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Kolumbien: Kritische Zeitschrift „Cambio“ wird zurechtgestutzt

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Kolumbien: Kritische Zeitschrift Cambio wird zurechtgestutzt (Snapshot)Geht es um die Verlängerung von Sendelizenzen regierungskritischer Medien in Venezuela, schreit schon einmal die halbe westliche Welt auf und bezichtigt die Regierung Chávez autoritärer Maßnahmen, wenn diese (Verlängerung) auf dem Spiel steht. Passiert Ähnliches unter umgekehrten und vordergründig marktbasierten Vorzeichen in Kolumbien, schweigen sich die internationalen Medien größtenteils darüber aus. Bestes Beispiel ist der jüngste Fall des kritisch-investigativen Nachrichten-Magazines Cambio, das seit 1994 etliche Skandale und illegale Verwicklungen der sogenannten politischen und gesellschaftlichen Eliten Kolumbiens aufgedeckt hat. Cambio berichtete u.a. über die Wahlkampffinanzierung des ehemaligen Präsidenten Samper durch das Cali-Kartell oder über die Verbindungen zwischen rechten Politikern und Paramilitärs. Nachdem nun zwei der Chefredakteure entlassen wurden, soll die bislang wöchentlich erscheinende Zeitschrift in ein Monatsmagazin mit Special Interest-Themen umgewandelt werden. Da es trotz der offiziellen Begründung der herausgebenden Mediengruppe Casa Editorial El Tiempo keine finanziellen Notwendigkeiten gab, diesen Schritt zu tun, werden hauptsächlich politische Motive dahinter vermutet. So deckte Cambio in letzter Zeit Details der vertraglichen Bedingungen für die Nutzung kolumbianischer Militärbasen durch die USA auf und brachte einen Subventionskandal ans Licht, der dem ehemaligen Landwirtschaftsminister und Uribe-Vertrauten Andrés Felipe Arias zusetzte (ihm wird vorgeworfen, staatliche Gelder an reiche Unternehmerfamilien des Landes verteilt zu haben). Die historischen Besitzer von Casa Editorial El Tiempo, die Santos Familie, die sich die Kontrolle über das Medienkonglomerat mit der spanischen Grupo Planeta teilt und Cambio 2006 erworben hatte, verfügt zudem über beste Verbindungen zur Regierung. Während Juan Manuel Santos von 2006 bis 2009 als Verteidigungsminister diente, fungiert Francisco Santos momentan als Vizepräsident. Die Zurechtstutzung von Cambio wird von einigen Beobachtern als schwerer Schlag für die kritische Medienberichterstattung in Kolumbien angesehen.

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