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Brasilien: Wichtigste Präsidentschaftswahl seit Jahrzehnten geht in die zweite Runde

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten

In dem 8,5 Millionen Quadratkilometer großen Fleckchen auf der anderen Seite unserer Erde, bekannt unter dem Namen Brasilien, wurde am 2. Oktober gewählt. Eine Wahl, die das Land spaltet und nun in die Verlängerung gehen wird. Der Zweikampf findet zwischen dem rechten Politiker und aktuellem Präsidenten Jair Bolsonaro der PL (Partido Liberal) und dem linken ehemaligen Präsidenten Lula da Silva der PT (Partido dos Trabalhadores) statt. In den im Vorfeld der Wahlen durchgeführten Umfragen wurde Lula als haushoher Favorit gehandelt. Er lag in einigen Umfragen sogar um fast 15% vor dem aktuellen Präsidenten Bolsonaro, doch das Endergebnis war letztendlich viel knapper als im Vorfeld angenommen. Daher wird dieses Ergebnis für den Herausforderer, trotz Wahlsieg, einen starken bitteren Beigeschmack haben, vor allem da auch eine direkte Entscheidung für Lula als Präsidenten in der ersten Wahlrunde in greifbarer Nähe gelegen hatte. Mit einem Wahlergebnis über 50% wäre dies der Fall gewesen. Am Ende dieses ersten Wahldurchgangs erreichte Lula jedoch 48,4% der Stimmen und Bolsonaro 43,2%. Die endgültige Entscheidung, wer von den Beiden in der kommenden Legislaturperiode an der Spitze der brasilianischen Politik stehen wird, fällt also erst am 30. Oktober. Neben der Präsidentschaftswahl die seit mehr als 20 Jahren mithilfe von elektronischen Wahlmaschinen durchgeführt wird, fanden allerdings auch die Parlamentswahlen für den Senat und das Abgeordnetenhaus statt. Ebenso die Gouverneurswahlen der 27 Bundesstaaten. Hierzu lässt sich sagen, dass einige Bolsonaro nahstehende Politiker wiedergewählt werden konnten. Dies betrifft zum Beispiel den neuen Gouverneur von Rio de Janeiro Cláudio Castro. Auch in dem neben Rio de Janeiro wichtigsten Bundesstaat São Paulo, lag mit Tarcísio de Freitas ein Bolsonaro gut gesinnter Kandidat vorne. Hier geht es allerdings noch in die Stichwahl. Ferner haben es Bolsonaros ehemaliger Gesundheitsminister Eduardo Pazuello, der wegen dem Umgang mit der Corona-Pandemie sehr stark in der Kritik stand, und Ricardo Salles, der Umweltminister unter dem aktuellen Präsidenten war, in dessen Amtszeit, die Abholzung des Regenwaldes so stark wie lange nicht vorangeschritten ist, ins Abgeordnetenhaus geschafft. Mit Guilherme Boulos und der farbigen Transfrau Erika Hilton schafften es allerdings auch zwei für die brasilianische Linke in die Abgeordnetenkammer. Am Rande zu erwähnen sei noch der Teilerfolg, der häufig benachteiligten Indigenen Bevölkerung Brasiliens, mit den Kandidatinnen Sonia Guajajara und Célia Nunes Correa in den brasilianischen Kongress. In den kommenden Wochen wird der Fokus nun also weiterhin auf Lula und Bolsonaro liegen. Daher noch ein ganz kurzer Überblick über einige wichtige Punkte der beiden Wahlprogramme. Bolsonaro will der steigenden Armut weiter entgegenwirken und bedürftige Familien mit monatlich 113 Dollar unterstützen. Dies würde eine Verlängerung der bereits bestehenden befristeten Maßnahme zur Abfederung der Auswirkungen der Pandemie darstellen. Des Weiteren seien die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen vorgesehen, die mit der Beseitigung von bürokratischen Beschränkungen, Steuersenkungen und Investitionen in Technologie aufgebaut werden sollen. Auch Umweltverbrechen will der Politiker der PL aggressiver bekämpfen, gleichzeitig stellte er aber auch Daten in Frage, die eine deutliche Zunahme der gestiegenen Abholzung während seiner Amtszeit belegen. In Lulas Wahlprogramm sieht man ebenfalls eine vorgesehene Unterstützung bedürftiger Menschen in Form von monatlichen Gutscheinen in Höhe von 113 Dollar. Er will zudem die Steuern für die Reichen erhöhen und den Mindestlohn an die Inflation anpassen. Es ist die Wiederbelebung des Wohnungsbauprogramms für Arme vorgesehen und Lula gab das Versprechen für die Gewährleistung der Ernährung für die Hungernden. Auch gegen Umweltverbrechen von Milizen, Landbesetzern, Holzfällern und anderen will er vorgehen. Beide Kandidaten werden jetzt alle Kräfte zusammennehmen müssen und versuchen die Wähler:innen für sich zu gewinnen um am Ende diesen Monats als Sieger dastehen zu können und das Land für die nächsten vier Jahre in die gegenwärtig noch ungewisse Zukunft führen zu können. (Bildquelle: peoplesdispatch)

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