Kuba/ Kolumbien: Kubaner und Kolumbianer kämpfen im Russland-Ukraine-Krieg – gegeneinander
|
Lateinamerikaner kämpfen schon seit 2014 in der Ukraine. Seit der Vollinvasion Russlands im Februar 2022 steigt ihre Zahl signifikant. Deren Gros, das Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auch seinerseits in die Ukraine trägt, kommt aus Kuba. Nach den ca. 15.000 Nordkoreanern sind sie es, die inzwischen den größten Teil ausländischer Soldaten (Söldner) in der russischen Armee stellen. Ihre Anzahl wird unterschiedlich beziffert, aber mehrheitlich mit ca. 4.200 – 5.000 (zuletzt im Oktober 2025) angegeben. Eine andere Zahl, die ebenfalls kursiert, bezieht sich auf die in Russland und Belarus zur militärischen Ausbildung befindlichen Kubaner, die ihre Verträge mit der russischen Armee bereits unterzeichnet haben: Das sollen 20.000 – 25.000 sein. Der Altersdurchschnitt beträgt 35 – 38 Jahre. Es handelt sich also nicht um jugendliche Abenteurer, sondern zum größten Teil um Familienväter, die früher in der kubanischen Armee gedient haben. In der russischen Armee erhalten sie einen Sold von ca. 2.000 – 2.500 US-Dollar. Das ist das Hundertfache des kubanischen Durchschnittsgehalts. Sollten sie den Krieg überleben, können sie die russländische Staatsbürgerschaft beantragen. Dass Kubaner für Russland kämpfen, ist durch Pässe von Gefallenen und Kriegsgefangenen, die in die Hände der ukrainischen Armee gelangt sind, durch die Veröffentlichung ihrer Namen sowie einschlägige Video-Interviews belegt. Selbst die Regierung Kubas, u.a. in Person ihres Außenministers Bruno Rodríguez Parrilla, bestätigt, dass ihre Staatsbürger für Russland kämpf(t)en, wenn auch ohne dafür die Verantwortung zu übernehmen: 2023 verwies der kubanische Außenminister „auf illegale Rekrutierungsnetzwerke“, die man nun „ausheben“ wolle, etwas, das ganz augenscheinlich „misslang“. Wohlwollende Duldung oder niedrigschwellige Unterstützung sind zugleich gängig. Dass Kuba seine Armeeangehörigen immer wieder in militärische Konflikte anderer Länder entsandt hat (vor allem nach Angola), wird dort staatlicherseits noch immer goutiert. Insofern lebt eine in Kuba als „internationalistisch“ bezeichnete Tradition fort. Zudem befindet sich der Inselstaat mit Russland in einer „strategischen Partnerschaft“, die militärische Kooperation ausdrücklich einschließt. Auch dass eigene Bürger militärische Erfahrungen nun auch im modernsten Krieg der Gegenwart sammeln, wird in Kuba nicht als Nachteil angesehen. Doch sind die kubanischen Soldaten in der Ukraine weniger vom ideologischen Geist des Internationalismus beseelt, sondern von wirtschaftlicher Not. Es gibt dabei allerdings auch solche, die naiv glaubten, sie würden in Russland lediglich auf Baustellen arbeiten … . Anders als die betroffenen russischen Soldaten erhalten die Angehörigen ausländischer Gefallener von Russland keine finanzielle Rekompensation. Das betrifft nicht zuletzt die etwa 200 – 300 gefallenen Kubaner. Kriegsgefangene, die keine russischen Staatsangehörigen sind, auch hier die Kubaner, werden ebenso wenig in die offiziellen Listen eines Gefangenenaustauschs aufgenommen: Denn sie sind ja nicht Bürger eines kriegführenden Staates. Kuba versteht sich ausdrücklich nicht als solcher. Auf ukrainischer Seite kämpfen gleichfalls Lateinamerikaner, hier insbesondere in der 2022 formierten „Fremdenlegion zur territorialen Verteidigung der Ukraine“ bzw. im 2023 gebildeten „Bataillon Simón Bolívar“. In ihnen stechen – weit vor den Venezolanern, Brasilianern, Argentiniern, Bolivianern und Ekuadorianern – quantitativ die Kolumbianer hervor: Geschätzt werden sie auf 1.000 – 2.000. In der Regel sind das einstige Guerrilleros der FARC, aber auch des ELN, seltener Ex-Soldaten der kolumbianischen Armee, die, sie alle unzufrieden mit ihrer Reintegration ins Zivilleben im Gefolge des Friedensvertrags von 2016, weiterhin das tun, was sie am besten können: kämpfen. Auch hier sind wirtschaftliche Gründe maßgeblich: An der Ukraine-Front erhalten sie einen Sold von ca. 3.100 Euro plus diverse Boni. (In Kolumbien beträgt der Militärsold dagegen 600, der Durchschnittslohn 860 US-Dollar.) Den Hinterbliebenen der kolumbianischen Gefallenen gewährt die ukrainische Regierung (315.000 Euro) Entschädigung, anders also als die russische Regierung den Kubanern. Angesichts des Grauens des russischen Aggressionskriegs für die Ukraine mag Folgendes eine, indes aberwitzige, Fußnote sein: Früher enge kubanische und kolumbianische „Kampfgenossen“ – immerhin waren FARC und ELN im Kalten Krieg ideologisch Moskau- bzw. Havanna-affin – sind dort heute erbitterte Kriegsgegner. (Bild: Quetzal-Redaktion, uweg)