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Eine Reise durch die Geschichte und durch den Schmerz – Teil II

Andrea Lammers | | Artikel drucken
Lesedauer: 14 Minuten
Guatemala - Eine Reise durch die Geschichte und den Schmerz – Teil II (81 Downloads )

Von Geistern und neuem Mais

Grab von Alfonso. Foto: Andrea Lammers.Mit Co-Regisseur und Produzent Ulrich Miller besuche ich Alfonsos Grab. Der Friedhof liegt außerhalb des Dorfes, hinter einem Hügel mit den Verwaltungsgebäuden des früheren Großgrundbesitzers und einem Waldstück. Allein wage ich mich nicht dorthin. Seit ich einmal als internationale Beobachterin nachts die von Anthropologen säuberlich sortierten und in ordentlich beschriftete Kisten verpackten Knochen hunderter Kinder und Frauen aus einem Massengrab der achtziger Jahre bewachte, hat meine westlich aufgeklärte Überzeugung – Geister? Gibt’s nicht! – beträchtlich an Kraft verloren.

Jetzt gehe ich zwischen den Gräbern von AURORA durch, stampfe fest mit den Stiefeln auf und bemühe mich laut an den Gräsern und Büschen zu rascheln. Wegen der Schlangen. Vor mir taucht ein weiß getünchter rechteckiger Kasten aus Zementsteinen. auf. Hier soll Alfonso liegen? Links ist das Grab des 1996 exhumierten Kindes Santiago, gleich rechts ein Maisfeld. Bald gibt es „elotes“, frische, junge Maiskolben. Kreislauf aus Tod und Leben? Dass ein Freund sich mit 43 das Leben nimmt, ein großer Kämpfer mit großem Herzen, mit Verstand und einer sanften Stimme, die auch jetzt immer weiter in meinem Kopf tönt, das ist schwer zu akzeptieren. Ich lerne, was es mit den Schuldgefühlen auf sich hat: Alfonso hat uns viel aus seinem Leben erzählt: Wie er seine jüngeren Geschwister eins nach dem nächsten sterben sah, während der Vater für einen Hungerlohn auf der Plantage arbeitete, wie die Familie als Neusiedler im Urwald eigenes Land erwarb und endlich eine Zukunft am Horizont aufzutauchen schien. Da tauchten dann die ersten Soldaten nachts auf, lagen am Morgen die ersten Toten am Wegrand. Mit 15 ging Alfonso zur Guerilla: „Einer aus der Familie mußte doch was tun!“ Der Junge sieht, dass auch die Aufständischen Zivilisten exekutieren, gerät in eine Krise, zweifelt, bleibt trotzdem, überlebt das erste Massaker: „Wir konnten nichts tun, wir waren ein Dutzend in unserer Gruppe, mit alten Jagdflinten. Die waren Hunderte, gut bewaffnet. Wir konnten sie nur vom Lager weghalten, wohin wir den Großteil der Leute gebracht hatten.“ Alfonso sieht eine Massenvergewaltigung, einem Kind wird der Schädel zertrümmert, ein Baby lebend begraben. „Als die Soldaten weg waren, sind wir sofort hingelaufen. Ich hab mit bloßen Händen gegraben. Das Baby war noch warm, als ich es in den Armen hielt, es war vollständig, aber es war tot. So viel Erde hatten sie drauf geschaufelt.“

Alfonso wollte ein Verteidiger seiner Leute sein. Immer. 1979, 1982, später in den Flüchtlingslagern in Mexiko, bei der Rückkehr nach Guatemala und natürlich am 5. Oktober 1995, als wieder Soldaten in sein Dorf kamen. Er konnte wieder nicht verhindern, dass Zivilisten umgebracht wurden: Männer, Frauen, Jugendliche, zwei Kinder. Diesmal sollte das Recht helfen. Er wurde der Hauptzeuge und der Motor des ersten Prozesses gegen Militärs in der guatemaltekischen Geschichte. Zehn Jahre lang. Bis zum Urteil. Scheinbar unermüdlich…

