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Das Problem der inklusiven Schulbildung in Kolumbien

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Lesedauer: 3 Minuten

Kolumbien: inklusive Schule - Foto: Quetzal-Redaktion, gtDie Inklusionsschulbildung ist laut UNESCO „die beste Lösung für ein Schulsystem, das den Bedürfnissen aller SchülerInnen entsprechen soll“. Dieses System gewährleistet, dass Kinder und Jugendliche, die eventuell benachteiligt werden (Bevölkerungsgruppen, die auf eine spezielle Betreuung angewiesen sind, ethnische Minderheiten, Schulkinder aus ländlichen Gebieten, etc.), in Gesamtklassen mit Lehrmethoden und -materialien interagieren, die den Lernprozess aller Beteiligten begünstigen und eine dynamischere Gesellschaft fördern, die für Vielfalt offen ist.

Gemäß der „Internationalen Inklusion“, eines weltweiten Verbandes für die Verbreitung von Informationen zu Inklusionsschulen in Lateinamerika und der Karibik, „verlangt eine solche Schulbildung Veränderungen, abgestimmt auf die Persönlichkeiten der einzelnen Lernenden und hinsichtlich der Lehrpraktiken, aber vor allem im Überdenken der Grundsätze gegenüber Bildung; und vor allem der Bildung jener SchülerInnen, die bisher aus unterschiedlichen Gründen ausgeschlossen oder marginalisiert worden sind“.

Gleichzeitig soll die Inklusionsschulbildung nicht mit Förderschulen verwechselt werden, weil ihre pädagogischen Strategien nicht auf Medizin aufbauen, sondern auf dem Entwurf von Schulmodellen, die darauf ausgerichtet sind, den SchülerInnen das für den Alltag notwendige Werkzeug in die Hand zu geben, um Kompetenzen und Verhaltensstrategien zu entwickeln. Akademische Studien bestätigen, dass Inklusionsbildung von Vorteil für die Gesellschaft ist, um bessere Chancen und ein gerechteres soziales Umfeld zu schaffen.

Damit das System Erfolg hat, besteht das Wissenschaftliche Zentrum für Inklusionsbildung (CSIE) auf die Zusammenarbeit von Regierung, Schulleitungen und Schulen, um Finanzierungsmechanismen, Fortbildungen für Lehrkräfte und geeignete Logistik für lokale Bildungseinrichtungen zu ermöglichen.

Trotzdem ist der Zugang zur Bildung für behinderte SchülerInnen in Kolumbien größtenteils nur begrenzt garantiert, da Bildungszentren und Lehrende unzureichend vorbereitet sind, um die hohen Kosten in ihren Klassenräumen zu tragen, die bei Förderschulen und durch die lokalen Ausgangsbedingungen für eine Kernfamilie zusammenkommen. Dies beweist das Gerichtsurteil T-488/16 und T-523/16, das die Garantie eines qualitativ hohen Schulbetriebs für Minderjährige mit Asperger-Syndrom, Aufmerksamkeitsdefizit und ADHS verlangt.

Auch wenn bereits ein Projekt für ein Dekret zur Verordnung von nationaler Inklusionsschulbildung auf dem Weg ist, verweist eine Klage von Lucas Correa Montoya, Experte für die Rechte Behinderter, vor dem Bundesverfassungsgericht auf ein Thema, dem man nicht viel Beachtung schenkt. Mit der Klage beantragt Correa, das Bildungsmodell für behinderte Personen zu überarbeiten. Seiner Auffassung nach begünstigen die derzeitigen Normen keinesfalls die Inklusion der behinderten Kinder und Jugendlichen, sondern bewirken das Gegenteil: Trennung und Diskriminierung.

Als Maßnahme für einen effektiven Strukturwandel ersuchte die Richterin Cristina Pardo, die den Rechtsbehelf angenommen hatte, mehrere Institutionen und Unternehmen, unter denen besonders Unicef und die Stiftung für Forschung und Entwicklung in der Sonderschulbildung (Fides) zu nennen sind, einen Fragebogen auszufüllen, um zu klären, in welchen Fällen von Behinderung besondere Bildungsmethoden nötig sind und welche Schritte zu unternehmen sind, um das umstrittene Bildungsmodell zu verbessern.

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Übersetzung aus dem Spanischen: Uta Hecker

Original-Beitrag aus La Semana vom 01.08.2017. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift.

Bildquelle: Quetzal-Redaktion, gt

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