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Globalisierung als Sackgasse Fehlgeleitete Transformation des chilenischen Kupfersektors

Orlando Caputo | | Artikel drucken
Lesedauer: 14 Minuten

Der Bergbau hatte von jeher große Bedeutung in der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Geschichte unseres Landes. Dies ist auch heutzutage noch so. Zugleich war das chilenische Kupfer für den Weltmarkt und die weltweite Kupferindustrie besonders wichtig. Anhand des Bergbaus, insbesondere des Kupfersektors, kann man einen wichtigen Teil der Beziehungen zwischen der chilenischen Wirtschaft als Nationalökonomie und der Weltwirtschaft beobachten. Diese Beziehungen sind nicht eindimensional, sie können sich vielmehr gegenseitig beeinflussen, und besonders in kleinen Ländern wie Chile können sie eine gewisse Rolle bei den Veränderungen der speziellen internationalen Märkte spielen, wie es der Fall beim Weltmarkt für Kupfer ist. Chile und der Bergbausektor sind ein geradezu prädestinierter Bereich, um die Weltwirtschaft von ihren Einzelkomponenten ausgehend zu untersuchen. Die Betrachtung der weltweiten Produktionsstrukturen und der internationalen Zirkulation von ähnlichen, in verschiedenen Ländern produzierten Waren dürfte ausreichend Raum bieten, Probleme wie die internationale Wert- und Preisbildung – zum Beispiel des Kupfers- zu untersuchen. Dieser stellt eine relativ homogene Handelsware dar. Dennoch wird er an verschiedenen Orten der Welt produziert, an denen es Unterschiede in den sozialen Verhältnissen der Produktion, in der Entwicklung der produktiven Kräfte und vor allem am Reichtum der Minenvorkommen gibt. Trotz alledem konstituiert sich ein einheitlicher internationaler Wert und Preis auf dem Weltmarkt der Metalle und das, obwohl mehr als eine Metallbörse auf internationalem Niveau tätig sind. Was die Weltwirtschaft in der derzeitigen Phase charakterisiert, ist unter dem Begriff Globalisierung als ein tiefgreifender Prozess von Integration und gegenseitigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Seiten zusammengefasst.

Die Transformation des Bergbaus

Die großen Transformationen im Gesamtkomplex der chilenischen Wirtschaft ereigneten und vervollständigten sich, mit Ausnahme des Bergbaues, in den 70er und 80er Jahren. Die Umbildung des Bergbaues wurde insbesondere unter der Regierung der Concertación erst in diesem Jahrzehnt bewerkstelligt und entwickelt. Während der Diktatur hatte sich das gesamte juristische Regelwerk herausgebildet, das in der Phase der Concertación rasche und große Transformationen im chilenischen Bergbau ermöglichte. Ich bin vollständig davon überzeugt, dass diese tiefgreifenden Veränderungen im Bergbau für die chilenische Wirtschaft und Gesellschaft schädliche Auswirkungen haben. Trotzdem werden sie von Regierung, Unternehmern, einigen Gewerkschaftsführern und auch in akademischen Arbeiten über Chile als sehr erfolgreich dargestellt. Der Bergbausektor erscheint gar als einer der erfolgreichsten Sektoren, wenn vom generellen Erfolg des chilenischen Modells die Rede ist. Festgemacht wird dieser Erfolg an der großen Zunahme ausländischer Investitionen, der Entwicklung von Großvorhaben, der Steigerung der Produktion, der Exporte usw. Sogar als 1996 durch Regierung und Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation eine restriktive Wirtschaftspolitik aufgenommen wurde, unterstrichen das Bergbauministerium und die Unternehmer durch die Nationale Gesellschaft für Bergbau (SONAMI) den Erfolg im Bergbau als des dynamischsten Sektors der Wirtschaft, da er um ungefähr das Doppelte des bereits erhöhten Zuwachses des Bruttoinlandsprodukts angestiegen sei.

Überproduktion an Kupfer

Die erheblichen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Transformationen, die als sehr erfolgreich dargestellt wurden, nach meiner eigenen Überzeugung aber in vielfacher Hinsicht für die Mehrheit der chilenischen Gesellschaft und für das Land als makroökonomische Gesamtheit gesehen äußerst schädlich sind, veranlassten mich 1996 dazu, andere Forschungsthemen aufzugeben und mich einer Untersuchung über die Kupferindustrie in Chile und den Weltmarkt zu widmen. Mir war vor allem daran gelegen, das Interesse auf einen Aspekt zu lenken, der mir zentral scheint: Die von Chile ausgehende weltweite Überproduktion von Kupfer, die eine negative Auswirkung auf dessen Preis hat.