Alfonso. Bild: Lars Barthel, Copyright: ZDF / pop tutu film 2008.Habe ich nicht gewußt, wie gefährdet Alfonso war? Ich mußte es wissen: Kumulative, sequentielle Traumatisierung – ein paar theoretische Kenntnisse. Und habe ich nicht in Alfonsos Gesicht gesehen, bei unseren stundenlangen Gesprächen, in den USA, wohin er vor der ewigen Armut, den Eheproblemen, dem Alkohol, der Sinnlosigkeit, geflüchtet war? Innerlich kapituliert habe ich vor der überwältigenden Realität seines Tellerwäscherdaseins in diesem gottverlassenen US-Südstaatennest Waycross! Feigheit! Trägheit, wo Handeln abgebracht gewesen wäre! Wußte ich vielleicht nicht, dass es in Chicago ein therapeutisches Zentrum gibt, das Leuten wie Alfonso helfen kann, auch außerhalb ihrer Gemeinde, auch ohne ihre Familie, auch wenn sie ihre Wurzeln schon verloren glauben?

Etwas tun können: Selbstüberschätzung, um der Ohnmacht angesichts des Todes zu begegnen? So oder so ist es zu spät. Es ist Zeit, um Vergebung zu bitten. Zeit, wenigstens den Film zu zeigen.

Paranoia und eine sehr laute Kathedrale

Wir beginnen unsere Reise in der Provinzhauptstadt Cobán vor kleinem Publikum. Nur geladene Gäste haben Zutritt in das alte Kolonialgebäude neben der Katedrale: Kirchenleute, einige Lehrer und Schüler, SozialarbeiterInnen der katholischen Kirche, die die Dörfler als einzige unterstützt haben, als die Gerichtsverfahren sich scheinbar aussichtslos in die Länge zogen. Trotzdem bin ich unruhig. Viele Erinnerungen an den Prozess wenige Straßen weiter ballen sich in meinem Kopf zusammen, an endlose Wege mit Alfonso, als wir ein Quartier für die Zeugen suchten und uns viele Türen vor der Nase zugeschlagen wurden, an die Spitzel an jeder Ecke. Fotografiertwerden. Paranoia. Meine Besuche bei den Angeklagten im Gefängnis Ein fast vergessener innerer Spagat wird wiederbelebt, zwischen der Sympathie für die Soldaten, Jungs vom Land, die ich einfach nicht hassen kann, und der für die Überlebenden aus dem Dorf, die vor ihnen Angst haben. Es gibt hier keinen sicheren Ort, an dem die emotionalen Achterbahnfahrten zum Stillstand kommen könnten: Vor kurzem habe ich die erschrockenen, bleichen Gesichter von zwei Bekannten gesehen, die ihren Sohn im Krankenhaus von Cobán besuchen wollten und gleich am Eingang drei Tote auf dem Boden in ihrem Blut liegen sahen, Minuten vorher erschossen von der Mafia – sagen die Leute, sagt die Boulevardpresse.

Massakerplatz. Bild: Lars Barthel, Copyright: ZDF / pop tutu film 2008.Ich verlasse die Filmvorführung und gehe in die Kathedrale, setze mich auf eine Bank, versuche mich zu beruhigen. Ich habe das Gefühl, mich nicht verständlich machen zu können, in meinem Kopf herrscht Aufruhr. Ich denke an Patricio, der für den Film so wichtig war, uns so viel erklärt hat, wie er als Flüchtlingskind in Mexiko „Menschenrechte lernte“. Er wurde 1982 schwer verletzt und 1995 nochmals. Durch zehn Jahre Prozess hat er sich durchgekämpft, unbeirrbar, mit dem Ziel aus Guatemala einen Rechtsstaat zu machen. Aber nun, wo es um Entschädigung geht, ist seine Kraft am Ende. Seine Frau ist schwer krank; oft hat die Familie nicht mal genug Geld für Kleidung und erst recht nicht für Schulsachen für die Kinder. „Ich habe viel Geduld gehabt“ sagte Patricio mir, „aber jetzt reicht es.“ Ich bin traurig, dass er nicht mitkommen wollte. Neben dem offenen Fenster der Kathedrale parkt ein Wagen mit riesigen Lautsprechern: Dröhnende Beats und Werbung für einen Supermarkt füllen den Kirchenraum. Ich flüchte zurück in den Innenhof und schließlich in den dunklen Filmsaal.

