Der Bericht der ecuadorianischen Wahrheitskommission über die Bombardierung des Lagers von „Raúl Reyes“ deckt auf, wie weit die Tentakel der FARC in den ecuadorianischen Staat hineinreichen
Die Bomben, die am 1. März 2008 auf das Lager des FARC-Sprechers „Raúl Reyes“ (bürgerlich Luis Edgar Devia Silva) abgeworfen wurden, lösten angesichts der Verletzung der territorialen Souveränität Ecuadors einen Sturm der Entrüstung aus. Der kürzlich von der Wahrheitskommission veröffentlichte Bericht über die Vorkommnisse enthält alle nötigen Zutaten, um bei der ecuadorianischen Öffentlichkeit eine ähnliche, wenn nicht sogar noch explosivere Stimmung zu erzeugen.
Erstens decken die Schlussfolgerungen, zu denen die fünf vom ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa ernannten Kommissionsmitglieder kommen, gravierende Probleme im Land auf. Die Kommission urteilt beispielsweise, dass der Präsident über die wahre Situation der FARC-Guerrilla in Ecuador schlecht informiert worden war, dass in Ecuador derzeit drei Guerrilla-Fronten kämpfen sowie Drogenhandel betreiben und dass der Staat eine Besorgnis erregende Unterwanderung zeige. „Politische, juristische, kulturelle und soziale Institutionen sind inzwischen auf mehreren Ebenen von FARC und Drogenmafia durchdrungen”, lautet eine der Schlussfolgerungen.
Über viele Seiten erstrecken sich die heftigen Vorwürfe gegen die staatlichen Sicherheitsorgane, die es unterließen, die Regierung über die Aktivitäten der Guerrilla zu informieren, und – was noch schwerer wiegt – überhaupt nichts unternahmen, um die FARC zu bekämpfen. Auch wenn weder Präsident Correa noch seine Minister nachweislich Verbindungen zur Guerrilla unterhielten, legt der Bericht überzeugende Beweise dafür vor, dass mehrere dem Präsidenten teilweise nahe stehende Regierungsbeamte enge Verbindungen zur Guerrilla pflegten. Ex-General René Vargas, ehemaliger Botschafter Ecuadors in Venezuela, der den Guerrilleros ein Landgut zur Verfügung stellte, wird besonders schwer belastet.
Im zweiten Teil des 130 Seiten langen Berichtes geht es um die Rolle, die der zu jenem Zeitpunkt vom US-Militär genutzte Luftwaffenstützpunkt Manta für die Operation gespielt hat. Auch wenn die ecuadorianische Wahrheitskommission zu keinem Zeitpunkt eindeutige Beweise vorlegen kann, kommt sie zu der Feststellung, dass die „vom Manta-Stützpunkt aus erfolgte strategische Aufklärung eine entscheidende Rolle für die Verfolgung und Ortung von ‚Reyes’ gespielt hat.“ Der Kommission erscheint es höchst verdächtig, dass ausgerechnet in der Nacht der Bombardierung ein US-amerikanisches Flugzeug vom Typ Hercules irregulär von Manta aus startete.
Dieser Punkt könnte für Kolumbien besonders vertrackt werden, gerade aufgrund der aktuellen Kontroverse um die Errichtung von US-Stützpunkten auf kolumbianischem Territorium. Dennoch beherrschte das Thema nicht die Schlagzeilen in Ecuador, unter anderem deshalb, weil es für die Ecuadorianer seit jeher selbstverständlich erschien, dass die USA den Manta-Stützpunkt zu Zwecken der strategischen Aufklärung nutzten.
Eines der großen Gerüchte um die Bombardierung konnte allerdings vollständig widerlegt werden, nämlich jenes, dass die Bomben von Kampfflugzeugen eines Drittlandes, besser gesagt der USA, abgeworfen worden seien. Die Kommission entkräftete die auf Informationen der ecuadorianischen Luftwaffe basierende These und bestätigte, dass Súper Tucano-Flugzeuge des kolumbianischen Militärs die Bomben abwarfen.
Auch wenn in der kolumbianischen Öffentlichkeit die Verletzung der territorialen Souveränität Ecuadors entschieden abgelehnt wird, bestätigt der Bericht im Allgemeinen die Darstellung Kolumbiens zu den Ereignissen.
