Brasilien: Morde an Umweltschützern bleiben meist straflos
|Der Rauch über dem deutschen Blätterwald, der die Brände am Amazonas beklagte, hat sich wieder etwas verzogen. Es gab sehr laute Überlegungen darüber, dass „unsere Lunge“ vernichtet wird und sehr leise darüber, ob „wir“ nicht auch Schuld tragen an diesem Inferno. Die Bundesrepublik sieht sich indes nach wie vor nicht veranlasst, das Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur infrage zu stellen, da dieses zwar keine Handhabe gegen Brandrodungen biete, aber doch ein Kapitel über Nachhaltigkeit enthalte. Derweil gehen die Brandrodungen in Brasilien weiter, und die Morde ebenso. In der vergangenen Woche wurde im Amazonasgebiet ein Inspektor der Nationalen Stiftung für Indigene Funai durch zwei Schüsse getötet. Allein seit 2015 zählten NGOs 28 Morde und vier Attentate, von den zahlreichen Drohungen gegen Umweltaktivisten ganz zu schweigen. Nur zwei dieser Morde kamen vor Gericht. Die Polizei tut sich schwer mit den Ermittlungen und zeigt häufig keine Interesse an einer Suche nach den Tätern. Das politische Klima im Land ermutigt die Verantwortlichen für das illegale Abholzen offensichtlich noch, mit Gewalt gegen Umweltschützer vorzugehen. Schließlich propagiert Brasiliens Präsident Bolsonaro die forcierte wirtschaftliche Nutzung des Regenwaldes. Und um Störungen zu vermeiden, wird Umweltorganisationen die finanzielle Unterstützung gestrichen und die Arbeit der staatlichen Umweltbehörde Ibama massiv blockiert. Brasilien hat übrigens das Pariser Übereinkommen zum Klimaschutz unterzeichnet; und, so ließ das deutsche Landwirtschaftsministerium verlauten, das Land wird selbstverständlich auch nach Annahme eines Freihandelsabkommens an dessen Bestimmungen gebunden sein. Jair Bolsonaro zeigt heute schon, wie das geht (Bild: Agencia Brasil).