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Kolumbien: Alarmierendes Video von FARC-Führungsmitglied Iván Márquez

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Lesedauer: 3 Minuten

Kolumbien: Alarmierendes Video von FARC-Führungsmitglied Iván Márquez - Bild: SortuAm 29. August 2019 hat Luciano Marín Arango alias Iván Márquez, Verhandlungsführer der FARC-EP bei den Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Regierung, in einem Video angekündigt, dass ein Teil der FARC den bewaffneten Kampf wiederaufnehmen wird, weil die Regierung systematisch das 2016 unterzeichnete Friedensabkommen von Havanna verletze. Márquez verweist in seinem Video zum einen darauf, dass seit dem Friedensschluss viele (insgesamt 140) reintegrierte FARC-Mitglieder umgebracht worden sind, ob von paramilitärischen Gruppen oder auch von der Armee, von den Morden an Aktivisten der Zivilgesellschaft ganz zu schweigen. Zum anderen dient ihm als Argument, dass die Regierung unter Präsident Iván Duque zentrale Teile des Friedensabkommens nicht erfüllt hat: Im April 2019 war mit der Umsetzung von 31 % der Vertragsinhalte noch nicht einmal begonnen worden. Nur 12 % des Abkommens waren zu diesem Zeitpunkt so erfüllt, wie vom Abkommen vorgesehen. Márquez verlangt im Video nun neue Friedensgespräche, in denen eine Verfassunggebende Versammlung und eine alternative Regierung ausgehandelt werden sollen. Das Friedensabkommen sieht auch vor, dass die FARC-Partei Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común in beiden Kammern des Parlaments für acht Jahre je fünf Sitze erhält. Dies wurde umgesetzt. Auch Márquez, der Mitglied der Nationalleitung dieser Partei ist, steht ein solcher Sitz (im Senat) zu, den er allerdings wegen fehlender Sicherheitsgarantien nie eingenommen hat. Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die FARC-Partei diese Sitze nach acht Jahren und entsprechenden Wahlen wieder beanspruchen kann. Auf dem Video sind 20 bewaffnete Kämpfer zu sehen, darunter außer Márquez auch Jesús Santrich, der wegen Drogenhandels von der kolumbianischen Justiz gesucht wird, und El Paisa. Es besteht Unklarheit darüber, ob das etwa 32 Minuten dauernde Video in Venezuela oder im kolumbianischen Amazonasgebiet aufgenommen wurde. Márquez erhofft sich darin ein zweites „Marquetalia“ – in dieser Region hatten die FARC 1964 ihren territorialen Ursprung – und will sich mit seinen Leuten mit dem ELN verbünden. Der ELN hat im Unterschied zu den FARC keinen Friedensvertrag unterzeichnet und zählt gegenwärtig etwa 3.000 Kämpfer. Márquez‘ Trupp ist nicht die einzige Dissidenten-Gruppe, die nunmehr der seit September 2017 am legalen politischen Leben teilnehmenden FARC-Partei nicht mehr folgt. Rodrigo Londoño alias Timochenko jedoch, der Führer der FARC-Partei, steht fest zum Friedensabkommen und mit ihm, so sagt er, die Mehrheit – manche Quellen sprechen sogar von 90 % – der Farianos. Jegliche Nachricht in den Medien, dass die FARC den bewaffneten Kampf wiederaufnähmen, ist also falsch, so alarmierend Márquez‘ Signal für den Friedensprozess auch ist. Präsident Duque nennt die Gruppe um Márquez „Kriminelle“ und ordnete augenblicklich die Bildung einer Elite-Einheit zu deren Bekämpfung an, die auch zur Bombardierung berechtigt ist, sowie ein beträchtliches Kopfgeld für jeden der Dissidenten (Bild: Sortu_).

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