Der Hornstoß
Unter einem Himmel in Festtagsstimmung standen sich in der Stierkampfarena Stier und Matador Auge in Auge gegenüber.
Der Stier, den Nacken durch die Banderillas blutbefleckt, blickte mit heraushängender Zunge und geifernd zu seinem Gegner, als ob er die knappe Distanz zwischen ihnen berechnen würde.
Der Matador, Degen und Capa in Händen, triumphierte, als das Publikum ihm zu Ehren weiße Taschentücher schwenkte und tosenden Beifall spendete.
Der Stier scharrte mit den Hufen im Sand, blies Schwaden von Dampf aus und nahm den Kampf wieder auf.
Der Matador machte mit der Capa eine Figur, konnte dem Angriff jedoch nicht entgehen.
Der Stier warf ihn zu Boden und wälzte ihn im Sand. Er nahm ihn auf die Hörner, schüttelte ihn wie eine Fetzenpuppe und schleuderte ihn durch die Luft.
Die Arena hallte wider von Flüchen und Ausrufen des Erstaunens.
Der Matador schlug bäuchlings hin und war mausetot.
Der Stier, wild und von edlem Geblüt, setzte den Angriff fort. Er verpasste dem Matador einen Hornstoß zwischen den Beinen und riss ihm vor den verblüfften Augen eines atemlosen Publikums mit Stumpf und Stiel die Geschlechtsteile ab.
In der Arena floss Blut und die Zuschauer brachen in Olé! Olé! Olé!-Rufe aus.
Der schwarze Kater
Es ist eine Nacht ohne Mond und ohne Sterne.
Der Gockel
Er möchte vorführen, dass auf dem Hühnerhof er der Herr und nicht etwa der Prügel ist. Er plustert sich auf, fegt mit seinen Flügeln den Boden, spitzt die Sporne wie Dolche und macht sich an die jüngste Henne heran. Er packt sie am Kamm und tritt sie, bis ihr Schwanz die Federn lässt. Das Huhn verdreht die Augen und krepiert, ohne auch nur einen einzigen Piep von sich zu geben.
Besessenheit auf Katerart
Die mollige und redselige Nachbarin von gegenüber erzählt, dass ihr brauner Kater, der Mäuse und Vögel jagt, sexbesessen ist. Wenn er nicht mit viel Gemauze und unter Einsatz seiner Krallen den Katzen auf den Dächern nachstellt, legt er sich auf der Suche nach Zärtlichkeit und Trost wie ein alter Mäuserich, der immer wieder in sein Loch zurückkriecht, zu ihr ins Bett.
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Übersetzung aus dem Spanischen: Gabriele Eschweiler
Bildquellen: [1], [2] Quetzal-Redaktion, cd