Mexiko: Was kann die Tomate dafür?
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Qué culpa tiene el tomate, fragte in den 1960-er Jahren der spanische Liedermacher Chicho Sánchez Ferlosio, um auf gesellschaftliche Ungleichheit aufmerksam zu machen. Jetzt könnte die Tomate zum Symbol für globale Ungleichheit werden: Donald Trump verhängte Zölle in Höhe von 17,09 Prozent auf die rote Frucht. Um genau zu sein: auf alle in die USA eingeführten frischen und gekühlten Tomaten mexikanischen Ursprungs, nur zur industriellen Verarbeitung bestimmte Früchte sind ausgenommen. Als Grund nennt Trump dieses Mal nicht die Migranten oder die Drogen aus dem Süden, sondern unlauteren Wettbewerb seitens der mexikanischen Erzeuger, die ihre Tomaten zu Dumpingpreisen verkaufen würden. Der Vorwurf ist nicht neu. Er wurde bereits 1996 von US-amerikanischen Tomatenproduzenten erhoben. Ein Handelsabkommen und Zugeständnisse vor allem von mexikanischer Seite hatten den Handel aber bisher geregelt. Dieses Abkommen haben die USA gekündigt. Die Mexikaner wiesen den Vorwurf des Dumpings entschieden zurück. Der Erfolg der mexikanischen Tomaten in den USA, so heißt es, sei allein auf deren Qualität zurückzuführen. Inzwischen kommen zwei von drei in den USA konsumierten Tomaten aus dem Ausland, sprich: aus Mexiko. Die US-Erzeuger werden also voraussichtlich nicht in der Lage sein, eventuelle Ausfälle zu ersetzen. Gleichzeitig wird aber auch ein großer mexikanischer Absatzmarkt beschränkt. 2024 exportierte das Land zwei Millionen Tonnen Tomaten in die USA, der Exportumsatz beträgt mehr als 2,8 Milliarden Dollar. In den Bundesstaaten Sinaloa, San Luis Potosí, Michoacán und Jalisco ist über eine halbe Million Menschen im Tomatenanbau beschäftigt. Auch, wenn sich die Erzeuger zuversichtlich zeigen und Präsidentin Sheinbaum für ihr Engagement danken, verweisen Experten darauf, dass Sheinbaums Strategie im Umgang mit den handelspolitischen Angriffen aus den USA nicht mehr ausreichen könnte; das Land beschränke sich weitgehend darauf, auf Trumps Manöver zu reagieren. Für eine Änderung dieser Strategie wird selbst der Austausch des diplomatischen Personals ins Gespräch gebracht. Die Erzeuger selbst denken derweil über neue Absatzmärkte nach, und über eine zunehmende Verarbeitung ihrer Früchte. (Bild: Quetzal-Redaktion, gc)