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Kampf bis aufs Blut.
Vampire in Havanna

Gabriele Töpferwein | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten
Rezension - Kampf bis aufs Blut. Vampire in Havanna (285 Downloads )

Kuba: Vampire in Havanna (Foto: Snapshot)Die Geschichte als solche ist nicht wirklich originell: Ein lebenslustiger junger Mann kommt in den Besitz der Formel eines Präparats, das für viele seiner Zeitgenossen eine enorme Verbesserung der Lebensqualität bedeuten könnte. Das macht ihn zur Zielscheibe krimineller Gruppen, die aus sehr unterschiedlichen Gründen Interesse für die kostbare Formel zeigen. Es kommt, nicht überraschend, zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen den konkurrierenden Parteien.

So weit der Plot, der für eine x-beliebige Gangstergeschichte stehen könnte. Allerdings heißt besagter junger Mann Joseph Immanuel von Dracula und ist, wie sein Name verrät, ein Vampir edlen Geblüts. Und die Formel, die er zu schützen versucht, erfand sein Onkel Werner Amadeus von Dracula – ein Mittel, das es Vampiren erlaubt, sich unbeschadet der Sonne auszusetzen. Joseph, genannt Pepito, ist der lebende Beweis für die Wirksamkeit der Mixtur, lebt er doch im sonnigen Kuba, wohin sein Onkel mit ihm vor vielen Jahren ausgewandert war. Dort führt er ein völlig normales Leben als Musiker in einer Musikbar. Zudem gehört er zu einer revolutionären Gruppe, die gegen Diktator Machado kämpft, und hat lange Zeit nicht die geringste Ahnung von seiner blutsaugerischen Herkunft. Als Onkel Werner seine bahnbrechende Erfindung – ganz demokratisch – jedem Vampir kostenlos zur Verfügung stellen will, erscheinen die Widersacher auf der Bildfläche.

Die Vertreter der europäischen Vampirvereinigung aus Düsseldorf (sic!) beabsichtigen mit dem Präparat eine Menge Geld zu verdienen. Die Blutanostra aus Chicago will genau das verhindern, um eigene Einkünfte nicht zu gefährden. Und so entbrennt im Havanna des Jahres 1933 ein Kampf jeder gegen jeden: die Düsseldorfer gegen die Blutanostra gegen die Polizei – und alle zusammen gegen den armen Pepito. Ich muss zugeben, dass ich zwischenzeitlich schon einmal den Überblick verloren habe, wer jetzt gerade Jagd auf unseren Helden macht. Schließlich zieren die Mehrzahl der Protagonisten recht ausgeprägte Eckzähne, was eine Identifizierung nicht eben erleichtert. Aber diese „Verwirrung“ ist nicht wirklich ein Problem und tut dem Spaß an der Geschichte keinen Abbruch.

Habe ich schon gesagt, dass es sich bei diesem Film um einen Trickfilm handelt? Vampiros en La Habana (deutscher Verleihtitel: Krieg der Vampire) ist ein Werk von Juan Padrón, Kubas bekanntestem Trickfilmregisseur. Die kubanisch-spanisch-deutsche Koproduktion stammt aus dem Jahr 1985, ist aber keinesfalls angestaubt. Der gut 70 Minuten lange Streifen hat einen höchst lockeren Strich und sprüht geradezu vor witzigen Einfällen. Das fängt an bei den originellen Waffen, die von den Vampiren in ihrem Bruderkrieg eingesetzt werden (Pfahlschuss- und Silberkugelgewehre), geht weiter mit den Annehmlichkeiten einer echten Vampir-Bar (0+? Köstlich!) und hört mit dem Straßenköter noch lange nicht auf, der alles bespringt, was ihm über den Weg läuft, und dabei auch vor einem Werwolf nicht halt macht.

Und wenn ich jetzt verrate, dass zum Schluss alles gut ausgeht, selbst Machado wird gestürzt, dann verrate ich doch nicht allzu viel. Man muss diese turbulente Geschichte selbst gesehen haben. Vampiros en La Habana hat alles, was ein richtiger Thriller braucht: Intrigen, Überfälle, Schießereien, richtig böse Bösewichter, Liebe und reichlich fließendes Blut (es geht schließlich um Vampire). Kurzum, ein Film für die ganze Familie, aber kein Familienfilm – also keine Disney-Herzigkeit! An dieser Stelle darf auch die Musik von Rembert Egües nicht vergessen werden, kein Geringerer als Arturo Sandoval „leiht“ Pepito seine Trompete.

Krieg der Vampire liegt jetzt bei ICESTORM als DVD vor, und zwar in Deutsch und Spanisch. Leider kommt die deutsche Version mitunter etwas sehr bemüht witzig daher. Das Original lässt da mehr allein die Bilder sprechen, weniger ist hier mehr. Alles in allem ist aber die deutsche „Humoranreicherung“ eine lässliche Sünde und der Film auf jeden Fall zu empfehlen.

Padrón und sein Team haben übrigens 2003 eine Fortsetzung gezeichnet, Más vampiros en La Habana. Hoffen wir also, dass ICESTORM sich auch des neuen Padrón annehmen möge.

Krieg der Vampire/ Vampiros en La Habana
(Kuba/ Spanien/ BRD 1985)
Regie: Juan Padrón
www.icestorm.de

Bildquelle: Snapshot

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