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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Bohnensuppe und anderes

Luis Rodríguez | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten

Die Bohne gehört zur Familie der Hülsenfrüchte und hat einen biegsamen Stengel. Ihre Blüten sind weiß. Die Samen können rötlich, schwarz oder weiß sein, je nach der Gattung der Pflanze.

Die Bohne war weder Symbol noch Emblem noch Kunstobjekt im präkolumbianischen Amerika. Sie war auch keine Legende, kein Mythos und keine Religion. Die Bohne gehört jedoch zu den traditionellen Nahrungsmitteln der Lateinamerikaner, und sie verkörpert eine ganze kulinarische Kultur, die sowohl indianische als auch spanische Elemente enthält. Den Kreolen gebührt das Verdienst, diese Kultur bis auf den heutigen Tag erhalten zu haben.

In einigen Ländern Lateinamerikas ist die Bohne in Sprichwörter eingegangen, wie zum Beispiel „Hay que ganarse los frijoles“ (Man muß sich die „Bohnen“ verdienen).

Die Geschichte der Bohne ähnelt der von Mais und Kürbis. Die drei, vereint in Zeit und Raum, waren die natürlichen Grundlagen der indigenen Landwirtschaft. Aufgrund von wissenschaftlichen Forschungen weiß man heute, von welcher Wildpflanze die domestizierte Bohnenpflanze abstammt. In Mesoamerika, genauer gesagt in Oaxaka fand man Spuren wilder Bohnen (Phaseolus coccineus), die aus der Zeit zwischen 8 700 und 6 700 v.u.Z. stammen. Auch in Tamaulipas fand man solche Spuren aus der Zeit von 7 000 und 5 500 v.u.Z. Diese wilden Bohnen verschwanden allmählich im Verlauf der Zeit und mit der immer breiteren Kultivierung der Pflanze. In archäologischen Registern ist die einfache Bohne (Phaseolus vulgaris) zwar aufgeführt, aber bereits als Kulturpflanze. Ein solcher Fund wurde in Tamaulipas gemacht, er stammt wahrscheinlich aus der Zeit zwischen 6 000 und 2 300 v.u.Z. Ähnliche Entdeckungen aus derselben Periode gab es in Tahuacan.

Die Bohne ist eine der ältesten Kulturpflanzen in Südamerika. Sowohl die einfache Bohne (Phaseolus vulgaris) als auch die Limabohne (Phaseolus lunatus), die im mesoamerikanischen Raum kultiviert wurden, traten auch in der Andenregion auf. Im Callejon de Huaylas fand man Spuren von domestizierten phaseolus vulgaris aus dem Jahr 5 730 v.u.Z. Es ist allerdings nicht erwiesen, ob man sie in beiden Regionen Amerikas gleichzeitig kultivierte oder ob sie von einem in den anderen Teil gebracht wurde.

Die Limabohne erschien als Kulturpflanze in etwa der gleichen Zeit im Callejon de Huaylas, obwohl es Größenunterschiede zwischen ihr und der mesoamerikanischen „lunatus“ gibt. Deshalb vermutet man, daß beide unabhängig voneinander domestiziert wurden.

Die Zubereitung der Bohnen ist sehr einfach. Zuerst muß man sie kochen. Manche Leute wässern sie voher, damit sie weich werden. Früher, als es noch keine Schnellkochtöpfe gab, setzten die alten Frauen die Bohnen mit einem metallenen Löffel im Kochwasser an, damit sie schneller garten. Meist kocht man sie unter Zugabe einiger Knoblauchzehen, um der Brühe und den Bohnen Geschmack zu geben. In einigen mittelamerikanischen Ländern, vor allem in den Dörfern, trinkt man die Bohnenbrühe ohne weitere Zubereitung, da sie sehr eisenhaltig ist und gegen Anämie helfen soll.

Im allgemeinen macht man aus der Bohnenbrühe verschiedene Suppen, die in ihrer Vielfalt überraschen. Einige davon sind: Bohnensuppe mit Eiern und saurer Sahne, Bohnensuppe mit
gerösteter Schweineschwarte (chicharrón) oder mit kleinen Rindfleischstücken und die einfache Bohnensuppe nur mit Butter; zu den drei letzten ißt man einen Salat aus Tomaten Zwiebeln und Zitronensaft. In einigen Ländern Lateinamerikas, würzt man die Suppe mit Cayennepfeffer.

Die Bohnen sind Teil vieler populärer Gerichte. Sie werden mit Reis oder mit Fleisch gegessen; zwei der häufigsten Formen sind gekochte Bohnen, schön heiß serviert, und in Pflanzen- oder Schweinefett gebratene Bohnen mit Zwiebelscheiben oder -stücken darauf. Gekochte und gebratene Bohnen schmecken vorzüglich mit Tortillas und Käse und/oder dicker Sahne und mit ein paar Stücken „chicharrón“. Bohnen mit Reis gemischt ergeben ein besonderes Gericht, das die Nicaraguaner „gallo pinto“ (bunter Hahn) nennen und das in Nikaragua ein bevorzugtes Abendessen ist. Bohnen gehören auch zu vielen Salaten, obwohl sie hier eher zweitrangig sind. Bohnenmus mit Crackern werden als Imbiß zu Fiestas und geselligen Runden gereicht und sind sehr beliebt.

Bis jetzt war nur von roten und schwarzen Bohnen die Rede. In einigen lateinamerikanischen Ländern ißt man überwiegend rote Bohnen. Ihre Qualität und ihr Geschmack sollen besser sein. Sie stellen aber auch höhere Ansprüche an Boden und Pflege. Ob sie wirklich besser schmecken, ist eine Frage persönlicher Vorlieben. Die weißen Bohnen sind ein ganz besonderer Fall. Sie sind seltener in den Alltagsgerichten vertreten. Weiße Bohnensuppe mit Spitzbein und Tomaten, Zwiebeln und Zitronensaft wird vor allem in Mittelamerika geschätzt. Man kann weiße Bohnen aber auch braten und mit einer Prise Zucker servieren.

La Prensa 1992 (Managua)

Übersetzung: A. Ramirez

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