Peru: Politischer Skandal wegen Vacunagate
|Am 9. Februar begann in Peru offiziell die Impfung des Gesundheitspersonals gegen COVID-19. Das 33 Millionen Einwohner zählende Land hat in der Pandemie bisher mehr ca. 45.000 Todesopfer zu beklagen, darunter mehr als 400 Ärzte und Pflegkräfte. Gesundheitsministerin Pilar Mazzetti betonte am 9. Februar, dass sie als Letzte im Gesundheitssektor geimpft werden würde, schließlich verlasse der Kapitän als Letzter das Schiff. Doch als sie das publikumswirksam verkündete, war die Ministerin bereits geimpft, ebenso wie 486 andere im Land. 487 ist jedenfalls die Zahl der bereits ab September 2020 geimpften Personen, die bisher bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine illustre Liste, auf der sich u.a. die Namen eines Ex-Präsidenten, von Parlamentariern, Ministern, Universitätsrektoren, Ärztefunktionären, hohen Beamte, Politikern, deren Angehörigen und Angestellten sowie eines apostolischen Nuntius‘ befinden. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie entsprechend den nationalen Impfplänen noch nicht an der Reihe gewesen wären. Wie erste Ermittlungen belegen, wurde die vorzeitige Impfaktion offenbar im Geheimen gut vorbereitet und durchgeführt, nach Berichten eines beteiligten Arztes koordiniert von einem „Verbindungsbeamten“, der die Begünstigten auswählte. Offenbar hatte man zu den 12.000 zu Tests gelieferten Impfdosen des chinesischen Herstellers Sinopharm noch ca. 2.000 weitere geordert, die an bevorzugte Personen verabreicht wurden. Die lügende Gesundheitsministerin musste inzwischen zurücktreten, in Lima hat die Sozialversicherung (SISOL) ihren amtierenden Präsidenten Carlos Contreras Ríos von seiner Funktion entbunden. Weitere Rücktritte werden wohl folgen. Staatsanwältin Zoraida Ávalos ist mittlerweile mit der Untersuchung des Vacunagate genannten Skandals beauftragt. Eine parlamentarische Untersuchungskommission soll speziell den Fall von Ex-Präsident Martín Vizcarra und seiner Gattin aufklären, die beide am 2. Oktober letzten Jahres geimpft worden sind. Premierministerin Violeta Bermúdez versicherte, die Regierung werde über jede Dosis des Impfstoffs, die sie erworben habe, detailliert informieren. Die Folgen dieses kleinen politischen Erdbebens bleiben abzuwarten, zumal bereits im April Parlaments- und Präsidentschaftswahlen anstehen. Erfahrungsgemäß führt die Arbeit von Untersuchungsausschüssen in Peru selten zu nachhaltigen Konsequenzen. Der Andenstaat gilt als das Land in Amerika, in dem das Vertrauen in das politische System am geringsten ausgeprägt ist; als Grund dafür wird die hohe Korruption genannt (Bildquelle: gencat_cat_PublicDomain).