Diese Erscheinung erklärt sich nach den von mir erzielten Ergebnissen vorrangig durch die Großvorhaben der weltweit agierenden Bergbauunternehmen, die in Chile im Laufe dieses Jahrzehnts massive Investitionen getätigt haben. Die Schäden für Chile sind so enorm, dass sie, so behaupte ich, Teil der großen historischen Probleme mit wirtschaftlichem, sozialem und politischem Bezug sind, vergleichbar mit der Geschichte des Salpeters, der Verstaatlichung des Kupfers sowie der Geschichte des Kohlesektors, die so viel Überschuss und Reichtum erzeugten, dass sie tragisch in der Schließung von Unternehmen und den damit verbundenen Massenentlassungen endeten. In der Kupferindustrie könnte Chile in fünf oder sechs Jahren Einkommensverluste erleiden, die mit der Gesamtsumme der Auslandsverschuldung vergleichbar sind, höher als die internationalen Reserven und die Gesamtsumme der ausländischen Investitionen der letzten Jahrzehnte. 1996 und 1997 haben sich Teile dieser Verluste schon abgezeichnet, und wenn sich die Bedingungen nicht ändern, werden die großen jährlichen Verluste im kommenden Jahrhundert andauern.

Die verstaatlichten Kupferunternehmen, die durch CODELCO verwaltet werden, leiden schon jetzt unter den Auswirkungen und könnten sich in Zukunft gravierenden Problemen ausgesetzt sehen. Im chilenischen Bergbau und insbesondere beim Kupfer sind jene negativen Auswirkungen eng an die ausländischen Investitionen in diesem Sektor geknüpft.

Folgen ausländischer Investitionen

Im Anschluss setzen wir uns mit den wichtigsten Argumenten, die die Illusion positiver Auswirkungen vermitteln, auseinander: Es wird argumentiert, dass ausländische Investitionen zu einem Beschäftigungszuwachs führen. Es kann jedoch mit konkreten Ziffern belegt werden, dass dies nicht der Fall ist. Insgesamt nimmt im Bergbausektor alles zu, während die Nettobeschäftigung abnimmt. Die geringe Kapazität der Schaffung von Arbeitsplätzen im Bergbau und die Verringerung der Nettobeschäftigung trotz einer großen Zunahme an Investitionen, Produktion, Exporten und anderen makroökonomischen Indikatoren, ist Ausdruck einer weltweiten Tendenz. Sie entspricht der Verdrängung der Arbeiter durch Maschinen und hoch entwickelter Technologie und durch die neuen Prozesse auf Basis der Biotechnologie und Biochemie. Dieses Problem, das in entwickelten kapitalistischen Ländern strukturelle Charakterzüge angenommen hat, zeitigt in den zurückgebliebenen Ländern und den beschäftigungsintensiven Bereichen noch weitaus verheerender Folgen.

Man argumentiert weiter, dass ausländische Investitionen nicht nur Beschäftigung schaffen, sondern dass diese auch qualitativ hochwertig sei. Es zeigt sich jedoch, dass ein wichtiger Teil der neuen Beschäftigung unsichere Beschäftigung ist, und dass außerdem ein Teil der sicheren Beschäftigung zu unsicherer wird.

Ein anderes Argument zugunsten ausländischer Investition ist, dass sie eine Kapitalanlage darstellt, die nationale Ersparnisse ergänzt. Die Investitionen der transnationalen Unternehmen sind zum großen Teil über Kredite finanziert. Chile hat einen Überfluss an Kapital und könnte internationale Kredite erhalten. Die großen Überschüsse der Unternehmen in einem sehr kurzem Zeitraum wandeln die Kapitalanlagen netto in einen Kapitalabfluss um.

Im Fall des Bergbausektors ist das Argument zugunsten der ausländischen Unternehmen sehr fraglich. Es wird ferner daraufhingewiesen, dass ausländische Investitionen eine neue Technologie mit sich brächten. Jedoch gestattete die vorhergehende chilenische Erfahrung im Bergbau und speziell im Kupfersektor eine umfangreiche technologische Entwicklung. Chilenische Technologie hat Weltniveau, was sich besonders im Export dieser Technologie an Länder, die über wichtige Bergbausektoren verfügen, zeigt. Die Qualität unserer akademischen Zentren, Techniker, Fachleute und Arbeiter ist international anerkannt.

