Quetzal Vogel
News Icon
Quetzal

Politik und Kultur in Lateinamerika

Template: single_noticias
Neu
Noticia

Argentinien: Zahlreiche Kisten mit Nazidokumenten in Buenos Aires entdeckt

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Im Keller des Justizpalastes entdeckten argentinische Beamte in der letzten Woche zwölf Champagnerkisten. In den großen Holzkisten fanden sich allerdings keine Champagnerflaschen, sondern zahlreiche Dokumente – Briefe, Postkarten, Fotos,  Notizbücher, Mitgliedsausweise und Karteikarten über Mitglieder des argentinischen Zweigs der NSDAP. Viele der Dokumente ziert das Hakenkreuz, andere tragen die Unterschrift von Adolf Hitler. Nach ersten Verlautbarungen aus dem Justizministerium handelt es sich um 83 Pakete mit einem Gesamtgewicht von mehr als 700 kg, die im Juni 1941 auf einem japanischen Schiff nach Buenos Aires kamen, verschickt als Gegenstände des persönlichen Gebrauchs von der deutschen Botschaft in Tokio an die deutsche Vertretung in Argentinien. Doch die argentinischen Behörden waren aufgrund schlechter Erfahrungen mit als persönliche Gegenstände deklarierter deutscher Diplomatenpost misstrauisch und öffneten einige der Pakete. Die persönlichen Gegenstände entpuppten sich u.a. Propagandamaterial zur ‚Festigung und Verbreitung‘ der faschistischen Ideologie. Die Behörden schätzten die Materialien als mögliche Gefahr für die von Präsident Roberto Marcelino Ortíz zwei Jahre zuvor dekretierte Neutralität des Landes im 2. Weltkrieg. Trotz der Proteste von deutscher Seite wurden die Pakete deshalb nicht freigegeben, auch nicht von den Nachfolgeregierungen, die den Nazis gegenüber ausgesprochen wohlwollend agierten. Am letzten Freitag erfolgte eine zeremonielle Öffnung der Kisten in Anwesenheit des Oberrabbiners der Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA) und von Vertretern des Holocaust-Museums von Buenos Aires. Der Fund, der nun umfassend erforscht werden soll, dürfte allerdings kaum neuen Aufschluss im Zusammenhang mit dem Holocaust liefern, wie angekündigt wurde. Auf jeden Fall berechtigt ist aber die Hoffnung auf weitere Erkenntnisse zur Finanzierung und zum Netzwerk der so genannten „Rattenlinie“, über die nach 1945 hochrangige Nazis u.a. auch nach Lateinamerika geschleust wurden. Nur kurz vorher hatte die Zeitung „Clarin“ über die Entdeckung geheimer Protokolle von Fabricaciones Militares Sociedad del Estado informiert, eines 1941 gegründeten staatlichen Waffenfabrikanten. Diese noch nicht veröffentlichen Protokolle enthalten eindeutige Hinweise auf die Finanzierung der „Rattenlinie“ nach Argentinien. (Bild: Quetzal-Redaktion, ayem)

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert