Brasilien Ärzteprotest: Es fehlen keine Ärzte, es fehlen bessere Arbeitsbedingungen
|Die brasilianische Regierung hat im Juli dieses Jahres das „Programm Mehr Ärzte“ (Programa Mais Médico) begonnen. Dieses Programm zielt darauf, den Mangel an medizinischer Grundversorgung für die indigene Bevölkerung und in den ländlichen Räumen sowie Risikogebieten der Peripherie zu beheben. Die Anmeldung ist für brasilianische und ausländische Ärzte möglich, wenn ihre Ausreise keinen Verlust für ihre Herkunftsländer darstellt. Allerdings haben Ärzte in Brasilien gegen das Programm demonstriert. Dass ausländische Ärzte angenommen werden, besonders die möglicherweise 6.000 Ärzte aus Kuba, sorgt für Empörung. Die Gewerkschaft behauptet, dass es in Brasilien keinen Mangel an Ärzten gäbe, das Problem seien die Arbeitsbedingungen in den erwähnten Gebieten. Die Regierung bietet den Ärzten ein Stipendium in Höhe von R$ 10.000,00 (ca. € 3.282,00), zzgl. den Reisekosten für die Ärzte und ihre Familien durch das „Programm Mehr Ärzte“. Wenn es, wie die Gewerkschaft behauptet, in Brasilien keinen Mangel an Ärzten gibt, dann können also alle diese Stellen von brasilianischen Ärzten besetzt werden, da diese auch Priorität haben. Also was fürchten sie? Die Ärzte erklären, dass die strukturellen Arbeitsbedingungen fehlen, und deswegen seien die Stellen nicht zu besetzen. Offensichtlich nehmen sie in Kauf, dass Menschen in diesen Regionen ohne ärztliche Grundversorgung bleiben. In Brasilien kommen auf 1.000 Einwohner 1.8 Ärzte, in Deutschland sind es 3,6 und in Kuba 6,7. In einigen Gebieten Brasiliens gibt es nur ca. einen oder sogar weniger als einen Arzt pro 1.000 Einwohner. Die Arbeitsbedingungen müssen ohne Zweifel dringend verbessert werden, aber auch die Lebensbedingungen der Bewohner des Landes. Die medizinische Versorgung sollte für niemanden Luxus sein (Bildquelle: Pedro França/Agência Senado).