Dass der Bericht einen schweren Schlag für Ecuador darstellen würde, darüber war sich der Koordinator der Wahrheitskommission, Francisco Huertas, in gewisser Weise schon lange bewusst – im Oktober beantragte er im Hinblick auf die Tatsachen, die der Bericht aufdecken würde, persönlichen Schutz für die Mitglieder der Kommission.
Diese unabhängige Kommission wurde am 25. März 2009, ein Jahr nach dem Angriff, einberufen, um eine unparteiische Untersuchung der Bombardierung sowie der Verwicklungen von Regierungsbeamten in FARC-Kreisen zu ermöglichen. Neben Huertas, dem Vertreter des Nationalen Universitätsrates, gehörten jeweils ein Vertreter der Kirche, der sozialen Bewegungen und der Medien sowie ein Ex-Militär zur Kommission.
Im Folgenden einige Auszüge aus dem Bericht:
1. Der Ärger um den US-Stützpunkt
Der Bericht der Wahrheitskommission stellt den offiziellen Zweck der Base Manta für die Vereinigten Staaten in Frage und zieht die „Möglichkeit“ in Betracht, dass der Stützpunkt geheimdienstliche Unterstützung für den Einsatz lieferte.
„Die im ursprünglichen Übereinkommen (über den Manta-Stützpunkt zwischen Ecuador und den Vereinigten Staaten) erklärte Absicht, die Zusammenarbeit zu vertiefen, um den Drogenhandel einzudämmen, zu überwachen, zu verfolgen sowie aus der Luft zu kontrollieren, hat sich letztendlich nicht mit der Realität gedeckt. Es ist kein Geheimnis, dass man auch die Migrationsbewegungen, den Menschenhandel und Informationen über die FARC und über den Plan Colombia im Blick hatte. Es liegt auf der Hand, dass die Anlagen auf dem Manta-Stützpunkt für verschiedene Aktionen benutzt wurden.“ „Die Flugzeugtypen, die auf dem Manta-Stützpunkt zum Einsatz kamen, sind ein klares Indiz dafür, dass die strategische Aufklärung im Zentrum des Interesses stand. Die Tatsache, dass drei Flugzeuge vom Typ Awak eingesetzt wurden, welche als technische Meisterleistung gelten und über eine hochmoderne Ausstattung zu Zwecken der elektronischen Aufklärung verfügen, weist auf das Wesen und den Zweck des Stützpunktes hin. Der springende Punkt ist die Frage, wozu man die Informationen verwendete. Von Manta aus wurden strategische Informationen erfasst, welche für die nachfolgenden Aktionen entscheidend waren. Die Kontrolle über diese Informationen liegt in der Hand des US-Südkommando, das gleichermaßen die Entscheidungsgewalt über die mögliche Weitergabe und Verwendung dieser Informationen besitzt.“
„Als Reaktion auf die Anfrage der Kommission erklärte US-Botschafterin Heather Hodges in einem Schreiben: ‚Hiermit möchte ich klarstellen, dass keines der von der FOL (Manta) aus operierenden Flugzeuge fähig war, eine derartige Mission zu fliegen.’ Die Botschafterin übermittelte ein Protokoll über die Flugbewegungen, die Flugzeugtypen und das ausländische Personal, das Zugang zum Stützpunkt hatte. Die Kommission überprüfte das Protokoll und verglich es mit dem von der ecuadorianischen Luftwaffe zur Verfügung gestellten Verzeichnis, in dem kein Flugzeug mit solcher Kampffähigkeit aufgeführt wird. Dies untermauerte die Aussage der US-Botschafterin. Flugzeuge, die zu Bombardierungen wie in Angostura fähig wären, sind in Manta weder gestartet noch gelandet. Man sollte eher die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die kolumbianische Operation Unterstützung in Form von strategischer Aufklärung erhalten hat.“
