Argentinien: Treffen von AktivistInnen für ein anderes Produktionmodell im Herzen der Pampa
|Im Juni fanden in der Stadt Rosario eine Reihe von Aktivitäten statt, die sich mit dem Extraktivismus, der Agrarindustrie, der Gesundheit der Menschen und der Landschaften sowie der gesunden Produktion befassten. Eines davon war das erste „Nationale Treffen der von Ausräucherungen betroffenen Völker“ statt (Primer Encuentro Nacional de Pueblos Fumigados). Die Veranstaltung wurde von sozioökologischen Organisationen und Versammlungen des Landes gefördert, die seit Jahren forschen und kämpfen – und dabei konkrete Lösungen für das Modell der Konzentration, Vertreibung, Vergiftung sowie Krankheit und Tot vorschlagen, das die agrochemische Landwirtschaft darstellt. Nach Angaben der Versammelten werden in Argentinien jährlich 600 Millionen Liter giftige Agrochemikalien ausgebracht, wobei auf jeden Einwohner durchschnittlich 12 Liter Gift entfallen. Damit ist Argentinien das Land mit dem höchsten Verbrauch an toxischen Agrochemikalien der Welt – was wiederum irreversible Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, den Boden, die Luft, das Grundwasser und die Gewässer hat. Dieses Agrarmodell ist Bestandteil des Produktionssystems, zu dem weitere extraktivistische Aktivitäten wie Mega-Bergbau, Fracking und Lithiumförderung hinzukommen. Dies wird von den mehrheitlichen politischen Parteien nicht in Frage gestellt, weil es u. a. den Zufluss von Devisen aus dem Ausland ermögliche – so die Aktivist:nnen. Der Ausweitung der Anbauflächen führe zur Abholzung der Wälder und in der Folge zu Überschwemmungen und Dürren sowie zur Ausrottung der Fauna und Vertreibung von bäuerlichen Gemeinschaften aus ihren Territorien. Auch wenn der Extraktivismus einst als Mittel zur Linderung des Hungers weltweit propagiert wurde, spiegelt sich dies in den Statistiken bisher nicht wider. Offiziellen Zahlen zufolge produziert das Land genug Nahrungsmittel, um rund 440 Millionen Menschen zu versorgen, aber die Armutsquote erreicht 30 % der Landesbevölkerung und die Unterernährung von Kindern liegt zwischen drei und vier Prozent. Neben einem Kongress über sozioökologische Gesundheit, einer agrar-ökologischen Messe und Vorträgen fand das „Treffen der ausgeräucherten Völker der Vereinigten Republik Soja“ statt, an dem auch AktivistInnen aus Paraguay, Brasilien, Uruguay und Bolivien teilnahmen – sozusagen die Verklärung des bolivarianischen Traums von der „Patria Grande“. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, ac)