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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Globales Netz

Elke Schickerling | | Artikel drucken
Lesedauer: 6 Minuten

Mit den Veränderungen der Globalisierung einhergehend, wird das Internet immer mehr zu einem unentbehrlichen Medium für die Verbreitung und den Austausch von Informationen jeglicher Art. Im folgenden werden drei verschiedene Internetseiten vorgestellt, die sich mit Lateinamerika beschäftigen, jedoch alle einen anderen Informationszweck zur Absicht haben.

Zum ersten geht es um Informationen zu Wissenschaft und Forschung, wie sie auf der Internetseite der Latin American Studies Association zur Verfügung stellt werden. Zum zweiten wird gezeigt, wie man mit Hilfe des Internets versucht, Unterstützung für die Region Chiapas und ihre Probleme zu erhalten, die von der mexikanischen Regierung nur ungenügenden Rückhalt erfährt. Die dritte Internetseite geht aktuellen Entwicklungen der Globalisierung auf den Grund, die das Lokale mit dem Globalen versucht zu verbinden.

http://lasa.international.pitt.edu/

Bereits 1966 wurde mit der Latin American Studies Association (LASA), die weltweit größte Berufsvereinigung für Einzelpersonen und Institutionen gegründet, welche sich mit dem Studium von Lateinamerika beschäftigt. Mit über 5.500 Mitgliedern, von denen sich ca. dreißig Prozent außerhalb der Vereinigten Staaten befinden, ist LASA die weltweit einzigste Vereinigung, die lateinamerikanische Experten aller Disziplinen und beruflicher Ausrichtungen zusammenbringt.

Diese Vereinigung bringt die lateinamerikanische Gemeinschaft auf zahlreichen Wegen voran. Sie verschafft ihren Mitgliedern einen Zugang zur Latin American Research Review, der bekanntesten US-amerikanischen Zeitschrift für den Bereich der Lateinamerika Studien. Außerdem veröffentlicht LASA das LASA Forum, ein vierteljährlicher newsletter. Zudem werden die Mitglieder über Berufschancen informiert. Zur Arbeit von LASA gehört auch, dass sie die Interessen und Ansichten der Lateinamerikanisten nicht nur gegenüber der Regierung der USA, sondern auch anderen Regierungen repräsentiert.

LASA organisiert regelmäßig alle eineinhalb Jahre einen internationalen Kongress, auf dem sich mit über 600 Sitzungen Fachleute zum Thema Lateinamerika und der Karibik treffen.

Nach einer kurzen Anmeldung in der Rubrik „Papers From Past Congresses“ kann sich jeder Lateinamerika-Interessierte einen Überblick über die große Vielzahl der Artikel und Arbeitspapiere vergangener Kongresse verschaffen. Die Seite mit den Artikeln der letzten LASA-Kongresse verfügt über zwei Suchfunktionen. Entweder sucht man alphabetisch nach dem Namen des Autors, oder nach den speziellen Bereichen, in die alle Artikel eingeteilt sind. Jeder Artikel ist dabei frei zugänglich. Die Darbietung der Informationen der Kongresse und der dazugehörigen Artikel ist besonders gut überschaubar.

Unter der Rubrik der verschiedenen LASA Abteilungen, „LASA Sections“, eröffnen sich weitere Möglichkeiten, um Informationen zu recherchieren, wobei hier auch zum Teil aktuellere Artikel zu finden sind. Von hier aus gelangt man dann auch zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, die an einer bestimmten Sektion, z.B. Brasilien, arbeiten und kann dann wiederum auf deren Informationen zurückgreifen. Außerdem gibt es eine ständig aktualisierte Liste mit bevorstehenden Konferenzen zum Thema Lateinamerika Studien.

Der nächste Internationale Kongress findet vom 27. bis 29. März 2003 in Dallas (Texas) statt.

Ya Basta! http://www.ezln.org

„Das Gedächtnis Zapatas sowie sein Geist reiten weiter durch Mexiko“. Noch viele Jahrzehnte später erinnert man sich an den Freiheitskämpfer Emiliano Zapata. Heute beruft sich die indigene Rebellenarmee von Chiapas, die Nationale Zapatistische Befreiungsarmee (EZLN), auf diesen Zapata. Die EZLN bekämpft das gleiche soziale Übel, welches Zapata schon bekämpfte: Großgrundbesitzer (deren Besitz häufig in ausländischem Besitz ist) und große Firmen, die ein korruptes und repressives Regime am Leben erhalten, welches die Landarbeiter, besonders die indigenen Völker bodenlos und ausgebeutet bleiben lässt. (Quelle: http://www.zapatistarevolution.com/ who.html)

Der internationale Kreislauf des zapatistischen Kampfes in Chiapas hat Mexiko, mit Hilfe des Internets, zu einem der erfolgreichsten Beispiele für den Gebrauch von Computerkommunikation durch soziale Bewegungen an der Basis werden lassen.