Zusätzlich argumentiert man damit, dass ausländische Investitionen neue Märkte öffneten. CODELCO hat seit Jahrzehnten direkte Erfahrung im Verkauf von Kupfer und hat seine Märkte abwechslungsreich gestaltet. Gleichzeitig stellen in der Realität ausländische Unternehmen, die in Chile Großvorhaben entwickelt haben, eine Konkurrenz dar und versuchen, CODELCO von den verschiedenen internationalen Märkten zu verdrängen.

Es kann außerdem kein Zweifel daran bestehen, dass die großen ausländischen Investitionen und die dadurch erfolgten Exporte – obwohl durch sie die Preise gefallen sind und sie dazu beigetragen haben, die nationale Währung aufzuwerten -unmittelbar die Wettbewerbsfähigkeit aller exportierenden Sektoren, im speziellen des Industriesektors, beeinträchtigt haben.

Ebenso lässt der niedrige Wert des Dollars äußerst wettbewerbsfähige Importe zu, die unmittelbar diejenigen chilenischen Unternehmen beeinträchtigen, die auf dem inländischen Markt verkaufen. Die Verbraucher können davon zwar profitieren, dazu aber benötigen sie einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen oder aber müssen sich verschulden.

Mit der Aufwertung der nationalem Währung erhöhen sich die Vergütungen – in Dollar umgerechnet – zwar bedeutend, bleiben aber in nationaler Währung ausgedrückt konstant oder weisen höchstens kleine Steigerungen auf. Dieser Zustand provoziert einen zusätzlichen Druck, alle Faktoren herabzusetzen, die mit den Lohnkosten verbunden sind.

Kein Fass ohne Boden

In der Vergangenheit haben es alle Regierungen für notwendig erachtet, den Bergbauerzeugnissen einen größeren Wert beizumessen, und der Export von Kupferraffinade überrundete die Ausfuhr von konzentriertem Kupfer. Zur Zeit findet in der Kupferindustrie eine historische Rückbildung statt: Man wechselt vom Primärexporteur zum Primär-Primärexporteur. In Chile wird – relativ gesehen – mehr Kupferkonzentrat als Kupferraffinade produziert.

Die Überproduktion von Kupfer, die von den ausländischen Unternehmen in Chile ausgeht, provoziert international einen extremen Preisverfall; der noch extremer ausfällt, wenn man als Meßlatte den konstanten Dollarkurs anlegt. Chile forciert die Erhöhung seiner Produktionskapazität als ob der Markt ein Fass ohne Boden wäre. Der jüngste Preisverfall hat sogar trotz Zunahme der produzierten und exportierten Menge eine Verringerung der Exporteinkünfte provoziert.

Trotz der Steigerung von Produktion und Export sind die von CODELCO und dem Komplex des Bergbausektors stammenden Einnahmen für den chilenischen Staat 1996 und 1997 drastisch zurückgegangen. 1989 betrug der Beitrag zum Fiskus seitens CODELCO bei einem jährlichen Durchschnittspreis von 129 Cents pro Pfund noch 1.961 Millionen Dollar. 1995 belief sich der Beitrag bei einem Pfundpreis von 133 Cents auf über l .700 Millionen Dollar. 1996 waren es nur noch l .044 Millionen Dollar.

Chile selbst hat nämlich dabei geholfen, eine große internationale Konkurrenz für die verstaatlichten, von CODELCO verwalteten Unternehmen und die anderen chilenischen Unternehmen in diesem Sektor zu schaffen. Der Preisverfall hat bereits einen wichtigen Teil des kleinen Bergbauwesens verschwinden lassen.

Laut Informationen von COCHILCO wird die Gesamtproduktion an Kupfer von 1990 bis ins Jahr 2000 um etwas mehr als 3,5 Millionen Metertonnen zunehmen. In Chile wird der Zuwachs im gleichen Zeitraum 3,1 Millionen Tonnen betragen. Das heißt, dass die Produktion in Chile 90% des Zuwachses der weltweiten Produktion ausmachen wird.

Die anderen bedeutenden Kupferproduzenten werden ihre Produktion dagegen nur leicht erhöhen. So auch die Vereinigten Staaten, die von 1995 bis ins Jahr 2000 ihre Produktion von l ,860 Millionen Metertonnen Feinkupfer auf l ,945 Metertonnen anheben werden, d.h. um nur 85.000 Tonnen innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren. Kanada wird seine Produktion von 729.000 Tonnen 1995 auf ungefähr 658.000 Tonnen im Jahre 2000 verringern. Chile dagegen wird seine Produktion im gleichen Zeitraum um ca. 2,5 Millionen Tonne erhöhen. Im Vergleich: Die Zunahme des weltweiten Verbrauchs von Kupferraffinade zwischen 1995 und 2000 wird nach Schätzungen von COCHILCO 1,464 Millionen Tonne betragen. Die chilenische Produktion von Minenkupfer wird, wie gerade gesehen, um ungefähr 2,5 Millionen Tonnen steigen.