„Am 28. Februar 2008 um 19 Uhr hob das Flugzeug HC-130 der US-Luftstreitkräfte mit ausschließlich US-amerikanischer Besatzung von Manta ab. Am 1. März um 0:25 Uhr begann die ‚Operación Fénix’, bei der zehn 500 Pfund schwere Bomben vom Typ GBU-12 Paveway II auf das Lager von Angostura auf ecuadorianischem Territorium abgeworfen wurden. Die HC-130 kehrte am 1. März um 4:40 nach Manta zurück und hatte insgesamt 9 Stunden und 12 Minuten Flugzeit hinter sich. Die HC-130 hatte normalerweise ein tägliches Flugpensum von 7 bis 9 Stunden. Im Zeitraum vom 29. Februar [Im Original ist fehlerhaft vom 29. März die Rede, Anm. des Übersetzers] bis zum 1. März hatte das Flugzeug ausnahmsweise einen Nachteinsatz, was zeitlich mit der Bombardierung von Angostura zusammenfällt. Der routinemäßige Zeitplan war damit kurzfristig unterbrochen worden. Die HC-130 verließ Ecuador am 3. März 2008. Auch wenn dieses Flugzeug tatsächlich über ein Radar zur Erfassung von Schiffen verfügt, ist die Ausstattung kaum ausreichend, um Truppen im Dschungel zu orten. Der aktuelle Kommandant der Manta-Airbase erklärte, dass im Fall der HC-130 bekannt war, dass sich ein Behälter mit unbekanntem Inhalt an Bord befand.“
2. Die kolumbianischen Flugzeuge
Entgegen der [ursprünglichen, Anm. des Übersetzers] Darstellung Ecuadors ergaben die Ermittlungen, dass die Bombardierung des Lagers von Flugzeugen der kolumbianischen Luftwaffe durchgeführt worden war.
„Laut Informationen, die das kolumbianische Verteidigungsministerium veröffentlichte, wurden bei der Operation Flugzeuge des Typs Súper Tucano der kolumbianischen Luftstreitkräfte eingesetzt. Doch der technische Bericht, den die ecuadorianischen Luftstreitkräfte vorlegten, widerspricht dieser Version und stützt seine Darstellung auf die im Lager gefundenen Bombensplitter. Diese Bomben entsprechen dem Typ GBU-12 Paveway II und können dem Bericht zufolge nicht von den Súper Tucanos aus abgeworfen worden sein. Der Bericht zieht die Möglichkeit in Betracht, dass eine Intervention durch ein Drittland stattfand. Da es für die Kommission unmöglich war, zuverlässige Informationen von der kolumbianischen Regierung zu erhalten, wurde die Recherche in Internet-Publikationen fortgesetzt. Die herangezogenen Online-Quellen stimmen in der Ansicht überein, dass die kolumbianischen Flugzeuge des Typs Súper Tucano tatsächlich ausreichende Kapazitäten besäßen, um mit oben genannten Bomben ausgestattet werden zu können.“
3. Hinter seinem Rücken
Die dem Präsidenten Rafael Correa unterstellten Regierungsbeamten verschwiegen ihm dem Bericht zufolge Informationen über das Lager von „Reyes“.
„Wichtige Informationen wurden höheren politischen Instanzen und dem Präsidenten gegenüber absichtlich zurückgehalten. Aus den Angaben der Geheimdienstmitarbeiter, die die Informationen zum Fall Angostura verwalteten, aus den gegenüber der Kommission gemachten Aussagen und aus den eigenen Ermittlungen geht für die Kommission hervor, dass der Präsident der Republik Ecuador nicht wusste, was in Angostura vor dem Angriff geschah, und erst verspätet über die nachfolgenden Ereignisse in Kenntnis gesetzt wurde.
4. Das Misstrauen
In mehreren Absätzen betont die Wahrheitskommission immer wieder den Mangel an Loyalität seitens Polizei und Militär gegenüber der Regierung.
„Genau wie im Fall der Streitkräfte hat sich auch bei der Polizei kein transparenter Informationsfluss zu den Regierungsbehörden gefestigt. Es ist überraschend, wie gut man in Kolumbien über die Lage in Ecuador informiert ist. Hier zeigen sich folgende Missstände: Unser Land wird von kolumbianischen Agenten unterwandert. Es existieren Kooperationen, von denen die ecuadorianischen Staatsbehörden nicht ordnungsgemäß in Kenntnis gesetzt wurden. Wieder einmal zeigt sich nicht nur eine Schwäche institutioneller Natur, sondern vielmehr ein Loyalitätskonflikt.“
5. Das Lager von „Reyes“
Für die ecuadorianische Kommission steht außer Zweifel, dass das Lager im Regenwald ein Stützpunkt der FARC war, der für die Planung politischer und militärischer Aktionen genutzt wurde.
