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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Chile – ein Kurzportrait

Florian Quitzsch | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten
Chile - Kurzportrait (331 Downloads )

„La lejanía nos da a los chilenos una mentalidad insular y la portentosa belleza de la tierra nos hace engreídos. Nos creemos el centro del mundo – … – y damos la espalda a América Latina, siempre comparándonos con Europa. Somos autorreferentes, el resto del universo sólo existe para consumir nuestros vinos y producir equipos de fútbol a los cuales podamos ganar.“ (Isabel Allende: Mi País inventado)*

Wenn man an Chile denkt, fällt einem ein Land voller Gegensätze ein, durch seine isolierte Lage immer auf der Suche nach der eigenen Identität und Bedeutung; und natürlich das Land welches sowohl Salvador Allende als auch Augusto Pinochet hervorgebracht hat.

Aber das ist längst nicht alles womit Chile normalerweise in Verbindung gebracht wird. Zuerst denken die meisten an seine geographischen Extreme. Das Land erstreckt sich auf dem südamerikanischen Kontinent entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans über 4300 Kilometer in Nord-Süd-Richtung, ist aber durchschnittlich nur 180 Kilometer breit. Die Längenausdehnung Chiles entspricht auf Europa übertragen in etwa der Entfernung zwischen Moskau und Madrid. Aufgrund der langen Nord-Süd-Ausdehnung über mehr als 39 Breitengrade, aber auch der beträchtlichen Höhenunterschiede in West-Ost-Richtung weist Chile eine große Vielfalt an Klima- und Vegetationszonen auf, so etwa im Norden die Atacama, die trockenste Wüste der Welt und der feuchtkalte Süden, der sich bis nach Feuerland und Kap Hoorn, dem südlichsten Ort auf dem amerikanischen Festland, erstreckt.

Weitere Extreme sind „Naturereignisse“ wie Vulkane, Erdbeben oder auch völlig unterschiedliche Territorien wie der chilenische Teil der Antarktis oder die durch die Kultur der Rapui Nui und ihre Moai-Steinskulpturen bekannt gewordene Osterinsel im Pazifik.

Auf der politischen und sozialen Seite fällt einem sofort die „Spaltung“ der Gesellschaft in Anhänger Allendes und die konservativen Pinochetistas ein. Allende übernahm 1970 als erster demokratisch gewählter sozialistischer Präsident der Welt das Amt und versuchte mit demokratischen Mitteln eine sozialistische Gesellschaft zu formen. Die Regierung der Unidad Popular betrieb eine sozialistisch-populistische Sozialpolitik, nationalisierte die Bodenschätze und führte eine Landreform durch. Nach nochmaliger Wiederwahl Allendes im Jahr 1973 trugen die knappen Mehrheitsverhältnisse im Parlament, die von den USA und der rechtskonservativen bürgerlichen Opposition getragenen Streiks, Blockaden und Destruktivitäten sowie politische und wirtschaftliche Fehler der Regierung zum Militärputsch am 11. September 1973 bei. Der Putsch erfolgte unter Führung einer Junta mit General Augusto Pinochet als Oberbefehlshaber des Heeres. Die Bilanz der 17 jährigen Militärdiktatur Pinochets, welcher 1974 von der Junta zum Präsidenten ernannt wurde, wird in Chile und noch mehr im Ausland sehr kontrovers gesehen. Einerseits gab es über 2.000 Tote, mehr als 1.000 Verschwundene, mehrere Zehntausend Personen die eingesperrt oder gefoltert wurden, alles zum Zweck der Einschüchterung der Opposition und der Auslöschung von Zivilgesellschaft und demokratischen Basisorganisationen. Chile unter Pinochet wird andererseits oft mit der unter der Ägide der Chicago Boys eingeleiteten neoliberalen Wirtschaftspolitik assoziiert, die zu einer gravierenden sozialen Spaltung im Land geführt hat, welche von den Gewinnern aus den höheren Schichten immer noch verteidigt, von den Marginalisierten und Absteigern aus der Mittelklasse aber verdammt wird. Die in den 70er Jahren begonnene Weltmarktintegration und der Versuch der Angleichung an europäische Normen trugen Chile den Ruf eines wirtschaftlichen Musterlandes ein.

Chile hat aber noch viel mehr zu bieten z.B. eine Geschichte geprägt durch die widerstandsfähigen aber letztendlich doch sieglosen indigenen Mapuche, eine intensive europäische Einwanderung durch welche u.a. der mittlere Süden eine starke deutsche Prägung erfahren hat. Mit den Lyrikern Pablo Neruda und Gabriela Mistral besitzt das Land zwei weltbekannte Literatur-Nobelpreis-Träger. Was fehlt? Vielleicht noch der für das Land enorm wichtige Bodenschatz Kupfer, die Bedeutung der Exportsektoren Landwirtschaft (Obst, Gemüse, Weinbau), Fischzucht und Holzverarbeitung. Ach ja, und seit 2006 werden die Geschicke Chiles von einer Frau gelenkt. Die Sozialistin Michelle Bachelet ist die erste Präsidentin in der Geschichte des Landes und hat, nebenbei bemerkt, 1978 am Herder-Institut der Universität Leipzig studiert.

*Übers.: Die Ferne gibt uns Chilenen eine insulare Mentalität und die wunderbare Schönheit des Landes macht uns eingebildet. Wir denken wir seien das Zentrum der Welt – … – und drehen Lateinamerika den Rücken zu, uns ständig mit Europa vergleichend. Wir sind selbstbezüglich, der Rest der Welt existiert nur um unsere Weine zu konsumieren und Fußballmannschaften hervorzubringen, gegen welche wir gewinnen könnten.

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