Man muss sich in diesem Zusammenhang darüber im klaren sein, dass der Verkaufszuwachs auf einer Schätzung der Expansion der Nachfrage um ungefähr 3% des Jahresdurchschnitts beruht. Diese Prognose basiert auf Annahmen wie der der Expansion der südostasiatischen Länder, die nach den heftigen Finanzkrisen in jener Region nicht mehr zutreffen. Diese Schätzung von 3% Wachstum der weltweiten Nachfrage ist außerdem stark übertrieben und widerspricht der Tendenz zur Verringerung der Wachstumsrate, die in den letzten Jahrzehnten beobachtet wurde.

Ausverkauf

In Chile ereignet sich also folgende Widersinnigkeit: Die Teilnahme Chiles am Weltmarkt erhöht sich, und dennoch verringert sich die Beteiligung von CODELCO daran drastisch, weil gleichzeitig die Beteiligung ausländischer Unternehmen, die in Chile produzieren, zunimmt. Wenn man dazu die Produktion in ihren Herkunftsländern und anderen Standorten hinzufügt, ist der betreffende Rückgang von CODELCO auf dem Weltmarkt um einiges größer.

Das Absinken der Preise provoziert einen zusätzlichen Druck auf die staatlichen Unternehmen, besonders auf CODELCO und ENAMI bezüglich der Arbeitskosten, was sich vor allem in der Verringerung von Personal konkretisiert. Dieser Druck auf die Kosten wird durch das Anwachsen der am Dollar gemessenen Lohnkosten, die wir bereits erwähnt haben, noch größer. Trotz des Preisverfalls erwirtschaften die ausländischen Unternehmen weiter hohe Profite. Man muss sich in diesem Zusammenhang vor Augen halten, dass sie die eigenen Zwischenprodukte (Matrizen) in ihre Herkunftsländer exportieren, wo sie das chilenische Kupfer verarbeiten, das als Rohstoff ins Land gekommen ist. Einen wichtigen Teil dieses Rohstoffes bilden die Kupferkonzentrate, die sie verarbeiten und dann als Kupferraffinade verkaufen.

In der Geschichte des Salpeters und des Kupfers bis zu seiner Verstaatlichung wurden die gesetzlichen Bestimmungen von einigen Volkswirtschaftlern mit dem Begriff der „Drei Drittel“ umschrieben. Dieser besagt, das von den Einnahmen durch den Verkauf jener Ressourcen ungefähr ein Drittel den aufgewandten Kosten entsprach, ein Drittel dem Wert der aus den Vorkommen geförderten Minerale, den der Staat für sich vereinnahmte, und ein Drittel den Gewinnen ausländischer Unternehmen. Die Gewinne der Unternehmen waren unter solchen Umständen noch größer als die Normalgewinne in anderen Betätigungsfeldern. Zur Zeit haben sich private und teilweise große ausländischen Unternehmen das Drittel angeeignet, das eigentlich allen Chilenen zustehen müsste.

Die großen ausländischen Unternehmen zahlen trotz ihrer großen Profite äußerst niedrige Steuern. CODELCO hingegen trug 1995 mehr als l .700 Millionen Dollar zum Finanzhaushalt bei. Die privaten Unternehmen, zum Teil ausländische, steuerten nur etwas mehr als 100 Millionen Dollar im gleichen Jahr bei. Ausländische Unternehmen zahlen wenige oder gar keine Steuern, weil sie eine Reihe von Tricks anwenden, um ihre Gewinne zu verschleiern. Unter anderem ziehen sie die finanziellen Aufwendungen, die stark überhöht sind, sowie den Wert der geförderten Minerale ab; sie nutzen die rasche Entwertung der Aktiva; letztlich stellen sie auch Verwaltungskosten und Inbetriebnahmekosten in Rechnung. Auf diese Weise lösen sich die Gewinne auf, ohne dass dafür je Steuern gezahlt wurden und verlassen das Land auf anderen Wegen.

