Chile: Streit in einer gated community
|Colina, die Hauptstadt der chilenischen Provinz Chacabuco, macht Schlagzeilen. Aber nicht durch ihre Vorzüge wie die Nähe zur Hauptstadt Santiago, ihre Thermalbäder oder das mediterrane Klima. Nein, sondern in einer geschlossenen Wohnanlage hat sich ein Streit entzündet, der Chile aufwühlt. Aber vor allem zeigt sich darin die soziale Zerrissenheit des Landes. In der exklusiven Wohnanlage El Agarrobal II ist durch Vorschriften festgelegt, das sich Hausangestellte von Bewohnern, nur im dafür vorgesehenen Kleinbus auf den Straßen zu bewegen haben. Die dortige Verwaltung begründet das mit dem Schutz der Bewohner vor Einbrüchen und Spionage. Dies erscheint unverständlich, da solche Beschäftigungsverhältnisse eine vertrauenswürdige Basis zwischen beiden Partnern erfordert. Es ist vor allem eine pauschale und kollektive Verdächtigung. Auslöser für den Streit war die eigenmächtige Umgehung der Arbeitswegvorschrift einer in dieser gated community beschäftigten Hausangestellten: Die letzten Meter bis zur Arbeitsstelle wollte diese per pedes zurücklegen, als sie von den Wachmännern der Wohnanlage zurückgehalten wurde. Mehrere Anwohner beschwerten sich in Fernsehinterviews und protestierten gegen die Umgehung der Vorschrift durch die Hausangestellte so energisch, dass dem Arbeitgeber der besagten Hausangestellten nichts anderes übrig blieb, als der Hausangestellten ein Stück seines Eigentums zu vermachen, so dass sie nun ungehindert als Eigentümerin in der Anlage spazieren gehen kann.