Bolivien: Polizeistreik beendet, aber La Paz kommt nicht zur Ruhe
|Der Polizistenstreik in Bolivien ist beendet. Die bolivarische Regierung unter Präsident Evo Morales konnte mit der Gewerkschaft der Polizei einen Kompromiss aushandeln, welcher eine Erhöhung der Gehälter um ca. 20 Prozent vorsieht. Landesweit, aber insbesondere in der Hauptstadt La Paz, kam es zu Protesten und Auseinandersetzungen, nachdem am Freitag ca. 30 vermummte Polizisten nachts in die Zentrale des bolivarischen Inlandgeheimdienstes einbrachen, Akten verbrannten und Computer zerstörten. Im ganzen Land besetzten Polizisten, viele vermummt und in Uniform, zentrale Plätze und Gebäude. Präsident Evo Morales ließ daraufhin mitteilen, er wolle diesen Konflikt mit friedlichen Mitteln lösen und nicht den rechten Kräften nachgeben, welchen den Einsatz der Armee forderten. Am Sonntag vereinbarte die Regierung mit der Polizeigewerkschaft eine geringe Lohnerhöhung, welche die Mehrzahl der Streikenden jedoch ablehnte. Dienstag verschärfte sich der Konflikt drastisch, als ca. 500 hauptsächlich indigene Regierungsunterstützer mit den ca. 1000 teilweise bewaffneten streikenden Polizisten auf dem zentralen Plaza Murillo in La Paz aneinandergerieten. Die streikenden Polizisten setzten Schlagstöcke und Tränengas ein, um die Regierungsunterstützer zurückzutreiben. Deren Anführer erklärte daraufhin, dass die Polizisten nicht für Löhne kämpften, sondern dies seiner Meinung nach eine politische Konfrontation sei. Morales sprach zwischenzeitlich sogar von einem Putschversuch der rechten Opposition, welche die Polizisten für sich einspanne. Während die Polizisten sich inzwischen größtenteils aus den besetzten Gebäuden und von den besetzten Plätzen zurückgezogen haben und mittlerweile wieder im Dienst sind, ist in La Paz eine andere Protestbewegung eingetroffen: ungefähr 800 Bewohner des Amazonas-Schutzgebietes TIPNIS marschierten seit 2 Monaten auf die bolivarische Hauptstadt zu, um gegen den Bau einer Schnellstraße durch ihre Heimat zu demonstrieren. Um nicht in Verbindung mit dem Polizeistreik gebracht zu werden, entschieden sich die TIPNIS-Bewohner am Dienstag, vor den Toren von La Paz zu warten, bis die Regierung den Konflikt beigelegt habe. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, Nico Jiminez)