In der ersten Juliwoche fanden in Leipzig die World Skills 2013 statt. Unter dem Motto „Willkommen bei Freunden“ wurden diese Weltmeisterschaften der Berufsneulinge bereits zum 42. Mal ausgetragen. 1950 legte ein kleiner Lehrlingswettbewerb zwischen Spaniern und Portugiesen den Grundstein für die mittlerweile aller zwei Jahre ausgetragenen Weltmeisterschaften junger Berufsanfänger und Berufsanfängerinnen.
Unter den 1010 Teilnehmenden aus 53 Ländern von allen Kontinenten, die an vier Wettkampftagen ihr Können in 46 Berufen unter Beweis stellten, waren auch vier Mannschaften aus Lateinamerika. Aus Brasilien traten 37 Jugendliche an, aus Kolumbien 20, aus Chile 3, Argentinien war auch dabei. An insgesamt 900 Arbeitsstationen zeigten die Berufseinsteiger in nahezu olympischer Atmosphäre ihr Wissen und Können bei der Bewältigung von anspruchsvollen Aufgaben in den einzelnen Berufsfeldern. Von den Landschaftsgärtnern über den Pflegeberuf bis zum Roboterprogrammierer reichte die Welt der Berufe, in der das internationale Kräftemessen stattfand. Besonders erfolgreich waren die brasilianischen Jugendlichen, denn sie erzielten in der internationalen Mannschaftswertung nach Korea, der Schweiz, Taiwan und Japan den 5. Platz. Beeindruckende Leistungen, die Goldmedaillen wert waren, erzielten Henrique, Ricardo und Co. in den Berufsfeldern Polymechanik/ Automatisierung, Mechatronik, CNC-Fräsen und Grafik. Doch auch in anderen vor allem metallbearbeitenden Berufen gewann diese Mannschaft mit zahlreichen Talenten Medaillen.
Übrigens: Deutschland kam mit seiner 36-köpfigen Mannschaft auf Platz 7 der Gesamtwertung.
Die spannenden Wettkämpfe der jungen Fachkräfte, die bis zu einem Alter von 22 Jahren bei der WM der Berufe einmalig teilnehmen können, haben mehr als 200.000 Besucher auf dem Leipziger Messegelände verfolgt. 3.500 internationale Gäste, die ihre Mannschaften begleiteten und mitfieberten, bereicherten den interkulturellen Treffpunkt der Jugend in diesen Tagen. Für sechs Tage stand die berufliche Bildung der Welt im Mittelpunkt mit Disziplinen des Handwerks und der Tradition wie auch der Technologie der Moderne. Dem widmete sich auch ein begleitendes Fachprogramm mit Foren und Diskussionen zur weiteren Ausgestaltung und Abstimmung der Ausbildungssysteme weltweit. Bildungsfachleute, Politik und Wirtschaft trafen u.a. zusammen, um im World Skills Leader Forum, einer einmaligen Plattform weltweiter Netzwerke der World Skills unter der Überschrift „Unsere Jugend – unsere Zukunft“ über globale Probleme der Berufsbildung und Qualifizierung in Austausch zu treten. Die Eröffnungsrede hielt, von der hiesigen Presse kaum beachtet, Luiz Inacio Lula da Silva, der ehemalige Präsident Brasiliens, der während seiner Amtszeit 214 Berufsschulen errichten ließ (das 1,5 fache der jemals zuvor in Brasilien errichten Berufsschulen). Bis 2014 sollen weitere 208 hinzukommen. Er betonte in seiner Rede die Notwendigkeit, dass in Brasilien auch weiterhin der Bildung eine hohe Priorität beigemessen werden muss, um zu den Ländern mit der besten Qualifikation zu stoßen. Dafür ist eine Verknüpfung von staatlicher und betrieblicher Verantwortung erforderlich. Lula wurde im Anschluss an seine Rede mit einer Goldmedaille der World Skills International , der höchsten internationalen Ehrung im Bereich der beruflichen Bildung, für sein engagiertes Wirken für die berufliche Bildung geehrt, wie brasilianische Medien berichteten.
Der internationale fachliche Diskurs machte deutlich, dass die WM einerseits das beeindruckende Können der jungen Fachkräfte weltweit veranschaulicht und andererseits darauf verweist, dass dieses nicht nur im sportlichen Wettbewerb, sondern für eine individuelle Beschäftigungsperspektive der Jugend und für die wirtschaftliche Entwicklung auf allen Kontinenten gefördert werden muss.
Der überzeugende Auftritt der Brasilianer insgesamt verstand sich ganz sicher als Achtungszeichen, das auch auf dem lateinamerikanischen Kontinent Jugend und berufliche Bildung Perspektiven eröffnen kann. Nicht zuletzt galt es wohl auch als Generalprobe für die 43. World Skills. Diese werden vom 11.-16. August 2015 in der Metropole São Paulo (mehr als 11 Mio. Einwohner) ausgetragen. Die Vorbereitungszeit bis dahin werden nicht nur die zahlreichen brasilianischen Beobachter nutzen, die in Leipzig Erfahrungen für die Organisation und Gestaltung dieser imposanten Wettkämpfe sammelten. Auch andere lateinamerikanischen Staaten, die im weltweiten Netzwerk verankert sind und sich beispielsweise bereits im September in Tarija/ Bolivien zur Amerikanischen Genrealversammlung der World Skills treffen, tun gut daran, die berufliche Zukunft ihrer Jugend in den Focus zu nehmen.
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Bildquellen: [1], [2] Quetzal-Redaktion, pg