Erinnerungen an eine Türschwelle
und Sold für einen Abwesenden

Am nächsten Morgen streikt erst mal das Auto: Kein Kühlerwasser mehr, der Ölmessstab staubtrocken.. Gut, dass wir das gerade noch gemerkt haben. Trotzdem kommen wir rechtzeitig mittags in Rabinal an. Eugenio, Nati, Doña Elena und Paco freuen sich, dass es in der „Hauptstadt“ der Maya-Achí noch einen traditionellen Markt gibt, wo leckeres Fleisch und Gemüse mit dicker Sesamsoße in Kürbisschälchen serviert wird. Ich denke an meine Wege rund um diesen Ort mit der Organisation der Überlebenden der hiesigen Massaker. Damals hatten hier die Zivilpatrouillen und Militärbeauftragten das Sagen und jeder Schritt löste Beklemmung aus. Heute scheint auch mir der Markt bunter, fröhlicher. Die jungen Funktionäre der Menschenrechtsorganisation, die uns eingeladen hat, bestätigen den Eindruck: Das Klima habe sich gewandelt, in jahrelanger Kleinarbeit sei ein soziales Geflecht entstanden, das die Opfer gestärkt und die kleinen Täter von damals nicht ausgegrenzt, aber in ihrer gewalttätigen Präpotenz erheblich eingeschränkt habe. Manch einer sei gekommen und habe um Verzeihung gebeten. Mit den Familienangehörigen einiger ehemaliger Paramilitärs gebe es Kontakte, Gespräche. Einerseits.

Andererseits gucke ich Juana an, die ich noch so gut in Erinnerung habe, als hätten wir uns erst gestern verabschiedet, und spüre, dass die Gefahr nicht vorbei ist. Sie kann heute nicht zum Film kommen, ihr Nachhauseweg ist nicht sicher. Sie ist in einem aktuellen Rechtsfall für ein Nachbardorf engagiert, wo es um die Entschädigung der Opfer geht. Geld ist aber nicht das wirklich wichtige, sagt sie, vorrangig geht es um die Wahrheit und die Würdigung der Opfer. Juanas erstem Ehemann war von Paramilitärs die Kehle durchgeschnitten worden, doch er konnte sich aus einem Berg von Toten heraus retten. Juana pflegte ihn gesund, bis die Patrouillen ihn zu Hause aufspürten und vor den Augen der Kinder erschossen. Sie musste ihn unter der Türschwelle begraben. Inzwischen konnte sie seine Überreste auf dem Friedhof von Rabinal würdig begraben und hat wieder geheiratet. Vor einem halben Jahr ist ihr neuer Ehemann in die USA aufgebrochen und sie hat seither keine Nachricht.

Während ich Juana ansehe und meinen Gedanken nachhänge, berichten die Vertreter der Menschenrechtsorganisation davon, dass sie inzwischen einen Haftbefehl gegen einen der Befehlshaber der Massaker in ihrer Gegend, José Antonio Solares Gonzales, erreicht hätten. Die Regierung, so sagen sie, behauptet, es sei nicht möglich, Solares dingfest zu machen, da er sich außerhalb des Landes aufhalte. Sein Sold, so haben sie herausgefunden, wird allerdings weiterhin regelmäßig bezahlt, auf sein Konto überwiesen und von dort abgehoben.

Während also die alten Rechnungen längst nicht beglichen sind, türmen sich die Herausforderungen der Gegenwart. Die AktivistInnen von Rabinal solidarisieren sich mit dem heutigen Widerstand gegen die großen Staudammprojekte, die in Guatemala in rasch fortschreitender Planung sind. Ein Teil der Massaker der achtziger Jahre, vor allem aber massive Vertreibungen, waren nicht nur den Genozidplänen des Militärs geschuldet, sondern auch dem Bau des großen Chixoy-Staudammes. Diese Lektion haben die wenigen Überlebenden und ihre Nachkommen nicht vergessen. Wer heute zu massiv protestiert, muss manchmal mit Attacken, hauptsächlich aber mit Kriminalisierung rechnen. Die entsprechenden Haftbefehle werden dann sehr wohl vollstreckt.

