Bolivien: Ärzte wehren sich gegen neues Gesetz
|In der bolivianischen Ärzteschaft liegen die Nerven blank. Seit fast einem Monat befinden sich die Mediziner im Streik, um eine Änderung des Strafgesetzbuchs zu verhindern; diese wurde heute mit deutlicher Mehrheit gebilligt. Stein des Anstoßes ist insbesondere Artikel 205, der darauf abzielt, ärztliches Fehlverhalten zu sanktionieren. Konkret sieht das neue Gesetz drei verschiedene Strafen für diejenigen vor, die „in Ausübung ihres Berufs die Gesundheit oder körperliche Unversehrtheit einer anderen Person verletzen“: Freiheitsentzug von drei bis sechs Jahren, Berufsverbote und finanzielle Entschädigungsleistungen. Die Ärzte werfen der Regierung vor, dieses Gesetz behindere die freie Berufsausübung der Ärzte und könne bei hohen Entschädigungszahlungen außerdem zu ihrem Ruin führen. Ihre Patienten könnten das indes anders sehen. Schätzungen zufolge gab es in Bolivien in den letzten Jahren ca. 5.000 Fälle von ärztlichem Fehlverhalten, bei denen Patienten schwer geschädigt wurden oder starben. Opfervertretern zufolge führte keiner der Fälle zu einem Gerichtsurteil, die Ärzte entzögen sich den gesetzlichen Regelungen. Präsident Evo Morales hatte die Mediziner kürzlich aufgefordert, sich um ihre Patienten zu kümmern und die Medizin nicht mit einer Ware zu verwechseln. Die Regierung droht inzwischen mit Entlassungen und organisiert „unentgeltliche Gesundheitsmessen“ mit kubanischen Ärzten. Die Streikenden kündigten nach dem Senatsentscheid härtere Maßnahmen an. (Bildquelle: Adrian Clark_)