Brasilien: Weitere Anklagen im Prozess zum Carandiru-Massaker
|Am heutigen Tag beginnen in dritter Instanz die Verhandlungen zum Carandiru-Massaker vom 2. Oktober 1992. Vor mehr als 21 Jahren wurde während eines Gefängnisaufstandes die Erstürmung einzelner Zellenblöcke durch die Militärpolizei angeordnet. Hierbei wurden 111 Menschen getötet und 87 verletzt. An der gewaltsamen Niederschlagung – bei der auch unbewaffnete, sich bereits ergebene Insassen erschossen wurden – müssen sich nun erneut 15 Polizisten für den Tod von acht Gefangenen verantworten. Durch die Einbindung einer großen Anzahl an Angeklagten und Opfern wurde der Prozess in insgesamt vier Instanzen unterteilt, analog der vier Etagen von Haus 9, in welchem das Massaker stattgefunden hat. Im April 2013 wurden bereits 23 Polizisten für den Mord an 13 Häftlingen zu je insgesamt 156 Jahren Haft verurteilt. In zweiter Instanz weitere 25 Polizisten zu je 624 Jahren Haft wegen Mordes von 52 Insassen. Wie auch schon bei der Verurteilung des kommandierenden der Militärpolizei, Ubiratan Guimarães, bleiben die Polizisten durch Unfähigkeit der Justiz in der Regel auf freiem Fuß oder erwirken in weiteren Instanzen zweifelhafte Freisprüche. Das Casa de Detenção de São Paulo, wie Carandiru offiziell bezeichnet wird, wurde im 2002 geschlossen. Mit über 8.000 Insassen galt es einst als größte Haftanstalt in Südamerika. (Bildquelle: Agencia Brasil, Sérgio Andrade)