Deutsche Schule 1 –
Kann man eine Blase verlassen, ohne dass sie platzt?

Filmvorführung in der Deutschen Schule in Guatemala Stadt. Bild: Lars Barthel, Copyright: ZDF / pop tutu film 2008.Wir sind in der Hauptstadt und wollen heute morgen den Film in der Deutschen Schule zeigen, die uns erstaunlicherweise einen ganzen Vormittag zur Verfügung stellt. Aber erst einmal rege ich mich auf: Um das weitläufige, sorgfältig abgeschirmte Gelände der Schule überhaupt betreten zu dürfen, muss man sich durch ein enges Kabuff mit privaten, bewaffneten Sicherheitsleuten zwängen und denen seinen Pass oder Personalausweis überlassen. Ich fange an zu schimpfen: „Hören Sie mal, das ist eine deutsche Schule. In Deutschland ist das so, dass nur der Staat das Recht hat, offizielle Personaldokumente einzubehalten. Mein Pass gehört dem deutschen Staat. Wer sind Sie denn, dass ich Ihnen den jetzt geben soll? Wieso kontrollieren und verdächtigen Sie uns, obwohl wir eine Einladung von der Schulleitung haben? Mit welchem Recht?“ Die Dörfler haben ihren Blick in Sekundenschnelle auf „indifferent – ich lasse mir nicht in die Karten schauen“ umgestellt, jahrzehntelange Übung, vermute ich. Unser Begleiter Andreas, der den Termin eingefädelt hat, runzelt halb amüsiert, halb kritisch die Stirn. Die Wachdienstleute sind sichtlich erleichtert, als er die Lage entschärft: „Sie kennt das nicht so, wie das hier ist“ und ich meinen roten Pass achselzuckend abgebe.

120 Schülerinnen und Schüler und ein knappes Dutzend Lehrkräfte versammeln sich in dem großen Mehrzweckraum. Der Film fängt an zu flimmern. Als die Toten zu sehen sind, halten sich zwei Mädchen die Augen zu, kuscheln sich noch enger aneinander als vorher schon. Ein Blondschopf zieht seine coole Kapuze über den Kopf, ein paar gucken auf dem Boden. In der noch folgenden Stunde geht nur ein Schüler raus, die meisten sind aufmerksam bis zum Schluss. Zum ersten Mal überhaupt gibt es Applaus für den Film. Eine Schülerin bedankt sich, dass der Film und die ZeitzeugInnen es möglich machen, „dass wir für einen Moment diese Blase verlassen, in der wir hier, in der Hauptstadt, in den Kreisen, in denen wir verkehren, tagtäglich eingeschlossen sind.“ Mehrere Schüler äußern sich einverstanden mit dem Kampf der Gemeinde für Gerechtigkeit. Zwei oder drei, die offenbar anderer Meinung sind, sich aber nichts zu sagen trauen, gucken etwas genervt. Keiner der Schüler hat jemals eine Maya-Gemeinde „im Landesinneren“ kennengelernt, keiner je mit überlebenden Augenzeugen des Genozids im eigenen Land, gesprochen.

Doña Elena nimmt all ihren Mut und all ihr Spanisch zusammen und erzählt, dass sie zehn Kinder alleine großgezogen hat, nachdem ihr Mann, der Vizepräsident der Kooperative von AURORA, von den Soldaten erschossen worden war. Auf eine solche schöne Schule würden die allerdings niemals gehen können. Zwei hätten es trotz allem auf die kostenlose staatliche Uni geschafft, die Schüler sollten also die phantastische Chance zum Lernen, die sie hier hätten, gut nutzen. Nati greift Äußerungen der Schüler auf, die von Solidarität sprachen und davon, dass AURORA ein Beispiel sei: „Ja, seid untereinander solidarisch, nehmt euch an den Händen und setzt euch gemeinsam mit uns für ein freies und demokratisches Guatemala ein!“ Dann wandern wir über das sorgfältig gepflegte weitläufige Schulgelände, es herrscht eine so gelassene, extraterritoriale Fröhlichkeit, dass wir uns für Momente wirklich auf einem anderen Planeten wähnen. Wir haben noch einen Termin im Rektorat.

