Lolo ist Kettenraucher. Nene auch. Aber der pflegt auch noch permanent von den Vorzügen des Rauchens zu faseln, und darüber, dass das Gerede über die Gefährlichkeit des Rauchens Quatsch sei, schließlich stirbt jeder Mensch, wenn er dran ist. Damit ist er allerdings bei seinem Kumpel Tomson an der falschen Stelle gelandet: Der leidet geradezu unter einer Rauchphobie – schließlich gibt ihm die Statistik ja auch recht. Oder? Einer guten Zigarette nicht abgeneigt sind dagegen Goyo, der Friseur, und seine frustrierte Frau Carmen. Clara, sie ist Apothekerin, muss sich mit einer nicht angezündeten Zigarette im Mundwinkel begnügen: Ihr Mann Beto gewöhnt sich das Rauchen gerade ab. Schon seine Gereiztheit zeigt, dass das letztlich nicht gesund sein kann. Und Svoboda gewöhnt sich das Rauchen zwar nicht ab, aber Freude hat er an seinem edlen Glimmstengel auch nicht mehr.
Diese kurze Einführung dürfte klar machen, warum der Film Nícotina (Nikotin) heißt. In diesem Streifen gibt es kaum eine Einstellung, in der Zigaretten nicht eine mehr oder weniger bedeutende Rolle spielen. Für Raucher dürfte das eine echte Folter sein. Des Rauchverbots im Kino wegen. Ich rate: Stark sein und trotzdem reingehen, der Film ist es wert.
Worum geht es eigentlich?
Lolo ist ein Computerfreak. Einer von der verklemmten Sorte. Die Liebe zu seiner Nachbarin zeigt er auf seine Weise: Er installiert Kameras in ihrer Wohnung und zapft auch ihr Telefon an. Die Überwachungsdaten pflegt er fein säuberlich auf CDs zu archivieren. Als Andrea Lolos perverses Vergnügen entdeckt, errichtet sie mit eben diesen Compact Discs einen Scheiterhaufen. Lolo kann das Feuer zwar löschen und Schlimmeres verhindern, aber der Schaden ist auch so schon immens.
Nene und Tomson sind Gangster, nicht gerade große – aber immerhin. Sie planen einen Deal mit der Russenmafia: Gegen die Daten einer Schweizer Bank sollen die Russen ihnen Diamanten liefern. Für die Beschaffung der Daten ist Lolo zuständig. Dem gelingt das auch, allerdings bevor Andrea seine Sammlung dem Feuer überantwortet. Und so kommt es, wie es kommen musste. Nach dem großen Chaos in seiner Wohnung greift sich Lolo nichtsahnend die falsche CD, die richtige hatte Andrea zuvor auf den Scheiterhaufen geworfen. Die russischen Gangster sind von den Überwachungsbildern verständlicherweise wenig begeistert, der geplante Deal mündet in eine Schießerei mit einem Toten und zwei Verletzten.
Und nun beginnt die Geschichte erst richtig. Das Ganze dauert ca. 90 Minuten, von Lolos ersten Versuchen, den Schweizer Computer zu knacken bis zum bitteren Ende. Nícotina liefert also quasi einen Echtzeit-Trip durch das nächtliche Mexico City, und seine Geschichte ist wie dieser Moloch von Stadt: laut, schnell, hektisch und gefährlich. Selbst die Gefährlichkeit des Nichtrauchens wird einem von den fast ständig paffenden Protagonisten vorgeführt. Aber bevor hier jemand mit correctness und Anti-Raucher-Statistiken kommt: So richtig ernst meinen es die Macher ja gar nicht.
Nícotina.
Regie: Hugo Rodríguez
Mexico 2003.