In dem kleinen Ostberliner Spotless-Verlag ist eine Broschüre erschienen, die ein Thema behandelt, das nicht wenige Deutsche in Ost und West interessieren dürfte: Wird Kuba überleben? Oder präziser formuliert, wird der kubanische Sozialismus überleben? Ohne Zweifel bewegt das Schicksal Kubas Menschen in vielen teilen der Welt. Immerhin hält die Führung dieses Landes und zumindest ein Großteil der Bevölkerung nach wie vor an den Idealen einer besseren und gerechteren Welt, die sie in dem sozialistischen System sehen, trotz einer reihe von kapitalistischen Reformen, unvermindert fest. Der Zusammenbruch des Inselstaates ist oftmals und häufig genug laut prophezeit worden. Und die USA haben in der Vergangenheit auch kaum eine Gelegenheit vergehen lassen, um dieses Ziel zu erreichen. Und nicht immer waren ihre Methoden so plump und unverhüllt, wie die Unterstützung der Invasion in der Schweinebucht. Wenn auch alle Formen der Angriffe auf Kuba von dieser Seite mehr oder minder folgenreich abgewehrt werden konnten, den größeren Schlag mußte das Land durch den Zusammenbruch des realsozialistischen Lagers und vor allem durch den Zerfall der Sowjetunion hinnehmen, der in der Tat das kubanische Volk in die schwierigste Misere seiner nicht konfliktlosen Geschichte führte. Die Staats- und Parteispitze unter Führung von Fidel Castro haben seitdem mit verschiedenen Mitteln und Methoden versucht, die wirklich katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Folgen in den Griff zu bekommen. Erfolgsmeldungen, sieht man von einem Treffen von Exilkubanern auf ihrer Heimatinsel mit Regierungsvertretern ab, blieben bislang aus.
Im Januar des schicksalsreichen Jahres 1994 versuchten nun Klaus Huhn und Leo Burghardt, der seit zwei Jahrzehnten in Kuba als Berichterstatter lebt, eine aktuelle Antwort auf die Frage Überlebt Kuba ? zu finden. Dazu haben die Autoren mit vielem Kubanern gesprochen, lasen und werteten Reden und Erklärungen sowohl von Regierungsvertretern als auch aus des Gegners Lager aus, konsultierten Experten und mußten bald feststellen, daß es sehr schwer ist, auf die Frage mit einem einfachen Ja oder Nein zu antworten. Sie erkannten und dokumentierten in diesem Büchlein die Bemühungen, die Not im Lande zu lindern.>
Die Kubaner haben in ihrem Überlebenskampf nicht allzu viele gute Karten. Aber sie verfugen über einige Dinge, die ihren Gegnern nicht zur Verfügung stehen, wie die weltweite Solidarität, die Würde und den Stolz, die sich die Kubaner auch in schwersten Stunden bewahrt haben, sowie die trotz aller Mängel viele lateinamerikanischen Staaten überragenden sozialen Errungenschaften. Selbst die ärgsten Gegner der kubanischen Revolution kommen an der Tatsache nicht vorbei, daß sich keiner der Insulaner nach Verhältnissen, wie etwa in Haiti sehnt.
Die Autoren schrieben ein soweit wie möglich objektives Buch, das die Probleme, Fehler und Sorgen der Menschheit ehrlich benennt. Kuba, so wird am Ende der Lektüre deutlich, wird dann überleben, wenn da Durchhaltevermögen der Kubaner gepaart wird – oder besser formuliert, weiterhin gemeinsam bestehen bleibt -mit der weltweiten Solidarität mit diesen Menschen.
Klaus Huhn/Leo Burghardt: Überlebt Kuba? SPOTTLESS-Verlag Berlin 1994.