UNESCO würdigt Perus Anstrengungen gegen den illegalen Handel von Kulturgütern
Peru ist weltbekannt für seinen ausgesprochenen Reichtum an archäologischen Stätten – und für sein Kulturerbe. Weitgehend unbekannt hingegen ist der florierende illegale Handel, der mit Kulturgütern getrieben wird. Der Zoll konfisziert pro Jahr über 1000 Objekte, die skrupellose Geschäftemacher gesetzeswidrig außer Landes bringen wollten. Hinzu kommt die Dunkelziffer an illegal exportierten Keramiken, Qipusen, Masken, Münzen oder Geweben, die nicht entdeckt werden. Doch Peru hat bedeutende Fortschritte im Kampf gegen die illegale Ausfuhr von antiken Artefakten erzielt. Deshalb lobte die UNESCO Ende März das Andenland für die Anstrengungen.
Der Schaden durch den illegalen Handel mit Kulturgütern ist irreparabel. Zeugnisse der präkolumbischen Zivilisation oder aus der Kolonialzeit verschwinden unwiederbringlich. Und die Zahl der Plünderungen und Diebstähle in Kirchen, in Museen und bei illegalen Grabungen steigt, obwohl sowohl durch internationale Instrumente (z.B. Haager Konvention von 1954, UNESCO Konvention von 1970) als auch durch die nationale Gesetzgebung – sogar in der Verfassung – das Kulturerbe ausdrücklich geschützt ist. Trotzdem finden sich auf dem internationalen Markt immer wieder Käufer für diese einmaligen Schätze.
Das liegt zum einen an der Sammelleidenschaft einer wohlhabenden Elite, die über Mittelsmänner an diese Objekte gelangt, zum anderen aber auch an den Medien, die das Thema eher stiefmütterlich behandeln. Während Drogenfunde oder die Entdeckung von illegal ausgeführten Tieren oft prominent in den Zeitungen und Zeitschriften erscheinen, sind Nachrichten zum gesetzeswidrigen Transfer von Kulturgütern eher selten. Dabei stellt der illegale Handel von Kulturgütern mit einem geschätzten Umfang von 40 Milliarden US-Dollar weltweit das drittgrößte Verbrechen nach Drogen- und illegalem Waffenhandel dar.
Daher veröffentlicht der Internationale Museumsrat (International Council of Museums, ICOM) regelmäßig rote Listen, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und um zum Schutz des Kulturerbes beizutragen. Exemplarisch ist an Objekten in verschiedenen Kategorien aufgezeigt, welche antiken Stücke unter Schutz stehen. Der ICOM empfiehlt auch, Antiken nur dann zu erstehen, wenn entsprechende Zertifikate die Rechtmäßigkeit nachweisen, und Präventivmaßnahmen gegen den illegalen Handel zu ergreifen.
Grabräuber und Schatzsucher sind weiterhin sehr aktiv in Peru. Für deren Tätigkeit gibt es inzwischen sogar ein Verb: huaquear. Das Wort leitet sich von huaca (wak’a auf Quechua) ab, was so viel wie „heilige Stätte“ bedeutet. Derzeit gibt es schätzungsweise 12.000 offizielle Grabungsstätten – und die sind kaum zu kontrollieren, sei es in ihrer räumlichen Ausdehnung oder über die 24 Stunden des Tages. Vor allem in unerforschten Gegenden zerstören Grabräuber (huaqueros) tagtäglich geschriebene Geschichte, um über den illegalen Handel mit diesen Kulturgütern ihr Einkommen zu erhöhen.
Dennoch trägt die Arbeit der peruanischen Behörden erste Früchte. Allein in den letzten sieben Jahren wurden 8.000 Stücke ins Land zurückgeholt. Zudem veröffentliche die Generaldirektion des Schutzes des Kulturerbes im Kulturministerium (Dirección General de Defensa del Patrimonio Cultural del Ministerio de Cultura) ein Comic mit dem Titel „Stiehl nicht die Vergangenheit“ (No robes el pasado), um die Bevölkerung in einfacher, verständlicher (Bild-)Sprache über die Hintergründe des illegalen Handels mit antiken Artefakten aufzuklären und auf die Notwendigkeit des Schutzes hinzuweisen. Und auch eine andere Publikation, bezeichnenderweise mit dem Titel „Von Grabräubern, Kirchenräubern und anderen Bedrohungen für das kulturelle Erbe“ (De huaqueros, ladrones sacrílegos y otras amenazas contra el patrimonio cultural), versucht die Bevölkerung zu sensibilisieren.
Ob diese Bemühungen allerdings ausreichen, dem illegalen Handel mit Kulturgütern einen Riegel vorzuschieben, ist eher zweifelhaft. Viele Grabräuber begeben sich auf diese verbotenen Aktivitäten, weil ihre schlechte sozioökonomische Lage – scheinbar – keine andere Wahl lässt oder sie sich das große Goldglück erhoffen. Von daher ähneln sie sehr den illegalen, handwerklichen Bergarbeitern, die ohne Genehmigung in allen möglichen Bergen nach Erzen schürfen. Hinzu kommt, dass in der peruanischen Bevölkerung kaum Interesse an der Vergangenheit besteht. Aber das ist ein anderes Thema.
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Bildquellen: [1], [2] Quetzal-Redaktion, ssc