Peru: Wer wird das Land regieren?
|Am heutigen Mittwoch waren kurz nach Mitternacht (Ortszeit) 98 Prozent der Stimmen der zweiten Runde der peruanischen Präsidentschaftswahlen ausgezählt. Danach führt der Kandidat von Peru libre, Pedro Castillo, mit 50,24 Prozent. Seine Kontrahentin, Keiko Fujimori von der Fuerza Popular mit 49,76 Prozent, knüpft nun ihre letzte Hoffnung an die Peruaner und Peruanerinnen, die im Ausland wählen. Von den dort abgegebenen Wahlzettel sind nach Angaben der obersten Wahlbehörde ONPE (Oficina Nacional de Procesos Electorales) inzwischen fast 90 Prozent ausgezählt, wobei zwei Drittel (66,243 Prozent bzw. 178.666 Stimmen) auf Keiko Fujimori entfallen. Pedro Castillo erhielt lediglich 91.049 Stimmen von seinen Ausland wählenden Landsleuten, was 33,757 Prozent entspricht. Das Kopf-an-Kopf-Rennen noch kurz vor Bekanntgabe der Endergebnisse zeugt ebenso wie die politische Positionierung der beiden Kandidaten und die geographische Verteilung der Stimmen vom hohen Polarisierungsgrad der Wahlen. Pedro Castillo, ein Dorfschullehrer aus der Region Cajamarca im Norden Perus, vertritt linke Positionen, während Keiko Fujimori, die Tochter von Alberto Fujimori, der das Land von 1990 bis 2000 regiert hatte und wegen verschiedener Verbrechen zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, weit recht steht. Castillo konnte in den Anden sowie in Südperu die Mehrheit (dort z.T. über 80 Prozent) gewinnen, wo große Teile der Bevölkerung unter den Folgen des Bergbaus leiden und die Armut hoch ist. Fujimori hat ihre Hochburgen in der Hauptstadt Lima, an der Pazifikküste und im größten Teil des Amazonastieflandes. Vor allem zwei Faktoren haben dort Einfluss auf die Stimmabgabe: Zum einen wird in Teilen der Bevölkerung das Erbe von Alberto Fujimori, der Peru seit seinem Selbstputsch 1993 diktatorisch regiert hatte, positiv bewertet; zum anderen verheißen die an der Küste angesiedelte Exportwirtschaft und die Möglichkeiten der Hauptstadt bessere Beschäftigungs- und Aufstiegschancen. Nachdem Keiko Fujimori bei der Auszählung der Stimmen zunächst geführt hatte, wurde sie am Dienstag von ihrem linken Gegenspieler überholt. Obwohl die Beobachtermission der OAS den Wahlen einen normalen Verlauf ohne Unregelmäßigkeiten bescheinigt hat, spricht Keiko Fujimori inzwischen von Wahlbetrug. Es bleibt zu hoffen, dass trotz der knappen Wahlentscheidung das offizielle Endergebnis von beiden Seiten akzeptiert wird. Ansonsten könnte die angespannte Situation schnell in Gewalt und Chaos umschlagen (Bildquelle: ParteienLogos_CC).