Während Parques Nacionales Naturales1 vorsieht, am 22. November nächsten Jahres das Konzessionsverfahren für die Nationalparks Tayrona und den Vía Parque Isla de Salamanca abzuschließen, ersuchen indigene Gemeinschaften die Aufhebung der Ausschreibung. In den Gebirgsausläufern der Sierra Nevada de Santa Marta gelegen, ist der Parque Nacional Natural Tayrona einer der schönsten Orte Kolumbiens. Allerdings bestehen auch dort die meisten Konflikte um Landtitel. Der aktualisierte Plan zur Nutzung des Parks sowie die Endphase der ökotouristischen Konzession haben das Hin und Her zwischen Regierung, Privatbesitzern von Grundstücken im Gebiet und den ansässigen indigenen Fischern und Landwirten noch gesteigert.
Die Ausschreibung der Parks Tayrona und des Vía Parque Isla de Salamanca für den Ökotourismus hat auch die Investition in die Höhe getrieben. Die Indigenen versichern, dass sie nicht berücksichtigt wurden; außerdem begünstige ihrer Meinung nach das Konzessionsmodell den Betreiber. Dieser müsste lediglich 6.000 Millionen Pesos (ca. 162.000 Euro – d. Übers.) innerhalb der 23 Jahre Konzession in die Infrastruktur investieren, um im Gegenzug Gewinne nur durch Eintrittskosten zu erzielen, die in der Größenordnung zwischen 400 Milliarden und einer Billion Pesos liegen würden.
Die Leiterin von Parques Nacionales de Colombia, Julia Miranda, beharrt darauf, dass indigene Gemeinschaften in der Konzessionsplanung berücksichtigt wurden und dass überdies mit indigenen Völkern vorherige Konsultationen und Protokollierungen durchgeführt wurden. „Drei Jahre lang, beispielsweise, haben wir uns mit vier indigenen Völkern zusammengesetzt, die im Gebiet wohnhaft sind und mit ihnen haben wir den Nutzungsplan entworfen. Dasselbe gilt für die Ausschreibung”, teilte Miranda seinerzeit Semana Sostenible mit. Aber die Unstimmigkeit bleibt im Raum. Nicht nur, dass der Abgeordnete des Repräsentantenhauses José Caicedo, vor der Procuraduría General de la Nación2 den Antrag gestellt hat, den öffentlichen Ausschreibungsprozess solange einzustellen, solange bis die Strategien der Beteiligten genauer analysiert würden. Jetzt fordert dies auch der Arhuaco-Stadtrat Magdalena-La Guajira.
Danilo Villafañe, beauftragter Gouverneur dieser Bevölkerungsgruppe, bat auch um den Konzessionsabbruch, und mehr noch, um eine gemeinsam gestaltete öffentliche Ökotourismuspolitik, durch die das Gebiet wieder besser verwaltet werden könne. Der indigene Anführer findet es ungerecht, dass der Betreiber mit dem Gewinn der Ausschreibung über mehr als achtzig Prozent der Parkressourcen nutzen wird, die Gemeinschaften hingegen nur 6,3 Prozent, obwohl sie für den Schutz dieses Ökosystems schon immer eingetreten sind. „Wir schlagen vor, dass man uns erlaubt eine Strategie zu entwickeln, bei der wir die Ressourcen verwalten und diese in den Park rückinvestieren, sodass wir Umweltschäden vorbeugen und das Gewässernetz schützen können. Auf diese Weise wird die Trinkwasserversorgung für Santa Marta sichergestellt“, meinte Villafañe, der bestätigte, dass indigene Völker nicht möchten, dass solche Parks durch Konzessionen privatisiert werden.
Zusätzlich hat die Regierung die Aufgabe, für die im Park liegenden Grundstücke aufzukommen, denn 7.000 von insgesamt 12.000 Hektar gehören Privatpersonen und im übrigen Gebiet leben um die 3.000 Landwirte, die nicht wissen, ob ihr Land gekauft oder neu verteilt wird. Parques Nacionales plant, den Konzessionsprozess am kommenden 22. November abzuschließen und am 16. Dezember eine öffentliche Diskussion zur Vertragsvergabe durchzuführen.
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Original-Beitrag aus La Semana vom 19.11.19. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift.
Übersetzung aus dem Spanisch: Uta Hecker
Bildquellen: [1, 2] Quetzal-Redaktion_gt
1 Spezielle Verwaltungseinheit des Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung, mit Schwerpunkt auf Nationalparks.
2 Autonome Regierungsbehörde, welche für die Rechte und Interessen der Zivilgesellschaft eintreten soll.