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Mexiko: Kulturministerin kündigt indigenes Bildungsprogramm an

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Lesedauer: 2 Minuten

Mexiko pflegt einen offiziellen Diskurs voller Bewunderung über die Indigenen des Landes: Ihre Kultur, ihre Traditionen, ja selbst ihre mitunter umstrittenen Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens erfahren Anerkennung und Respekt. Doch im alltäglichen Leben, insbesondere wenn es um die Anerkennung und Befriedigung der Bedürfnisse indigener Völker geht, herrschen eher Ignoranz und Verachtung. Jetzt verspricht die mexikanische Regierung – wieder einmal – ein indigenes Bildungsprogramm, das den Kindern künstlerische und kulturelle Förderung garantieren soll. Die Bildungssituation unter der indigenen Bevölkerung kann man ohne Übertreibung als katastrophal bezeichnen. In einem Land, das stolz darauf ist, die Analphabetenrate auf 4,7 Prozent (2020) gesenkt zu haben, beträgt der Analphabetismus unter der indigenen Bevölkerung 20 Prozent. Leider betrifft dieses Defizit nicht wie in der Gesamtbevölkerung vor allem Personen über 70 Jahre. Vier von zehn indigenen Kindern gehen nicht zur Schule, Tendenz steigend. Die Covid-19-Pandemie hatte die Situation noch verschärft, denn die Streichung des Sozialprogramms Prospera traf verständlicherweise vor allem die Ärmsten: 45 Prozent der Kinder mit Prospera-Unterstützung mussten die Schule abbrechen. Das verweist auf die eigentlich Ursache für die schlechte Bildungssituation der mexikanischen Indigenen: die starke soziale Benachteiligung. Vier Fünftel von ihnen leben in Armut und verfügen über keine soziale Absicherung, zwei Drittel haben keinen menschenwürdigen Wohnraum. Zudem mangelt es in den Regionen, in denen viele Indigene wohnen an der nötigen Infrastruktur. Häufig gibt es keine nahe gelegenen Schulen und vorhandene Schulen befinden sich häufig in einem prekären Zustand. Sie sind oft weder an das Trinkwassernetz noch an die Kanalisation angeschlossen und ein Internetzugang gehört zum absoluten Luxus. Das von Kulturministerin Claudia Curiel angekündigte Programm zur künstlerischen und kulturellen Förderung dürfte an dieser Situation nicht viel ändern. Experten wie Carolina Sánchez García von der staatlichen Universität UNAM fordern daher eine öffentliche Bildungsstrategie, die den Mangel an Infrastruktur behebt und die Abdeckung mit Schulen erhöht. Zudem sei es notwendig,  Einkommensalternativen zu finden, die zur Beseitigung der Kinderarbeit beitragen können. Neue Bildungsprogramme müssten auf einer gründlichen Untersuchung der Situation der indigenen Gemeinden aufbauen, um der Realität wirklich gerecht zu werden. (Bild: Quetzal-Redaktion, soleb)

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