Leser fragen mich,
per Brief oder mündlich, was ich von den Bearbeitungen meiner Romane für Film, Radio, Fernsehen halte. Viele meiner Bücher sind zu Filmkulissen, Theaterstücken, Telenovelas und Fernsehserien verwandelt worden, und daraus wurden dann Ballette und Comics gewonnen.
Ich wiederhole, was ich bereits gesagt und geschrieben habe: Die Bearbeitung eines Romans für ein anderes Medium ist immer Gewalt gegen den Autor. So gut auch die Bearbeitung sein mag, immer wird es etwas Grundlegendes geben, das sich verändert, schlechter oder besser wird, das sich verfälscht bei der Übertragung aus den Buchseiten auf Bühne oder Leinwand, auf die große des Kinos oder auf den kleinen Fernsehschirm.
Es ist natürlich, dass dies geschieht. Wenn ich einen Roman schreibe, vollbringe ich eine handwerkliche Arbeit, ich bin Handwerker, der versucht, die Kunst der Literatur zu erreichen. Wenn ich ein Buch beginne, gibt es nur mich, die Schreibmaschine, das weiße Papier. Dieser handwerkliche Charakter verschwindet, wenn der Roman bearbeitet wird: Kino, Radio, Fernsehen sind das Gegenteil des Handwerks, sind Industrie und Geschäft, ein Produkt, das angeboten, das gesehen oder gehört (und nicht gelesen) werden soll, muss den Marktanforderungen entsprechen. Um einen Film zu drehen, genügen nicht nur Autor, weißes Papier, Schreibmaschine (in meinem Fall eine alte, rückständige Schreibmaschine, junge Schriftsteller wie Dona Zélia Gattai, Fernando Sabino João Ubaldo Ribeiro benutzen Rechner, seid gegrüßt!). Bei der Herstellung eines Films wirkt eine kleine Masse mit: der Produzent, der Regisseur, der Bühnenbildner, die Bild- und Tonregisseure, der Komponist, die Musiker, die Darsteller, Techniker aller Art, Beleuchter, Maskenbildner, eine Unzahl von Menschen. Beim Fernsehen kommt das Publikum, die Fernsehzuschauer hinzu, die, vor den Bildschirmen sitzend, die Folgen anschauen und auf sie, auf die Handlungen und die Figuren einen entscheidenden Einfluss ausüben: Ein einfacher Statist, der dem Publikum gefällt, kann zum Hauptdarsteller werden, die Handlungen entwickeln sich durch die Zuschauer. Der Autor des Romans fühlt sich ständig angegriffen, und plötzlich erkennt er sein Werk nicht mehr.
Warum also akzeptierst du, dass deine Romane bearbeitet werden, wenn du weißt, dass du dich argem, langweilen, darunter leiden wirst? Aus drei Gründen, werde ich erneut antworten, alle drei von gleicher Wichtigkeit. Ich habe festgestellt, dass selbst in den schlechtesten Bearbeitungen, in denen, die sich am weitesten vom Originalwerk entfernen, seinem Inhalt, seiner Wahrhaftigkeit, etwas von dem bleibt, sich behauptet, was der Autor sagen wollte, von dem Gefühl, das er übermitteln wollte, fast immer ist es das Wesentliche. Dies ist der erste Grund.
Zweitens, weil das geschriebene Werk ein Publikum von einigen Tausend Lesern erreicht, eine Auflage von zehntausend Exemplaren ist schon beachtlich, ein brasilianischer Bestseller kommt auf zwanzigtausend, und alle Achtung, es gibt auch außergewöhnliche, übertriebene Fälle von hundert-, ja zweihunderttausend, bei denen es sich selten um die echten Auflagen handelt. Die Filme aber, die Fernsehserien, werden von Millionen von Zuschauern gesehen, einschließlich von Tausenden und Abertausenden Analphabeten, die keinen Zugang zum Buch haben. „Tieta“ – die Telenovela, die Aguinaldo Silva geschrieben hat und die auf meinem Roman fußt – sahen jeden Abend fünfzig Millionen begeisterte Zuschauer, jedenfalls nach dem, was man mir sagte. Dieses Etwas, das von meinem Roman blieb, hat diese ungeheure Masse erreicht.
Um ehrlich zu sein, muss ich den dritten Grund hinzufügen, der ebenfalls wesentlich ist. Ich bin ein Autor, der ausschließlich von den Erlösen lebt, die aus dem Verkauf der Rechte an den Auflagen, Übersetzungen und Bearbeitungen meiner Bücher stammen, ich habe keine andere Einkommensquelle.
Ich will noch auf eine weitere Frage antworten: Ob ich die Arbeit des Bearbeiters verfolge, ob ich mit ihm diskutiere, ihm zustimme, widerspreche, Änderungen fordere, Treue zum Original und so fort. Nichts von alledem, ich mische mich nicht ein, lasse dem Bearbeiter die volle und ganze Freiheit, ich will nichts davon wissen, absolut nichts. Ich glaube, eine Bearbeitung, die gut sein soll, muss eine Neuschöpfung sein und kein Plagiat des Werks. Wenn der Autor sich einmischt, wird es ein Fehlschlag.
Zum Abschluss ein Rat umsonst, Frucht meiner Erfahrung. Wenn Sie unter der Bearbeitung Ihres Romans nicht leiden wollen, lieber Kollege und Freund, schauen Sie sich den Film, die Novela, das Stück nicht an, das andauernde Unglück. Kassieren Sie die Tantiemen im voraus, fordern Sie viel, so viel Sie bekommen können, es ist eine Entschädigung – und schauen Sie es sich nicht an, weigern Sie sich, ins Kino zu gehen, ins Theater, meiden Sie das Fernsehen, wenn Sie sich nicht quälen wollen.
Aus: Jorge Amado, Auf großer Fahrt. Karl Dietz Verlag Berlin 1997. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.