‚Möge dieser QUETZAL dem Leser hierzulande die Schmerzen und Hoffnungen des „pulgarcito“ Mittelamerikas etwas näherrücken.“ (Editorial)
Aus: Heidrun Zinecker: Frieden & Demokratie – die besondere Chance El Salvadors
El Salvador hat weder die „fertige“ noch die gescheiterte Revolution zu bieten, weder die Kapitulation der linken ‚Terroristen“ noch deren Eingliederung in das zivile Leben als „geläuterte“ Salondemokraten, weder einen lehrbuchgerechten Regimewechsel noch einen Gegenputsch (…).
El Salvador hat die „Erwartungen“ nie erfüllt, nicht als man die schnelle Neuauflage der sandinistischen Revolution erhoffte oder befürchtete, nicht als man die Wahlniederlage der Sandinisten für die FMLN „hochrechnete“ und nicht als letztere ihre, für den Frieden letztlich entscheidende, wenn auch für die hauptstädtische Bevölkerung so schmerzliche Offensive genau in dem Augenblick lancierte, als der Fall der Berliner Mauer vom Fall linker Alternativen schlechthin zu künden schien.
Die Situation in El Salvador ist offen, der Punkt des „no-retum“ noch lange nicht erreicht. Und doch scheint dieses kleine Land auf dem mittelamerikanischem Isthmus die einmalige Chance zu besitzen, den Bruch zwischen zwei weltgeschichtlichen Epochen mit einer Balance ausschreiten zu können, die im gegenwärtigen globalen Kontext geradezu visionär anmutet. Wie gesagt, eine Chance, nicht mehr und nicht weniger…
Aus: Die andere Logik … Der Frieden in El Salvador und der Fall der Berliner Mauer
Interview mit Schafik Jorge Hándal, Generalsekretär des PCS (Partido Comunista de El Salvador) und Coordinador General der FMLN:
„Natürlich ist es von einer großen Symbolik, dass die Novemberoffensive 1989 parallel zu den Ereignissen von Berlin stattfand (…) Die Logik der politischen Prozesse ist nicht die gleiche wie in Europa. (…) Das Denken der Salvadoreños geht in eine andere Richtung als das der Europäer. Viele Europäer – auch Linke – haben uns gefragt: Warum sprecht ihr noch vom Sozialismus? Hier, in El Salvador, kann man nicht nur vom Sozialismus sprechen, man muß es. Es ist eine völlig andere Logik.“
Aus: Gesunder Wettbewerb statt Hegemonismus
Interview mit Salvador Ceren, Erster Verantwortlicher der FPL (Fuerzas Populares de Liberación) und Mitglieder der Politischen Kommission der FMLN.
„Wir meinen, dass sich in der FMLN ein gesunder Wettbewerb entwickeln sollte. Wenn manche denken, dass man auch als kleine Gruppe mit wenig Arbeit politisch vertreten sein und Abgeordnete haben kann, dann breitet sich dort der Geist des Opportunismus aus.“
Aus: „Zünglein an der Waage“ mit sozialistischer Vision
Interview mit Mario López, einem der drei Vertreter des PRTC (Partido de los trabajadores Centroamericanos) in der Politischen Kommission der FMLN:
„… über die Endziele der Revolution dürfen wir das heute nicht vergessen. Wir dürfen die Diskussion von heute nicht durch die von morgen ersetzen. Auch wenn wir weiter an den Sozialismus glauben, denken wir, dass wir das Letztere nicht erringen, wenn wir das Nächstliegende nicht erreichen.“
Aus: „Neue Rechte“ vor der demokratischen Herausforderung
Interview mit David Escobar, Schriftsteller, Jurist und persönlicher Vertreter des Präsidenten Cristiani in der Delegation der Regierung bei den Friedensverhandlungen:
„Doch letztlich, wir haben bereits alles ausprobiert: den Autoritarismus; die Linke hat die höchstmöglichen Anstrengungen unternommen… Was bleibt uns noch? Was uns bleibt, ist die Demokratie zu versuchen, ob wir darauf vorbereitet sind oder nicht.“
(Alle Interviews wurden im September 1993 in San Salvador exklusiv zwei Redaktionsmigliedern des QUETZAL gewährt.)