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Die Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen in Chile im Dezember 2009

Humberto Borges Quintanilla | | Artikel drucken
Lesedauer: 7 Minuten
Präsidentschaftswahlen in Chile im Dezember 2009 (103 Downloads )

2010 wird Chile 200 Jahre alt und im März desselben Jahres endet die Präsidentschaft von Michelle Bachelet. Kandidaten für ihre Ablösung sind Eduardo Frei Ruiz-Tagle, Kandidat der Concertación de Partidos de la Democracia (Partido Democracia Cristiana); Sebastian Piñera, Kandidat der Alianza de Derecha (Partido Renovación Nacional); Marco Enríquez-Ominami, parteiloser Kandidat (ehemaliges Mitglied der Partido Socialista); Jorge Arrate, Kandidat der Partido Comunista (ehemaliges Mitglied der Partido Socialista) sowie Jorge Navarro vom Movimiento Amplio Social, ehemaliges sozialistisches Parteimitglied.

Eduardo Frei Ruiz-Tagle

Eduardo Frei Ruiz Tagle, Mai 1998. Foto: US Department Of Defense.Eduardo Frei Ruiz-Tagle (geb. 1942) ist Mitglied der Democracia Cristiana (DC), der Partei, die gemeinsam mit der Partido Socialista (PS), der Partido Radical Social Demócrata (PRSD) und der Partido Por la Democracia (PPD) die Concertación de Partidos por la Democracia bildet. Diese Koalition ist seit 1990 an der Regierung. Von 1994 bis 2000 war er Präsident der Republik, danach übernahm er das Amt eines Senators auf Lebenszeit mit der Strategie, die Verankerungsnormen, die sich in der Verfassung von 1980 befanden, abzuschaffen. Das Ziel wurde erreicht, indem unter anderem die ernannten Senatoren und die Senatoren auf Lebenszeit abgeschafft wurden. Gegenwärtig hat er einen Posten als Senator für den Wahlkreis 16 der Región de los Ríos inne.

Stärken: Er ist das lebendige Abbild seines Vaters Eduardo Frei Montalva. In seiner vorangegangenen Amtszeit hat er die Modernisierung des Staates im Justizministerium und Außenministerium umgesetzt sowie einige weitere Regierungsinstitutionen professionalisiert. Mit den Freihandelsabkommen leitete er den Prozess der Integration Chiles in die Welt ein.

Die chilenische Bevölkerung achtet ihn für seine Erfahrung und ruhige Handhabung der Angelegenheiten, die sich sehr von der anderer Präsidenten Chiles abhebt.

Die Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Giftmord an seinem Vater durch das Militärregime bedeuteten eine zusätzliche Unterstützung für seine Kampagne.

Schwächen: Er ist keine Person vieler Worte, wofür er von der Opposition kritisiert wird. In seiner vorangegangenen Amtszeit wurde er für die Privatisierungen des Energiesektors und für umweltfeindliche Projekte, die einen Teil der Wälder im Süden des Landes zerstörten, kritisiert.

Die heftigste Kritik kommt von seinen ehemaligen Gefährten der Koalition (unter anderem Enriquez-Ominami), weil er für die „Apellidocracia“ (Elitenherrschaft) steht, was sich darauf bezieht, dass ein Teil seiner Familie gegenwärtig dem Parlament angehört und sein Vater Präsident war.

Seine Koalition, momentan an der Regierung, ist sehr geschwächt und sah sich Korruptionsproblemen gegenüber, die ihn als Kandidaten zwar nicht betreffen, jedoch die Parteien, die er vertritt.

Sebastián Piñera

Sebastián Piñera Echenique. Foto: Pablo Matamoros.Sebastián Piñera (geb. 1949) ist Mitglied der Renovación Nacional (RN), der Partei, die gemeinsam mit der Unión Demócratas Independientes (UDI) die Alianza por Chile bildet. Zwischen 1990 und 1998 war er Senator der Republik Chile.

Stärken: Er ist ein gewiefter Unternehmer und Verhandlungspartner. Er wird als sehr intelligent angesehen.

Durch seinen Bruder José Piñera (Eine der treibenden Kräfte bei der Privatisierung der Rentenfonds (AFP) in Chile) hat er eine Nähe zum Militärregime, aber diese ist durch seine Unterstützung für das NEIN im Plebiszit von 1988 und seine Erklärungen gegen die Verletzungen der Menschenrechte während des Regimes verdeckt.

Schwächen: Er ist eine sehr umstrittene Person und hat viele politische Feinde, selbst innerhalb seiner eigenen Koalition. 1992 übertrug der Fernsehsender Megavisión live die Aufnahme eines Telefongespräches, in dem Piñera Evelyn Matthei (Tochter von Fernando Matthei Aubel, Ex-General der chilenischen Luftwaffe und Ex-Mitglied der Militärjunta; momentan Senatorin der UDI) angriff. Der Skandal ist seitdem als „Piñeragate” bekannt. Die Aufnahme wurde, wie von mehreren Seiten berichtet, heimlich durch das Militär Chiles durchgeführt.

