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Uruguay: Schweigemarsch für Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit

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Lesedauer: 2 Minuten

Heute findet in Uruguay erneut der so genannte Marcha del Silencio statt. Diese von Menschenrechtsorganisationen organisierte Mobilisierung wird jährlich sowohl in der Hauptstadt als auch in den 19 Departements des Landes einberufen, um den Opfern des Staatsverbrechens zu gedenken und die verübten Menschenrechtsverletzungen zu verurteilen. Das Ziel dieser Demonstration besteht darin, den Pakt des Schweigens der Mitglieder der Sicherheitskräfte und anderer Verantwortlicher für die begangenen Verbrechen zu brechen und Antworten auf den Verbleib der verschwundenen Opfer zu fordern. Offiziell werden fast 200 Personen gezählt, die zwischen 1968 und 1985, also bereits in der Zeit vor dem Staatsstreich vom Juni 1973, bei dem Präsident Juan María Bordaberry (Partido Colorado) und die Streitkräfte das Parlament auflösten, infolge von Aktionen verschwanden, die dem uruguayischen Staat zugeschrieben werden. Hinzu kommt eine ähnliche Zahl von außergerichtlichen Hinrichtungen und Tausende von politischen Gefangenen. Nach Angaben von Amnesty International befand sich 1976 etwa jede:r 500. uruguayische Bürger:in aus politischen Gründen in Haft (damit war Uruguay das Land mit der höchsten Pro-Kopf-Konzentration politischer Gefangener weltweit), und jeder 50. Bürger:in hatte eine Zeit lang im Gefängnis verbracht. Der erste Schweigemarsch wurde 1996 anlässlich des 20. Jahrestages der Ermordung der Abgeordneten Zelmar Michelini (Frente Amplio) und Héctor Gutiérrez Ruiz (Partido Nacional) sowie der Mitglieder der Tupamaro-Guerilla Rosario Barredo und William Whitelaw während ihres Exils in Buenos Aires ausgerufen. Nach Zeugenaussagen und Untersuchungen steht fest, dass die überwiegende Mehrheit der illegalen Verhaftungen uruguayischer Staatsbürger:innen im Rahmen des so genannten Condor-Plans stattfand, des 1975 ins Leben gerufenen Programms der Zusammenarbeit zwischen den Geheimdiensten der Länder der Region. Die diesjährige Demonstration hat eine besondere Bedeutung aufgrund des Todes des ehemaligen Präsidenten José Pepe Mujica (1935-2025), der heute 90 Jahre alt geworden wäre. (Bild: Quetzal-Redaktion, teje)