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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Detonante, der Nährboden für gute Ideen, wird seit diesem Mittwoch weiter gepflegt

La Semana | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten

Entrepreneure stehen im Mittelpunkt des heutigen Programms ab acht Uhr dreißig in Concepta Colsubsidio, Bogotá. Dem gestrigen Aufruf, Ideen in konkrete Taten umzusetzen, soll nun nachgekommen werden.

Aus alten Windeln, Toilettenpapier, Essensresten, Plastikmüll und alldem, was gemeinhin nicht recycelt wird, entstehen Stühle, Stifthalter, Tuben, Werkzeugkästen, Baumaterial, Tabletts, ja sogar Abfalleimer. Eine neuartige unternehmerische Initiative gibt sogenanntem Hausmüll eine andere Bestimmung. Dazu werden Abfälle pulverisiert oder in Pellets zusammengepresst und bilden einen neuen Stoff: UBQ. Dieser wird in der Kunststoffindustrie vermarktet.

Er ist sehr vielseitig und einfach zu handhaben, dazu sehr billig; tatsächlich ist es meines Wissens das erste Umweltmaterial, das mit weniger Kostenaufwand als das Original gefertigt werden kann. Also, stellen Sie sich eine Welt vor, in der wir nicht einmal mehr Geld Detonante_Foto_Galo  Naranjo_CCausgeben müssen, um das Richtige zu tun, meinte Albert Douer, Firmenmitglied von UBQ Materials aus Israel. Die Führungskraft behauptete, mit diesem Material zur Lösung einiger unserer dringenden Umweltprobleme beizutragen. „Wir verwenden 95 Prozent der nicht recycelten Abfälle und wandeln sie in nutzbare Stoffe um. Somit sorgen wir für eine Verringerung der CO-Emissionen, denn es gelangen weniger Abfälle auf Deponien, die weltweit für ungefähr zehn Prozent der Treibhausgase verantwortlich sind“, betonte er. Für Douer, leistet das Projekt wirklich einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und er erhofft sich, dass es bald in Kolumbien Erfolg hat. „Dafür braucht es natürlich stabile Regeln, die nicht alle halbe Jahre geändert werden, wie es aktuell besonders bei Umweltthemen der Fall ist”, äußerte er.

Dieser kolumbianische Unternehmer war auch zum ersten Arbeitstag des Detonante-Festivals, am Dienstag im Parque Metropolitano El Tunal de Bogotá eingeladen. Dieser Veranstaltung, die laut Detonante-Gründer Felipe Jaramillo zum Kontakte knüpfen und als Inspiration gedacht war, wohnten auch Persönlichkeiten bei wie der norwegische Botschafter John Petter Opdahl, Bogotás Bürgermeisterin Claudia López, der Vorsitzende der D1-Supermarktkette Fernando González Somoza, der Präsident der Handelskammer von Bogotá, Nicolás Uribe Rueda, der Leiter der lateinamerikanischen Amazon Web Services, Jaime Valles, der Komiker und Schauspieler, Alejandro Riaño, die Rektorin der EAN-Universität, Brigitte Baptiste, und der Vorreiter der Kreislaufwirtschaft in globalen Industrieprozessen Michael Braungart.

Der letztgenannte Gast fand, dass die Menschheit sich soweit ändern müsse, bis sie einen positiven CO2-Fußabdruck vorweisen könne, und zwar durch eine Cradle-to-Cradle-Wirtschaft. Dabei spielen Wiederverwendung und Materialdauer eine besondere Rolle. „Es geht darum, dass ein heruntergekommenes Gebäude als Ansammlung von Materialien gesehen wird und nicht als Abfallhaufen. Das Ziel ist es, Dinge wiederzubeleben und dem Planeten eine Chance zu geben”, erläuterte er. Carolina Urrutia, Umweltsekretärin von Bogotá, stimmte mit anderen DiskussionsteilnehmerInnen darin überein, dass für BürgerInnen ein Anreiz geschafft werden müsse, sich klimabewusster zu verhalten. Hier sind wir wirklich gut darin, unflexible Regelwerke zu schaffen, die eine echte Entwicklung der Kreislaufwirtschaft oder Innovation verhindern. Das muss geändert werden“.

Diese Aussage kommentierte Umweltminister Ricardo Lozano damit, dass noch viel zum Thema getan werden müsse, dass man aber bereits daran arbeite. „Wir müssen Kreislaufwirtschaft und KonsumentInnen als Einheit betrachten und das erfordert vor allem einen Kulturwechsel“, erörterte er.

Auf dem Festival gab es auch Gesprächsrunden zur Mobilisierung von Ideen, digitales Kolumbien, und „das Land von außen betrachtet“. Zu diesen Themen gab es interessante Überlegungen, z.B. vom Leiter des Nationalen Ausbildungsdienstes für Arbeit und Unternehmen Hernán Fuentes. Er war der Meinung, dass gegenwärtig Talente nicht nur mit Fähigkeiten und Kompetenzen in der Produktion gebraucht würden. „Wir müssen uns auf die sozioemotionalen Fähigkeiten der StudentInnen konzentrieren. Außerdem müssen wir wieder Wert auf Menschlichkeit und Ethos im Berufsleben legen“, urteilte er.

Schließlich, nach einer arbeitsintensiven achtstündigen Tagesordnung und großartigen Beiträgen, fiel nach der ersten Detonante-Sitzung erst einmal der Vorhang. „Wir wollen Akteure der Veränderung fördern und Teil eines nachhaltigen Prozesses sein, bei dem jeder aus dem eigenen Umfeld heraus mitwirken kann“, bekräftigte María López, Mitbegründerin des Detonante-Festivals.

 

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Original-Beitrag aus Semana Sostenible (Ausgabe vom 4.3.2020). Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift.

Übersetzung aus dem Spanisch: Uta Hecker

Bildquelle: [1] galonaranjo_CC

 

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