Haiti: Stichwahl erneut verschoben
|In Haiti hat der Provisorische Wahlrat (CEP) die noch ausstehende zweite Runde der Präsidentschaftswahlen, die am vergangenen Sonntag, dem 24. Januar 2016, stattfinden sollte, auf unbestimmte Zeit verschoben. Zuvor hatte der Oppositionskandidat Jude Célestin zum Boykott des Urnengangs aufgerufen, woraufhin es am Freitag in der Hauptstadt Port-au-Prince zu schweren Ausschreitungen gekommen war. Die Abstimmung in dem karibischen Inselstaat wird seit Wochen von Betrugsvorwürfen überschattet. Bei den Protesten, auf denen auch der Rücktritt von Präsident Michel Martelly gefordert worden war, kam nach Medienberichten ein Mensch ums Leben. Célestin hatte bereits die Ergebnisse des ersten Wahlgangs nicht anerkannt, der am 25. Oktober 2015 durchgeführt worden war. Damals soll der als Regierungskandidat angetretene Unternehmer Jovenel Moïse 32,6 Prozent der Stimmen erhalten haben, während sein Kontrahent sich mit 25, 2 Prozent zufrieden geben musste. Der Termin der Stichwahl, die für den 27. Dezember 2015 geplant war, mußte schon einmal verschoben werden. Im Januar hatte eine unabhängige Untersuchungskommission gravierende Mängel beim ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl dokumentiert. Neben Wahlmanipulationen ging es auch um Stimmenkauf und massive Einschüchterung von Wählern. Wann die Stichwahl nun nachgeholt werden kann, ist unklar. Präsident Martelly scheidet nach fünf Jahren offiziell am 7. Februar 2016 aus seinem Amt. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini äußerte sich besorgt über die Lage in Haiti. Es sei nun entscheidend, die Gewalt zu stoppen, um den Wahlprozess erfolgreich abschließen zu können. (Bildquelle: Public Domain)