Durch die Niederlage bei den Wahlen von 2005 gab es einen Bruch in der Rechten  (Alianza por Chile). Sebastian Piñera (RN) und Joaquín Lavín (UDI) standen in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Michelle Bachelet gegenüber, die zweite Runde fand zwischen Piñera und Bachelet statt. Diese Niederlage verursachte mehr als ein Problem zwischen den Parteien der Rechten.

Das Bild als Unternehmer ist eine seiner größten Schwächen, was die Stimmen der Mitte angeht, die er bekommen könnte. Sein Vermögen ist an so viele Unternehmen gekoppelt, dass er unmöglich sagen kann, dass er bei den Entscheidungen, die er trifft, unabhängig ist.

Marco Enríquez-Ominami

Marco Enríquez-Ominami. Foto: Marco Enríquez-Ominami.Marco Enríquez-Ominami (geb. 1973), Ex-Mitglied der Partido Socialista (PS), gehörte zur Gruppe der „Díscolos”, momentan Abgeordneter (2005-2010). Sein Vater war Miguel Enríquez, bekanntes Mitglied des Movimiento de Izquierda Revolucionario (MIR), und seine Mutter Manuela Gumucio. Sein Adoptivvater ist Carlos Ominami, momentan Senator und ehemaliges Mitglied der Partido Socialista (PS).

Stärken: Er hat es geschafft, die Unzufriedenheit der verschiedenen Gruppen innerhalb und außerhalb der Concertación einzufangen.

Er ist gewandt im Umgang mit den Kommunikationsmedien, deren Möglichkeiten er geschickt zu nutzen versteht. Verheiratet ist er mit der TV-Entertainerin Karen Doggenweiler.

Er präsentiert sich als „Hijo Rebelde” (rebellischer Sohn), der zeigen will, dass man Politik auch auf andere Art gestalten kann. In diesem Punkt macht er sich die Vision der Jungen zunutze.

Schwächen: Carlos Enriquez-Ominami gehört zu einer kollektiven Idee “la Concertación esta debilitada” (die Concertación ist geschwächt), was sich in den Fällen von Korruption widerspiegelt. Er steht für die Unzufriedenheit einer großen Anzahl von Personen, aber gleichzeitig sehen ihn die Bürger als eine Person an, die einen Vorteil aus der Schwäche der Concertación ziehen will.

Jorge Arrate

Jorge Arrate. Foto: Thomas Hirsch.Jorge Arrate (geb. 1941); ehemaliges Mitglied der Partido Socialista, momentan Kandidat der Partido Comunista und der außerparlamentarischen Linken. Im politischen Leben war er kurzzeitig Stadtrat der Gemeinde Santiago (Hauptstadt von Chile – 1992). Er amtierte als Bildungsminister (1992-1994) in der Regierung von Patricio Aylwin, als Arbeitsminister (1994-1998) und Generalsekretär der Regierung während der Regierung von Eduardo Frei Ruiz-Tagle (1998-1999) sowie als Botschafter in Argentinien (2000-2003) während der Regierung von Ricardo Lagos.

Stärken: Er ist eine Person, die ihren Idealen treu bleibt, nahm aktiv an der Organisation und Unterstützung von Gruppen gegen die Diktatur teil. Er hat mehr politische Erfahrung als die anderen Kandidaten.

Schwächen: Momentan gehört er zu einer Allianz ohne Vertretung im Parlament, was seine Kommunikations- und Handlungsfähigkeit sehr einschränkt. Da er der Gruppe angehört, die von der Politik ausgeschlossen ist, wird er von der chilenischen Bevölkerung logischerweise nicht als möglicher Gewinner angesehen.

Alejandro Navarro

Alejandro Navarro. Foto: Public Domain.Alejandro Navarro (geb. 1958); ehemaliges Mitglied der Partido Socialista (PS), gegenwärtig Kandidat des Movimiento Amplio Social (MAS). In seinem politischen Leben war er Abgeordneter (1994-2006) und ist momentan Senator (2006-2014).

Stärken: Er ist ein Kandidat mit einem starken Charakter, der die extreme Linke vertritt und sich mit der Sache der Mapuche identifiziert. Brach mit der Concertación so wie andere Personen der PS.

Schwächen: Der Movimiento Amplio Social und sein Eintreten für die Sache der Mapuche werden in der öffentlichen Meinung als sehr aggressiv angesehen, was dazu führt, dass die Position von Navarro als sehr radikal eingeschätzt wird und seine Kandidatur somit nicht auf die abtrünnigen Stimmen der Concertación oder der Alianza de derecha hoffen kann.

Anmerkung der Redaktion: Am 22. September 2009 gab Navarro bekannt, sich aus dem Rennen zurückzuziehen und die Kandidatur von Enríquez-Ominami zu unterstützen.

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In den nächsten Wochen sollen die Themen im Zusammenhang mit dem Bruch in der Concertación sowie die Situation der Mapuche vertieft werden.

Übersetzung aus dem Spanischen: Monika Grabow

Bildquellen:

(01) Eduardo Frei Ruiz-Tagle: US Department of Defense_, Helene C. Stikkel
(02) Sebastián Piñera: Pablo Matamoros
(03) Marco Enríquez-Ominami: Marco Enríquez-Ominami_
(04) Jorge Arrate: Tomas Hirsch
(05) Alejandro Navarro: Public Domain

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