Lateinamerika: Macht und Ohnmacht der Frauen
|In Lateinamerika gibt es zur Zeit drei Präsidentinnen, die immerhin 40% der Bevölkerung des Subkontinents regieren. In Mexiko kann sich Josefina Vázquez Mota vom konservativen Partido Acción Nacional (PAN) durchaus Chancen ausrechnen, im Juli die erste Präsidentin des Landes zu werden. Die lateinamerikanischen Frauen haben es weit gebracht. Immerhin stellten sie bereits 1990 mit der Nicaraguanerin Violeta Chamorro die erste gewählte Präsidentin der Welt. In elf lateinamerikanischen Ländern gibt es heute eine Frauenquote. In zahlreichen zivilgesellschaftlichen Prozessen sind oft vor allem Frauen engagiert. 53% der Studierenden sind weiblich. Auf der anderen Seite gehen in Lateinamerika vor allem Mädchen vorzeitig von der Schule ab. Die Gewalt gegen Frauen ist erschreckend, 2009 wurden allein in Mexiko mehr als 1.800 Frauen ermordet. Die Zahl der Teenagerschwangerschaften ist in Ländern wie Honduras, Nicaragua und Panama (den Spitzenreitern in der Region) fast zehnmal so hoch wie in Portugal oder Spanien. Und die Mädchen sind zumeist gezwungen, die Kinder auszutragen; lediglich in Kuba und in der mexikanischen Hauptstadt gibt es Fristenlösungen, die einen legalen Schwangerschaftsabbruch erlauben. Jedes Jahr gibt es 4 Millionen illegale Abtreibungen, bei denen 4.000 Frauen sterben. Lateinamerika befindet sich in der paradoxen Situation, dass Frauen zwar höchste Staatsämter innehaben, aber diese „Frauenpower“ nach wie vor nur geringe Effekte auf die soziale Lage der Frauen hat. Eine nachgerade eiserne Allianz von christlichen Kirchen und konservativen Eliten sowie ein immer noch weit verbreitetes rückständiges Frauenbild erschweren alle Schritte in Richtung wirkliche Gleichstellung der Frauen (Bildquelle: Agencia Brasil).