Deutsche Schule 2 –
Kaffee, Kuchen und Schuldfragen

Es gibt Kaffee und Kuchen, die Sonne scheint milde durchs große Fenster. Ich entdecke akkurat gefältelte Gardinen an der Seite. Gardinen sind sehr selten in Guatemala… Wohlwollende, höfliche Worte auf Deutsch und Spanisch tröpfeln durch den Raum. Da bricht auf einmal alles aus Nati heraus, die Anspannung, die Angst, die Wut. Sie sagt schluchzend, mal laut, mal ganz leise, was die ganzen letzten Tage ungesagt blieb: „Wir haben die Massaker der achtziger Jahre überlebt und jetzt, bis heute, schreibt man uns die Schuld zu und erst recht wieder für das Massaker von 1995: Wir hätten die Soldaten provoziert, ihnen die Gewehre weggenommen. Bis heute ist es das, was als offizielle Geschichte gilt. Wir haben die Wunden und die Narben. Ich selbst bin nicht mehr komplett seit 1982, mein Sohn ist an den Folgen seiner Verwundung 1995 gestorben: welche Schuld habe ich denn? Das hier ist kein Spaß! Diese Reise mit dem Film ist eine Reise durch den Schmerz. Jedesmal wieder. Wieder und wieder machen wir das Gleiche durch!“

Nati mit ihrer Tochter. Bild: Lars Barthel, Copyright: ZDF / pop tutu film 2008.Nati hat heute zum ersten Mal die selbst gewebte leuchtend rote Tracht der Mam-Frauen aus ihrer ursprünglichen Heimat Huehuetenango an. Den Wickelrock aus gekauftem Stoff, und die neutrale Bluse, die man keinem speziellen Herkunftsort zuordnen kann, hat sie heute abgelegt. Bestimmte Trachten, wie der rote Rock mit dem Dekor aus stilisierten Maispflanzen galten mal als besonders subversiv. Eingeführt wurden sie vor über 500 Jahren, um die in den sogenannten Reduktionen zusammengefasste Maya-Bevölkerung besser kontrollierbar zu halten. Ich sehe den Schulleiter während Natis Gefühlsausbruch immer tiefer in seinen Sessel rutschen. Wenn ich mich nicht völlig täusche, ist er bewegt, das Schimmern seiner blauen Augen scheint so etwas anzudeuten. Man werde sich gegen mögliche negative Reaktionen einiger Eltern auf den Film zu wehren wissen, sagt er. Ganz unvorbereitet seien sie auch nicht mehr, hätten ihre Kinder ja schon in jüngeren Jahren den Bürgerkriegsfilm „Die Tochter des Puma“ zu sehen bekommen. Das weitere Gespräch dreht sich um Lehrpläne, die Bedeutung von Zeitzeugen, die Unkenntnis der begüterten Hauptstädter über das „Landesinnere“. Eigentlich läge es nahe, nun einen Schüleraustausch mit AURORA zu initiieren, doch dazu kommt es nicht. So einfach sind die Welten nun doch nicht zu verbinden. Schon eine Fahrt in ein abgeschottetes Sommercamp in Chisec werfe schier unüberwindliche Probleme auf, wird uns bedeutet.

Zurück im Haus einer ökumenischen Gemeinschaft aus den USA, wo wir übernachten, sitzen wir auf unseren Betten. Nati hat viele Fragen über die deutsche Schule: Wer dorthin gehen kann, was das Schulgeld kostet, ob es Stipendien gibt, welche Sprachen man da lernen kann, welche Abschlüsse es gibt. Was sie aber am meisten umtreibt ist: „Dieser Genozid in Deutschland, der da heute immer wieder erwähnt wurde, was war das? Hängt das mit dem Krieg zusammen, den es bei euch gab? Wie und warum ist das alles passiert? Das möchte ich ganz genau wissen.“

* Namen von der Red. teilw. geändert

Die Website zum Film: Auf halbem Weg zum Himmel

Bildquellen:

  • Bild 1: Andrea Lammers, 2009.
  • Bilder 2 – 5: Lars Barthel, Copyright: ZDF / pop tutu film 2008.
  • Mit freundlicher Genehmigung von pop tutu film und Andrea Lammers.

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