Die Internetseite mit dem Titel Ya Basta! ist im Frühjahr des Jahres 1994 von dem US-amerikanischen Literaturstudenten Justin Paulson ins Leben gerufen worden, um verlässliche Informationen über den Aufstand der Zapatisten zur Verfügung zu stellen. Ein weiterer Grund für die Entstehung dieser Internetseite war, dass sie als Sprachrohr für die Zapatisten und deren Sympathisanten im Cyberspace füngieren sollte. Der Name ezln.org wurde mit Erlaubnis der EZLN-Führung für diese Seite registriert. Diese Internetseite ist jedoch ein privates, gemeinnütziges Projekt und ist ausdrücklich keine offizielle Veröffentlichung durch die Nationale Zapatistische Befreiungsarmee (EZLN).

Für die Bekanntheit dieser Internetseite sprechen die bisher drei Millionen Besucher auf dieser Seite. Neben der Besucherstatistik muss außerdem erwähnt werden, dass sich durch die neue, neoliberal ausgerichtete Wirtschaftspolitik in Mexiko (NAFTA etc.) auch Globalisierungsgegner weltweit angesprochen fühlen.

Es wird versucht, die Internetseite aktuell zu halten, doch kann man keinen Anspruch auf vollkommene Informationen zum Thema der Zapatisten erheben. Es gibt zwar noch viele andere, auch sprachlich mehr international ausgerichtete Seiten über zapatistische Bewegungen, doch muss dabei berücksichtigt werden, dass keiner der Mitarbeiter dieser Internetseite hierfür hauptberuflich tätig ist. Die Darbietung der Informationen ist chronologisch und mit sehr vielen Querverweisen ausgestattet. Der Vorteil dieser Internetseite gegenüber anderen Seiten mit gleichem Schwerpunkt liegt darin, dass der Name der Internetadresse ein guter Ausgangspunkt für weitere Recherchen und Informationen rund um das Thema der Zapatisten ist, in welchem man aufgrund der Themenbreite schon einmal leicht die Richtung seiner Suche aus den Augen verlieren kann.

„Glocal Revista“ ist eine international ausgerichtete Zeitschrift, die den Anspruch hat, die verschiedenen Aspekte der Globalisierung in der gegenwärtigen Welt zu analysieren, interpretieren und zu kommentieren. Globalisierung wird hier als ein Prozess verstanden, welcher das Globale mit dem Lokalen verbindet. Dafür steht auch der Name „glocal“. (Quelle: _http://www.glocalforum.org/en/aboutus/index.asp) Die Zeitschrift beschäftigt sich neben den Bereichen Politik und Wirtschaft auch mit Themen rund um Kultur und Gesellschaft.

Führende Fachspezialisten, darunter Ernesto Navarro Guzman, Professor an der Universität Autonoma Metropolitana in Mexiko, nehmen an diesen Seiten teil, um sie abwechslungsreich zu gestalten. Die Themen dieser Zeitschrift handeln von Lateinamerika, der Karibik sowie von Entwicklungsländern anderer Kontinente. Doch ist auch die Europäische Union ein Thema dieser Internetseite. Die Zeitschrift besteht aus zwei Teilen, den secciones und den articulos. Der erste Teil umfasst die folgenden Rubriken: Aktuelles, Polemik, Interview, Erinnerungen, Kultur, Leserfragen und Post. Im zweiten Teil kann man sich durch die interessante Vielfalt der Artikel lesen.

In der derzeitigen Ausgabe der „Glocal“, 2. Jahrgang, Nr.8, wurden die Artikel der folgenden Autoren im Internet veröffentlicht: Victor Cuevas, Alfredo E. Villalpando Meza, Adriana Puigross, Jose Valenzuela Feijoo sowie Benito Muinos Juncal.

„Glocal“ ist zudem auch ein interaktiver Raum, wo jedermann dadurch teilnehmen kann, indem er seine Meinung oder seinen Vorschlag sowie auch Artikel und Kommentare, die zum Zweck dieser Internetseite beitragen, der Redaktion von „Glocal“ zuschickt.

Ein besonderes i-Tüpfelchen enthält die Rubrik Leserfragen. Hier bekommt jeder, ob jung oder alt, die Möglichkeit, Fragen und Bemerkungen zum Thema Globalisierung an den bereits oben erwähnten Professor Ernesto Navarro Guzman zu stellen.

An der derzeitigen Aktualität der Internetpräsenz von „Glocal“ muss jedoch gezweifelt werden. Seit mindestens vier Monaten hat es keine Veränderung mehr gegeben. Eine Anfrage meinerseits auf fehlende und ergänzende Informationen über diese Internet-Seite an die Redaktion von „Glocal“ hat zudem zu keiner Antwort geführt – die Mailbox war bereits voll. Bleibt zu hoffen, dass diese Internetseite es schafft, auch für die Zukunft für ihre Leser bestehen zu bleiben.

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