Argentinien: Ein Schritt zur Gerechtigkeit für Bischof Angelelli
|Vorige Woche wurden zwei Angeklagte wegen des Todes von Bischof Enrique Angelelli schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. Angelelli wurde 1968 in der argentinischen Provinz La Rioja zum Bischof geweiht. Schon damals war La Rioja eine Provinz, in der es eine tiefe Kluft zwischen Arm und Reich gab. Diese sozialen Unterschiede wurden vom Bischof angeprangert, der – wie andere Priester auch – eine andere, neue Katholische Kirche repräsentierte, zu der die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 und die Konferenz der Bischöfe Lateinamerikas (CELAM) 1968 in Medellín die Richtung gewiesen hatten. Bereits während seiner ersten Amtsjahre gründete Angelelli die „Agrar- Diözesenbewegung“, deren Hauptziele eine bessere Verteilung sowie eine demokratische, partizipative Verwaltung der produktiven Flächen waren. Die Antwort der lokalen Oligarchie ließ nicht lange auf sich warten: Der Bischof wurde als „Roter“ verunglimpft; viele seiner Mitstreiter/innen wurden verfolgt und fielen Attentaten zum Opfer. Nach dem Putsch 1976 wurde Angelelli unter fragwürdigen Umständen, die die Justiz rasch als „Verkehrsunfall“ deklarierte, umgebracht. Obwohl er seine Vorgesetzen davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass er vermutlich bald getötet werden würde, hüllten sie sich in Schweigen. Der Fall von Bischof Angelelli entlarvt die Rolle, die die Führung der Kirche während der Diktatur als moralische Unterstützer der Militärjunta gespielt hat. Nachdem 2004 die so genannten Straflosigkeitsgesetze abgeschafft worden waren, eröffnete die Justiz mit einer Anklage wegen Verbrechens gegen die Menschheit den „Fall Angelelli“ wieder und nannte die Dinge beim Namen. Innerhalb des Verfahrens tauchten einige kirchliche Dokumente auf, was hoffentlich bezeugt, dass die Kirche bezüglich ihres Schweigens während der Diktatur eine neue Haltung einnimmt. Wenn man bedenkt, dass die Justiz 38 Jahre benötigte, um den Mord, den Angelelli selbst voraus gesehen hatte, zu ahnden, dann bedeutet das Strafurteil nur einen ersten Schritt zur Gerechtigkeit. Wenn wir uns vor der von Angelelli geträumten gerechteren Gesellschaft befänden, dann könnten wir von Gerechtichkeit sprechen (Bildquelle: Public Domain).