728 Feminizide, wobei sich die meisten Fälle in den Bundesstaaten Estado de México, Chihuahua und Oaxaca ereigneten.

Die Gründe für die Feminizide sind verschieden. Laut einer Studie, die die Universidad Autónoma del Estado de México 2009 durchgeführt hat, werden die Frauen von ihren Partnern, Ehemännern oder Exfreunden ermordet. Dennoch geschehen diese Verbrechen nicht ausschließlich aus Leidenschaft, sondern auch im Arbeits- und Familienumfeld wird Gewalt erzeugt. Außerdem sind die Selbstmorde, die aus denselben Gründen begangen wurden, nicht in den Zahlen der Feminizide enthalten.

Das Alter der Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, liegt zwischen 16 und 40 Jahren. Viele wohnen in neuen Siedlungen, in kleinen Wohnungen, manche sehr beengt. Nur 3 von 100 haben studiert und die Mehrheit hat lediglich die Grundschule abgeschlossen. In vielen Fällen lebt die Familie vom informellen Handel. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass die Leichen der Opfer in Tüten und ihrer Habseligkeiten beraubt auf brachliegenden Grundstücken oder einsamen Straßen zurückgelassen oder entsorgt wurden.

Nach dem Mord an den Aktivistinnen Marisela Escobedo und Susana Chávez im Bundesstaat Chihuahua hat die mexikanische Bürgerorganisation Tu puedes salvar tu vida eine Internetkampagne ins Leben gerufen „No más Feminicidios ¡Actúa ya!” (deutsch: Keine weiteren Feminizide. Handele sofort!). In einer Mitteilung erklärt der Verein, dass er sich mit dieser Aktion gegen die Gewalt gegen Frauen ausspricht, die im Land vorherrscht.

Die Initiative versucht, auf ihrer Internetseite Unterschriften zu sammeln, welche sie an den Präsidenten Mexikos, Felipe Calderón Hinojosa, den Regierungssekretär, Francisco Blake Mora, und den Gouverneur des Bundesstaats Chihuahua, César Duarte Jáquez, senden wird. Die Unterschriften wird ein Text begleiten, der das Folgende fordert: Sofortige Gerechtigkeit für die Morde an „unseren Gefährtinnen, den Aktivistinnen für Menschenrechte, Marisela Escobedo und Susana Chávez; sowie Schutz und Schadensersatz für ihre Familien. Des weiteren sollen sofort Maßnahmen ergriffen werden, die die notwendigen soziokulturellen Veränderungen ermöglichen, um die Gewalt gegen Frauen, die gegenwärtig ein alltägliches Phänomen ist, zu entnormalisieren”.

Am 17. Januar demonstrierten verschiedene Bürgerbewegungen für Frauenrechte vor den mexikanischen Botschaften in Honduras, Nicaragua und der Dominikanischen Republik gegen den Mord an den mexikanischen Aktivistinnen.

Marisela Escobedo wurde im Dezember letzten Jahres während eines Protestes vor dem Regierungspalast von Chihuahua mit einem Kopfschuss getötet. Escobedo forderte Gerechtigkeit für den Tod ihrer Tochter Rubí Frayre Escobedo, deren Mörder, obwohl er geständig war (Anm. d. Ü.), von drei Richtern frei gelassen wurde.

Susana Chávez hingegen wurde Anfang Januar ermordet. Sie war dafür bekannt, dass sie von den mexikanischen Behörden die Aufklärung der Morde an Frauen in Ciudad Juárez und im Land forderte. Ihr wird der Satz „Ni una muerta más” (deutsch: Keine einzige Tote mehr) zugeschrieben.

Guadalajara, Mexiko

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Übersetzung aus dem Spanischen: Monika Grabow

Bildquelle: „feminicidios“ von Sandra Sandoval, Lizenz: CC BY-NC 2.0

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