Das zentrale Problem, durch das sich das Kupferfieber in Chile erklärt, liegt in der Gesetzlage, für die die Bergbaurente keine Rolle spielt, welche jedoch aufgrund des Reichtums an Vorkommen in der Realität Chiles eine große Präsenz hat. Das Gesetz mit Verfassungsrang, das aber gegen die eigene Verfassung verstößt, erlaubt die Umwandlung des nationalen Reichtums in Privateigentum auch ohne Entschädigung, wovon vornehmlich die großen transnationalen Unternehmen profitieren. In der chilenischen Verfassung heißt es: „Der Staat hat die absolute, exklusive, unübertragbare Herrschaft über alle Minen…, ungeachtet des Eigentums von natürlichen oder juristischen Personen über den Grund und Boden, in dem sich die Bodenschätze befinden.“ Weiter wird kommentiert: „Die politische Verfassung des Landes wurde geändert, um das Staatseigentum über die Lagerstätten durch ein Gesetz mit Verfassungsrang in Privateigentum der Unternehmen umzuwandeln.“

Nach Meinung neoliberaler Volkswirtschaftler war dies entscheidend, um ausländische Investitionen anlocken zu können. An diese Normative lehnen sich die Gesetzgebung über ausländische Investitionen und die Steuergesetzgebung an, die ausländischen eine ähnliche Behandlung wie den nationalen Unternehmen zubilligen. In gewissen Aspekten genießen ausländische Unternehmen sogar gegenüber nationalen Unternehmen eine bevorzugte Behandlung. Aus theoretischer Sicht kann die Wirtschaftswissenschaft beweisen, dass im Falle großer Gewinnerzielung mit natürlichen Ressourcen in so hohem Maße ausländisches Kapital angezogen wird, dass dies letztlich zu einer weltweiten Überproduktion dieser Ressourcen führt, die eine drastische Wirkung auf die Preise hat und weitreichende Schäden verursacht. In der Wirtschaftstheorie werden Situationen wie diese „arm machendes Wachstum“ genannt. Es entsteht eine große Differenz zwischen Bruttoinlandsprodukt, Bruttosozialprodukt und nationalem Einkommen. Im chilenischen Bergbau müssen vom Bruttoinlandsprodukt des Sektors die die Überschüsse der ausländischen Unternehmen abgezogen werden, die aus den Gewinnen und den Bergbauerträgen zusammengesetzt sind.

Breite Diskussion notwendig

Ich möchte dahingehend insistieren, dass die großen Veränderungen in der Kupferindustrie einen großen Teil der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Geschichte in Chile ausmachen. In unserem Land müsste eine breite Diskussion einsetzen. Die Transformation im Bergbausektor Chiles hat sich am Rande und ohne Kenntnis der Gesellschaft abgespielt. Ich glaube, dass eine moralische und wissenschaftliche Pflicht dahingehend besteht, diese Diskussion zu initiieren. An ihr müssten verschiedene Instanzen der Regierung, der universitären wie privaten akademischen Zentren, die Volkswirtschaftler und Parlamentarier teilnehmen, vor allem auch die Mitglieder der Bergbau- und Finanzkommissionen, die politischen Parteien und Arbeitnehmerorganisationen teilnehmen.

Die gravierenden sozialen Probleme werden sich in der nächsten zyklisch wiederkehrenden Krise des Weltkapitalismus verschärfen. Es wird gar zu einen tiefen Riss im Globalisierungsprozess der Weltwirtschaft kommen. Obwohl Chile eine kleine Wirtschaft ist, trägt sie weltweit gesehen zu einer Überproduktion einiger Produkte bei, die mit natürlichen Ressourcen verbunden sind. Dies führt zu einer Krise auf gewissen internationalen Märkten, die andere Unternehmen und vor allem die Arbeiterschaft betrifft. Diese Krise könnte sich auch in anderen Bereichen der internationalen Wirtschaft manifestieren oder die chilenische Wirtschaft selbst ernsthaft betreffen. In Chile als kleiner und offener Wirtschaft zeigen sich die zyklisch wiederkehrenden weltweiten Krisen nämlich mit großer Härte wie dies auch schon Beginn der 80er Jahre der Fall war.

(stark gekürzt)
Übersetzung a. d. Span.: Anja Jaramillo

* Mitarbeiter am Zentrum für Soziale Forschungen, CIS, der Universität ARCIS und am Zentrum für Studien über Transnationalisierung, Wirtschaft und Gesellschaft, CETES.

CODELCO – Corporación Nacional del Cobre (Staatliches Kupferunternehmen)
COCHILCO – Comisión Chilena del Cobre (Chilenische Kupferkommission)
ENAMI – Empresa Nacional de Minería (Nationales Bergbauunternehmen)
SONAMI – Sociedad Nacional de Minería (Nationale Gesellschaft für Bergbau)

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