Zum Tod vom Adolfo Bioy Casares
Una de mis ilusiones desde muy joven era la de poder tener varios destinosn vivir varias vidas- Me parecia, notaba que la vida se enangostaba asi, y queria postergar el momento en que fuera solamente una persona.
Adolfo Bioy Casares
Am 8. März 1999 verstarb der argentinische Schriftsteller Adolfo Bioy Casares im Alter von 84 Jahren. Er hätte sicherlich den Begriff des Todes abgelehnt und diesen Prozeß als „Übergang in eine unbekannte Realität“ bezeichnet.
Die langjährige Freundschaft Bioys zu dem fünfzehn Jahre älteren Schriftsteller Jörge Luis Borges gehörte gewiß zu den fruchtbarsten und zugleich außergewöhnlichsten künstlerischen Beziehungen der modernen Literatur. Trotz des Alters- und Mentalitätsunterschiedes bezeichnete Borges seinen Freund Bioy nicht als Schüler, sondern als insgeheimen Lehrer.
Gemeinsam stellten sie Anthologien argentinischer Dichtung zusammen, schrieben fantastische Erzählungen und Kriminalgeschichten, kommentierten, übersetzten und gaben kurzzeitig sogar eine Zeitschrift mit dem Titel Destiempoheraus. Bioy galt als frühreif, ehrgeizig, sportlich, charmant und für sein Alter erstaunlich weltgewandt. Er verkörperte das genaue Gegenteil zum introvertierten, etwas schüchternen Borges. Der bewunderte an Bioy immer dessen klassischen Stil, seine Beherrschtheit und sein Selbstbewußtsein, das sich ihm gegenüber nie in Arroganz äußerte. Borges stellte für Bioy wiederum einen Bruder dar, dem er zuhören, von dem er lernen konnte, und den er zugleich beschützen wollte – über dessen Tod hinaus. Durch Borges entdeckte er eine neue Intensität des Lesens sowie die Liebe und den Humor im Umgang mit Literatur. Das größte Experiment, was beide Autoren wagten und das zu ihrem größten Kunststück werden sollte, war das gemeinsame Schreiben eines gemeinsamen Werkes. So entstand das literarische Zwitterwesen Busto Domecq, dessen erstes Buch Seis problemas para don Isidro Parodi (Sechs Probleme für Don Isidro Parodi) 1942 veröffentlicht wurde. Die doppelte Identität dieses Pseudonyms blieb lange Zeit ein Geheimnis. Nach längerer Abstinenz erschien Bustos 1967 wieder mit seinen Cronicas auf der Bildfläche -einer Parodie auf die Moderne, seine Künstler und seine Kritiker.
Bioys wichtigster kommerzieller Einzelerfolg war der 1940 verfaßte Roman La Invención de Morel („Morels Erfindung“) mit einer Einführung von Borges. Sein Roman Diario de la guerra del cerdo („Tagebuch des Schweinekrieges“) weist wiederum viele inhaltliche Par-allelen zu der von Bioy scharf kritisierten Politik des langjährigen argentinischen Staatspräsidenten Peron auf. Bioys Engagement galt jedoch nie einer politischen Ideologie, sondern immer seinen Protagonisten, die in Ausweglosigkeit oder Isolation geraten waren. Seine Historias de amor („Liebesgeschichten“) spielen mit Beziehungen ganz unterschiedlicher Art, von der Liebe zwischen Mann und Frau bis zum Nebeneinander verschiedener Realitäten. Bioys Annäherung an den klassischen Abenteuerroman, die Kriminalgeschichte und die Auseinandersetzung mit Defoe, Stevenson, Zola, Kafka und Wells hinterlassen in seinem Werk eine unvergleichliche Vielfalt der Diskurse, die sich nur schwer klassifizieren lassen und vom psychologischen Realismus bis zur Fantastik reichen. Bioy Casares war mit Silvina Ocampo, der jüngeren Schwester der Swr-Herausgeberin Victoria Ocampo, verheiratet. Gemeinsam hatten sie eine Adoptivtochter, die bei einem Unfall in Buenos Aires ums Leben kam.
Bioy erfährt heute seine Anerkennung in der Welt der Literatur vor allem als wichtigster Weggefährte von Jorge Luis Borges. Der eigenständige Autor und dessen traditioneller wie auch avantgardistischer Stil bleiben dahinter oft verborgen.