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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Gesichter der Pampa

Nora Pester | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wissenschaft und Kunst – Versuche der Begegnung”, eröffnete das UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle in Kooperation mit der Lateinamerikanischen Gesellschaft zu Leipzig e.V. am 19. Juni 2002 die Ausstellung „Mensch und Landschaft im argentinischen Chaco – Fotografien von María Zorzón” Es werden rund 50 Fotografien der Künstlerin gezeigt, in deren Mittelpunkt die Landschaft und die Menschen des Chaco, den trockenen Ebenen im Norden Argentiniens, stehen.

María Zorzón, geboren 1955 in einer ländlichen Gegend der Colonia de Reconquista, in der argentinischen Provinz Santa Fé, studierte von 1984 – 1987 bildende Künste bei Alicia Silman in Buenos Aires und von 1993 – 1997 Kunstgeschichte und Fotografie an der Louisiana State University (USA). 1996 erhielt sie ein Stipendium für einen Aufenthalt an der School for Photographic Studies in Prag. Sie realisierte bisher verschiedene Projekte wie México Mundo Misterioso, Naked Portraits, Cordenons-Avellaneda, Chaco Wichi, Caos y Orden und Nosotros Los Gringos.

Ihre Arbeiten wurden in Argentinien vom Buenos Aires Herald, FotoMundo und dem Magazin La Revista der Tageszeitung La Nación publiziert, in den USA von Photographer‘s Forum und Double Take sowie von Fotologia in Italien. 1998 veröffentlichte das Centro di Ricerca e Archivazione della Fotografia in Italien ein Buch über ihre fotografische Dokumentation der friaulischen Migration nach Buenos Aires. María Zorzón nahm an zahlreichen allgemeinen Fotoausstellungen teil und stellte ihr persönliches Werk – Landschaften Lateinamerikas sowie Akte – in den USA, Italien, Mosambique und Argentinien aus. Dieses Jahr waren Fotografien von ihr im Rahmen der Exposition „Imágenes y cultura del siglo XX” im Museo Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires zu sehen. Seit 1997 widmet sich María Zorzón ausschließlich der Fotografie. Außerdem ist sie in der Lehre tätig.

Die Schwarz-Weiß-Fotografien der Leipziger Ausstellung stammen aus zwei aktuellen Projekten der Künstlerin. Sie vereint hier erstmals dokumentarische fotografische Arbeiten über die indigenen Gemeinschaften der Wichis im Chaco Salteño und über die eingewanderten Farmer des Chaco Santafecino. Das Projekt Chaco Wichi, das Zorzón 1997 begonnen hat, widmet sich dem Leben und der Identität der indigenen Gemeinschaften der Wichis im Chaco Salteño und beleuchtet die Beziehungen zu ihrer Umwelt.

Mit dem Projekt Nosotros los Gringos, das seit 1998 besteht, möchte die Künstlerin Aspekte des ländlichen Lebens der von europäischen Immigranten abstammenden Farmer vermitteln, die im Norte Santafecino, in einem Landstrich der sich zwischen dem Paraná im Osten und dem Cuña Boscosa im Westen erstreckt, von der Land- und Viehwirtschaft leben. Zwischen 1878 und 1880 emigrierten 200 Familien aus einigen kleinen Ortschaften des Friaul, einer Gegend im Nordosten Italiens, die damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte, über den Río Paraná in den Nordosten der Provinz Santa Fé und gründeten die heutigen Colonias de Reconquista und Avellaneda.

María Zorzón wurde in einer dieser Familien geboren. Als kleines Mädchen besuchte sie die Landschule in der Colonia de Reconquista und wunderte sich immer über die Familiennamen der Menschen, die sie kannte: Tomadin, Feresin, Lorenzon, Brezan, Orzan, Sponton, Zorzón, Petrolli, Muchiut, Capelleti, Batistuta. Sie waren so anders als die Namen der Nationalhelden, die sie in der Schule lernte. Wenn sie fragte, warum das so sei, antwortete man ihr: Weil die Helden keine Gringos waren! Doch wer sind Gringos? Warum ist jemand ein Gringo? Später begriff sie, daß auch sie zu den Gringos gehörte. Ihre Fotoarbeiten beschäftigen sich somit nicht nur mit der Identität Argentiniens als Einwanderungsland, sondern sind auch ein Medium zur Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft.

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