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Lateinamerika: Die Neue Seidenstraße ist in Lateinamerika „angekommen“

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Lesedauer: 3 Minuten

Noticias_Lateinamerika_Bild Quetzal-Redaktion_pabloarocaVom 25. bis zum 27. April 2019 fand in Bejing das II. Forum der Initiative zur Neuen Seidenstraße (engl.: Belt and Road Initiative – BRI) statt. Ihr hauptsächliches Ziel ist es, in der Welt große – physische, aber auch digitale – Infrastrukturprojekte zu schaffen, die den Handel mit China erleichtern. Das Projekt befindet sich noch in der Planungsphase, umgesetzt werden soll es ab 2021. Weltweit unterstützen gegenwärtig 126 Staaten die BRI. Ursprünglich als ein allein eurasisches Projekt gedacht, sollte die Neue Seidenstraße dann China mit Europa, später auch mit dem Mittleren Osten und Afrika verbinden. Nun ist sie auch in Lateinamerika und der Karibik „angekommen“. Panama war dort 2017 das erste Land, das sich dem Projekt anschloss. Inzwischen sind es 18 Länder Lateinamerikas und der Karibik, die zur BRI dazugehören wollen, etwa die Hälfte der dortigen Staaten. Mit Sebastian Pin᷉era sandte Chile von allen Ländern der Region den ranghöchsten Vertreter zum Forum, seinen Präsidenten. Brasilien schickte nur seinen Botschafter. Ob die Neue Seidenstraße nun eine „Quelle der Hoffnung für die Entwicklungsländer“ ist, wie es der kongolesische Telekommunikationsminister Juste Ibombo ausdrückte, oder am Ende nur zur weiteren Verschuldung Lateinamerikas führt und für eine „debt trap diplomacy“ steht, wie nicht nur US-Medien warnen, wird sich zeigen. In Venezuela ist Bejing schon jetzt der größte Gläubiger: 53% der von China an Lateinamerika gewährten Darlehen gehen an dieses Land. Ob das Land diese Schulden je zurückzahlen kann, ist zweifelhaft. Dabei ist die Neue Seidenstraße nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein geopolitisches Projekt, das US-Hegemonie weltweit und auch in Lateinamerika infrage stellen soll. An ihr sind neben den Vertretern des inzwischen schwächelnden alternativen Regionalprojekts ALBA auch solche treuen Verbündeten der USA beteiligt wie etwa Chile oder Peru. Auch Mexico, Argentinien und Kolumbien sollen Interesse bekundet haben. Paraguay bleibt wohl auch hier isoliert. Manche von den lateinamerikanischen Konservativen „wünschen“ sich sehnlich das Dilemma USA vs. China „weg“, indem sie hoffen, dass sich auch der ihnen geopolitisch „nähere“ Bündnispartner, die USA, an der BRI beteiligen möge. Vor allem aber wollen auch sie, trotz aller geopolitischen Bedenken, die alternative wirtschaftliche Zukunftsperspektive nicht verpassen. Brasilien – für dieses Land ist China schon heute der zweitwichtigste Handelspartner –, Chile, Ecuador und Peru beteiligen sich aber parallel zur vordergründig wirtschaftlichen BRI an dem politischen proamerikanischen Bündnis PROSUR, das sich wenige Tage vor dem II. BRI-Forum anstelle von UNASUR gegründet hatte und Venezuela ausdrücklich ausschließt. Insgesamt, wirtschaftlich und geopolitisch, setzen Lateinamerika als Region, aber auch manche seiner Staaten auf beide „Pferde“: USA und China. Ist man mit beiden zugleich verbunden, kann man gut „pokern“ und auf den jeweils anderen Druck ausüben (Bildquelle: Quetzal-Redaktion_pabloaroca).

 

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