Guatemala, Lateinamerika: Feminizid breitet sich in Mittelamerika aus
|In Madrid begann gestern das internationale Seminar „Feminizid und Straflosigkeit in Lateinamerika: der Fall Guatemala“, mit dem die Öffentlichkeit für das Problem sensibilisiert werden soll. Unter Feminizid versteht man die extremste Form der Gewalt gegen Frauen, gekennzeichnet durch Entführung, Folterung, Mord. Es ist ein relativ neues Phänomen, dass man international vor allem aus Ciudad Juárez kennt, der „Stadt der toten Mädchen“ im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua. Doch Feminizid ist kein mexikanisches Problem. Allein in Guatemala sind im letzten Jahr 847 Frauen ermordet worden, in diesem Jahr zählte man bereits 160 Opfer. Das Land hat damit nach Mexiko die meisten Feminizid-Fälle in Lateinamerika zu beklagen. Dabei handelt es sich nicht um Opfer häuslicher Gewalt, diese Frauen wurden an öffentlichen Orten gefoltert und ermordet, fast immer von Unbekannten. Feminizid, so Walda Barrios-Klee von der Nationalen Guatemaltekischen Frauenunion (UNAMG), ist ein unpersönliches Verbrechen, die Täter haben zumeist keinerlei Beziehung zum Opfer. Die Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind. Beobachter machen den ausgeprägten Machismus, der nicht selten mit Misogynie verbunden ist, für die Morde verantwortlich. Vertreter von Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass Frauen auf diese Weise auch gezielt eingeschüchtert werden sollen. Im gleichen Maße, wie Frauen den öffentlichen Raum erobern, sich politisch engagieren und öffentliche Ämter übernehmen, nimmt auch die Zahl der Morde zu. In Guatemala wird der Feminizid seit 2008 als Verbrechen anerkannt, doch die Zahl der Opfer steigt weiter. Das dürfte seinen Grund auch darin haben, dass die Justiz offensichtlich häufig an einer Aufklärung der Morde nicht interessiert ist und die Täter deshalb straffrei ausgehen (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, pg).