„Raúl Reyes hat das Lager in Angostura im Rahmen seiner politischen und militärischen Vorhaben offensichtlich für die internationale Koordinierung genutzt, um von Regierungen, die von den FARC als befreundet angesehen werden, Unterstützung zu erhalten. Dies zeigt sich in den Besuchen verschiedener politischer Machthaber. (…) Angostura wurde zu einem taktischen Stützpunkt, der der politisch-ideologischen Formierung sowie der Planung politisch-militärischer Operationen diente.“
6. Revolutionstourismus
Der Bericht stellt fest, dass das ecuadorianische Militär von den Besuchen zahlreicher ausländischer Delegationen im Lager wusste, mit dieser Information jedoch nichts weiter unternahm.
„Im Hinblick auf den ‚Revolutionstourismus’ rund um den Bolivarischen Kongress im Februar 2008 in Quito ist es unverständlich, dass den ständigen Besuchen von Ausländern im Lager von Angostura nicht nachgegangen wurde. Man weiß von einer Delegation aus Mexiko, die sich zweimal im Lager von ‚Reyes’ aufhielt. Ihre Ein- und Ausreise registrierten ecuadorianische Grenzposten. Das Desinteresse der Nachrichtendienste und Sicherheitsorgane Ecuadors ist offensichtlich. Es erstaunt, dass ein Kongress, der vor ausländischen Geheimdiensten, linken Aktivisten und FARC-Mitgliedern nur so strotzte, offensichtlich unbemerkt vonstatten gehen konnte.“
7. Alte Bekannte
Der Bericht stellt fest, dass die Behörden von der Präsenz der FARC auf ecuadorianischem Boden wussten, und kritisiert, dass keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen wurden.
„Die illegalen bewaffneten Gruppen aus Kolumbien haben die nationale Souveränität Ecuadors zur Verwirklichung ihrer politisch-militärischen Machenschaften systematisch missachtet, indem sie bewaffnete Angriffe auf Militärkommandos und Patrouillen durchführten, um Waffen zu erbeuten. Sie errichteten auf ecuadorianischem Territorium Labore zur Drogenherstellung, wodurch die lokale Bevölkerung in eine bedrohliche und angespannte Lage versetzt sowie die nationale Sicherheit Ecuadors massiv beeinträchtigt wurde.“
„Während der aktuellen Regierungsperiode sind mehr als 180 illegale Lager und Drogenlabore zerstört worden, was wiederum ein Beweis für das häufige Eindringen und die Präsenz dieser Gruppen an der Nordgrenze ist. Zwischen März und April 2007 sammelte man mit Hilfe von Informanten, Dokumenten, Fotos und anderen Quellen Beweise, die auf die verstärkten Bewegungen der FARC in dieser Zone hinweisen. In den Wochen und Monaten vor der Bombardierung von Angostura konnte die ständige Präsenz Raúl Reyes’ in Ecuador erfasst und seine genutzten Routen sowie Aufenthaltsorte aufgezeichnet werden. Warum wurde nicht gehandelt? Es wies vieles darauf hin, dass die FARC die Errichtung vorübergehender und langfristiger Stützpunkte in Ecuador anstrebte. Wie wurde diese Situation analysiert?“
8. Unterwandert von den FARC
Der Bericht zeigt, dass mehrere wichtige Persönlichkeiten in Ecuador Verbindungen zur kolumbianischen Guerrilla pflegten. Im Folgenden die gravierendsten Fälle:
Gustavo Larrea
„Sozialforscher und ehemaliger Minister für innere und äußere Sicherheit. Das Video von FARC-Kommandeur Mono Jojoy und die in Angostura gefundenen Notizbücher weisen auf eine Verbindung Larreas zur FARC hin. In Sachverständigenberichten der Kommission werden das Video und die Notizbücher als echt bewertet. Larrea behauptet, er habe sich mit ‚Raúl Reyes’ lediglich ein einziges Mal zu humanitären Zwecken getroffen und für die Anreise ein von Venezuela gestelltes Flugzeug genutzt. Einreise und Ziel dieses Flugzeugs konnten nicht bestimmt werden.“
José Ignacio Chauvín
