Peru: Vorstoß zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
|Peru erlebt zur Zeit eine breite und intensive Debatte über Schwangerschaftsabbruch. Auslöser ist der Vorschlag einer vom peruanischen Kongress eingesetzten Kommission aus Parlamentariern, Vertretern des Justizministeriums, der Anwaltskammer von Lima und von Universitäten zur Entkriminalisierung der Abtreibung nach Vergewaltigung und nach Vorlage einer medizinischen Indikation. Feministische Frauenorganisationen begrüßen den Vorschlag als wichtigen Schritt, wohingegen Gruppen von Lebensschützern die Initiative hart kritisieren und den Schwangerschaftsabbruch mit jeglicher Indikation ablehnen. In Peru war bereits 1990 ein Gesetz eingebracht worden, das einen Abbruch nach Vergewaltigung und bei Vorliegen einer Missbildung des Fötus‘ erlaubte. Dieses Gesetz war dann aber unter der ersten Regierung von Alan García (1985-90) nach massivem Druck seitens der katholischen Kirche zurückgehalten worden. Rein rechtlich ist in Peru ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt, wenn Gefahr für das Leben der Schwangeren besteht, theoretisch auch, wenn ihre Gesundheit gefährdet ist. In der Praxis wird Frauen in staatlichen Gesundheitseinrichtungen aber häufig ein Abbruch verweigert. Eine große Zahl illegaler Abtreibungen ist die Folge. Paradoxerweise machen illegale Kliniken in Peru ganz offen Werbung für ihre Lösungsvorschläge bei „Ausbleiben der Menstruation“. Einer Studie zufolge liegt die Rate der Schwangerschaftsabbrüche in dem Andenstaat bei ca. 50 pro 1.000 Schwangerschaften, das sind doppelt so viele wie in europäischen Ländern, in denen es Fristenregelungen gibt. Die NRG Flora Tristán spricht von 100.000 heimlichen Abtreibungen jährlich, die meisten unter katastrophalen Bedingungen. Peru verzeichnet die zweithöchste Müttersterblichkeit in Lateinamerika, es wird davon ausgegangen, dass dazu neben mangelnder Gesundheitsversorgung der Schwangeren vor allem die große Zahl illegaler Abbrüche beiträgt (Bildquelle: Public Domain).