Jener Garten (…) war zur Zeit der Inka ein Garten aus Gold und Silber, wie ihn auch die Königshäuser hatten, und darin standen viele verschiedenartige Kräuter und Blumen, viele kleine Pfl anzen und viele große Bäume, viele große und kleine Tiere, wilde und zahme, und kriechendes Getier, wie Schlangen, große und kleine Eidechsen und Schnecken, Schmetterlinge und kleine Vögel sowie andere große Vögel der Lüfte, ein jedes Ding an dem Platz, wo es die nachgeahmte Natur am getreuesten wiedergab. Es gab da ein großes Maisfeld und ein Feld mit der Kornfrucht, die sie quinua nennen, und andere Gemüsearten und Obstbäume, die Früchte ganz aus Gold, Silber, der Natur nachgebildet. [Garcilaso de la Vega „Wahrhaftige Kommentare zum Reich der Inka“]
Das Gold, der unermessliche Reichtum ihrer Tempel wurde den Inka letztlich zum Verhängnis. Dabei besaßen die Edelmetalle im größten vorkolumbischen Reich Südamerikas keinerlei monetären Wert. Gold diente allein dem Ruhme ihres Sonnengottes Inti. Deshalb konnten sie die Gier der spanischen Konquistadoren nach dem glänzenden Metall nicht verstehen, und glaubten wohl zeitweise sogar, es diene diesen als Nahrung.
Das Inkareich ist ein Phänomen, das die Wissenschaft bis heute nicht endgültig entschlüsselt hat. Als einheitliches Reich vermutlich um 1200 entstanden erlebte es ab 1438 eine nicht einmal 100 Jahre währende Blütezeit. 1525 begann mit dem „Erbfolgekrieg“ zwischen Huáscar und seinem Halbbruder Atahualpa der Abstieg des Großreiches, das auf dem Höhepunkt seiner Macht ein Gebiet von ca. 950.00 km2 umfasste. Mit der Ermordung von Túpac Amarú durch die Spanier wurde der Untergang der Inkas endgültig besiegelt.
Die nach Süden vordringenden Spanier unter Francisco Pizarro und Diego de Almagro brauchten nur wenige Jahre, um das Reich der Inkas zu vernichten. Der Machtkampf zwischen den beiden Brüdern kam ihnen dabei ebenso zu Hilfe wie die Unzufriedenheit der von den herrschenden Inkas unterworfenen Völker im Andenraum. Zwar waren die Konquistadoren von der Großartigkeit der eroberten Städte ebenso wie von der Pracht der Paläste fasziniert, aber letztlich interessierte sie nur das Gold.
Dem Gold der Inka widmet sich eine Ausstellung in Leipzig, die Schätze des Goldmuseums in Lima zeigt. Einige der Exponate sind überhaupt zum ersten Mal außerhalb Perus zu sehen. Schon der Titel „1000 Jahre Inkagold“ macht deutlich, dass nicht allein die relative kurze Zeit der Inkaherrschaft Gegenstand der Ausstellung ist. Es wird vielmehr ein Bogen gespannt von den ersten Kulturen im Andenraum bis hin zu den Inkas. Die Inka waren die Erben ihrer Vorgänger wie der Moche, der Huaris oder der Sicán. Und so nimmt das „Gold der Inkas“ genaugenommen den geringsten Teil dieser Exposition ein. Neben Objekten aus diesem Edelmetall ist auch Keramik zu sehen. Zudem informieren ausführliche Schautafeln über die einzelnen Völker. Der Besucher erhält so einen guten Überblick über die Entwicklung der Kulturen in der Andenregion und damit auch über die Wurzeln der Inka selbst. Zwei Filme – am Anfang und am Ende der Ausstellung – illustrieren darüber hinaus den zweiten Titel der Ausstellung, den „Fluch des Goldes“.
Leipziger und Besucher der sächsischen Metropole sollten sich diese Austellung also keinesfalls entgehen lassen, bis Ende Februar ist sie noch zu sehen.
Der Ausstellungskatalog kann im Übrigen nur empfohlen werden, nicht nur seiner gediegenen Gestaltung wegen. Mit ihm kann man nicht nur die Ausstellungstücke quasi mit nach Hause nehmen, sondern er gibt auch eine gute Einführung in den Lebensraum Anden und die Bedeutung des Goldes in der Kultur der Inka. Eine Kritik sei an dieser Stelle aber doch erlaubt. Die gezeigten Filme hätten etwas mehr Sorgfalt verdient: Der berühmt-berüchtigte Konquistador hieß Francisco Pizarro, nicht Francesco. Und spanische Namen und Begriffe sollte man schon richtig aussprechen, sonst wirkt das Produkt ziemlich dilettantisch.
Internet:
http://www.inkagold-ausstellung.de/