„Der Ex-Unterstaatssekretär der Regierung während der Amtszeit Gustavo Larreas pflegt enge Verbindungen zu Drogenbanden und FARC. Er schuf ein Netzwerk von Bauern mit angeblichem Flüchtlingshintergrund, die sich, wie die Ermittler dieser Kommission eindeutig nachweisen konnten, als Informanten und Milizen der FARC herausstellten. Später gründete er die ‚Brigade Simón Bolívar’, die nicht nur als politischer Arm der Coordinadora Continental Bolivariana, sondern auch der FARC gilt. Mitgliedern dieser Brigade wurden seitens von Funktionären des Regierungsministerium standesamtliche Befugnisse erteilt. Chauvín traf sich mehr als siebenmal mit ‚Raúl Reyes’.“
María Augusta Calle
„Von Beruf Journalistin und gegenwärtig Mitglied der Nationalversammlung. Calle ist gemeinsam mit mehreren den FARC nahe stehenden Personen auf Fotos zu sehen: mit den Töchtern von ‚Raúl Reyes’, mit Simón Trinidad, mit Nubia Calderón, mit Rodrigo Granda. Ihr wird außerdem vorgeworfen, ‚Reyes’ Töchtern gefälschte Ausweise beschafft und ihnen ebenso wie Nubia Calderón Schutz gewährt zu haben.“
9. Der General und die FARC
Ex-General René Vargas steht dem ecuadorianischen Präsidenten sehr nahe und sieht sich wegen seiner Verbindung zu FARC und Drogenkartellen besonders schweren Vorwürfen ausgesetzt.
„Einer der hohen Ex-Funktionäre der ecuadorianischen Regierung, der im Bericht der Wahrheitsfindungskommission besonders schlecht wegkommt, ist der pensionierte General René Vargas, der bis vergangenen September als Botschafter Ecuadors in Venezuela fungierte. Unter anderem ergaben die Ermittlungen, dass Vargas über vier Jahre hinweg ein 1000 Hektar großes Landgut an einen der Anführer der 48. Front der FARC zur Verfügung stellte. Eines der Grundstücke des Generals befand sich im Besitz eines Kolumbianers namens Casimiro, der es angeblich gepachtet hatte. Casimiro wurde von den Ermittlern der Kommission als Oliver Solarte identifiziert, der mit den Brüdern Ostaiza, die wegen Drogenhandels und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit verurteilt wurden, in Verbindung steht. (…) Als Nubia Calderón (die Vertreterin der FARC in Ecuador) in Lago Agrio verhaftet wurde, stellte General Vargas ihr eine Bescheinigung über gute Führung aus, damit man sie aus der Haft entlasse.“
10. Die Drogen-Guerrilla
Der Bericht dokumentiert weiterhin, dass die FARC an drei Fronten in Ecuador aktiv und direkt am Drogenhandel beteiligt ist.
„Die Kommission konnte durch visuelle Beweismittel und Zeugenaussagen folgendes nachweisen: Die logistische Struktur der FARC an der 48. Front wird ergänzt durch ein Netz von Milizen, Guerrilla-Einheiten, die auf ecuadorianisches Territorium ‚verpflanzt‘ wurden. An der Grenze existiert ein Kader, zu dem ecuadorianische Bauern und Indigene durch die FARC hinverlagert werden, um den Drogenhandel und unregelmäßige Aktionen abzuwickeln. Marcial Campaña ist ein Kolumbianer, der Bauern unter Einsatz von Gewalt zum Umzug in die Nähe des Flusses San Miguel zwang. Dort ließ er eine Behausung für über 60 Personen errichten. Dieser Ort wurde zu einem wichtigen Lager für Drogenvorprodukte, Drogen und Waffen – eine Art Treffpunkt für FARC-Mitglieder und Drogenhändler verschiedener Nationalitäten. Entlang der Grenze entdeckte man über 42 illegale Grenzübergänge, an denen Drogenlabore, feste und mobile Lager, Waffen- und Treibstofflager errichtet wurden. Die 48. und 32. Front nutzt die Provinz Sucumbíos als Zentrum für ihre Operationen. In den Provinzen Carchi und Esmeraldas operiert die 29. Front.“
Original-Beitrag aus La Semana vom 1.12.2009, (Ausgabe 1441). Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift.
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Übersetzung aus dem Spanischen: Michael Wübben
Bildquelle: [1] und [3] Presidencia de la República del Ecuador; [2] Benny Bartels; [4] Neoreich