Argentinien: Sind Brände ebenso unaufhaltsam wie das Gewinnstreben?
|In zwölf der insgesamt 23 Provinzen Argentiniens sind dieses Jahr großflächige Brände ausgebrochen. In acht Provinzen sind die Feuerwehren immer noch mit der Brandbekämpfung beschäftigt. Den offiziellen Zahlen zufolge fielen bislang ca. 770.000 Hektar dem Feuer zum Opfer. Dies und die in den letzten Jahren zunehmende Erweiterung der landwirtschaftlichen Anbaugebiete hat nach Meinung der Fachleute erhebliche Auswirkungen auf die Biodiversität. Auch wenn die Entstehung von Bränden mit dem Klimawandel verbunden ist, steht dennoch fest, dass die Feuersbrünste in 75 Prozent der Fälle von Menschen verursacht wurden. Obwohl das herkömmliche Verfahren der Erneuerung von Weideflächen gelegentlich zur Entstehung von Bränden führt, liegen UmweltaktivistInnen zufolge die wichtigsten Ursachen der Brände bei der Immobilienspekulation, die vor allem von Großgrundbesitzern und Bergbaugesellschaften praktiziert wird. Dies zeige sich darin, dass es sich bei den Gebieten, die oftmals dem Feuer zum Opfer fallen, um geschützte und sogenannte „unproduktive“ Grundstücke handelt. Im Ergebnis der Brände ist es den Spekulanten möglich, die bislang als Naturreservat geschützten Gebiete zu niedrigen Preisen zu kaufen, um sie dann in produktive Flächen umzuwandeln. In diesem Zusammenhang sieht eine von der regierenden Partei Frente de Todos (FT) vorgeschlagene Änderung des Gesetzes „Über die Handhabung des Feuers“ vor, dass bereits verbrannte Reservate erst nach 60 Jahren erworben werden dürfen. Mitglieder der FT beklagen, dass die Gesetzesänderung von Abgeordneten der konservativen Partei Juntos por el Cambio (JC) zusammen mit dem oligarchischen Landwirtschaftsverband Sociedad Rural Argentina und anderen Immobilienspekulanten gebremst wird. Bereits 2013 und 2016 wurde von der JC die Abstimmung über das sogenannte „Gesetz über Feuchtgebiete“, welches den Schutz der Reservate vorsah, verhindert. Auch andere Länder der Region verzeichneten in diesem Jahr mehrere tausend Waldbrände – wie beispielsweise Paraguay, Bolivien und Brasilien, wo der nationale Notstand ausgerufen wurde. Allein 2020 wurden in diesen vier südamerikanischen Ländern insgesamt mehr als 3,5 Millionen Hektar durch Brand vernichtet. Wie viele Geschäfte daraus entstehen werden, wird sich zeigen. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion_emam).