Die Musikgruppe „Amalgama“ aus Nicaragua war zu Gast in Leipzig. Die beste Band von León spielt Trova-Musik sowie lateinamerikanische und nicaraguanische Revolutionslieder der 1980er Jahre. Die fünf Mitglieder der Band lassen mit Guitarre, Bass, Bongo, Cajón und Gesang jedes nicaraguanische Herz höher schlagen.
„Amalgama“ wurde im Rahmen des 30. Jubiläums des Nicaragua-Vereins Hamburg e.V. nach Deutschland eingeladen. Am 02.10.2014 haben sie zusammen mit Electro Fiesta Colectivo ein Soli-Konzert im Raum der Kulturen in Leipzig gegeben. Bei diesem Konzert wurden auch Spenden für den Kindergarten „Los Pingüinos“ in León gesammelt. An diesem Tag hatte QUETZAL die Gelegenheit, sich mit der Musikgruppe über ihre Erfahrungen in einer sehr netten Stimmung zu unterhalten.
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So, „Amalgama“ – seid herzlich willkommen in Leipzig. Könnt ihr uns zuerst erzählen, wer ihr seid und wie ihr die Band gegründet habt? Und wie seid ihr auf den Namen gekommen?
René: Wir sind fünf Mitglieder. Noel, Gustavo, Oscar, Oliver und ich, René. Oliver wohnt aber zurzeit in Hamburg, und in León haben wir ein anderes Mitglied, das Francisco heißt. Oliver, als Mitgründer und Organisator dieser Tour, begleitet uns in Deutschland. „Amalgama“ wurde vor zehn Jahren auf Initiative unseres Freundes Iván Villalobo gegründet. Den Namen hat Oliver ausgesucht. Damals waren wir aber von dem Namen nicht so ganz überzeugt. Nachdem die Leute uns damals gefragt hatten, wie die Band heißt, meinten sie dann: „Schön, sehr schön, Amalgama ist eine Mischung von Talenten!“ Dann haben wir den Name doch gemocht.
Noel: Ja, der Name hatte damit einen Sinn, eine Bedeutung für uns. Es war nicht mehr irgendein Name.
Was ist diese Mischung von Talenten? Welche Talente gibt es in der Band?
René: Ich bin die Stimme der Gruppe, der Sänger. Ich spiele auch Gitarre und Flöte.
Noel: Ich bin Percussionist.
Oliver: Früher war ich auch die zweite Stimme, aber da ich nach Hamburg gegangen bin, macht es jetzt Francisco. Bei dieser Tour übernehme ich es wieder, da Francisco nicht mitgekommen ist.
Gustavo: Ich spiele den Bass.
Oscar: und ich bin der Gitarrist.
Was habt ihr damals gemacht, als ihr die Band gegründet habt?
Oliver: Alle waren faul!!!!
René: Wir waren Schüler und Studenten. Die Mehrheit hatte damals an der Uni angefangen.
Was habt ihr studiert?
René: Ich habe Computer-Ingenieurwesen studiert.
Noel: Ich habe Tourismusmanagement studiert.
Gustavo: Ich war damals im Gymnasium. Danach habe ich Agraringenieurwesen studiert.
Oliver: Gustavo ist der Jüngste in der Gruppe. Jetzt ist er 25 Jahre alt, aber alle denken, er sei 18 oder 17.
Noel: Manchmal lassen sie ihn nicht in die Bars rein.
René: Wir waren zum Beispiel auf der Reeperbahn und er durfte nicht in eine Kneipe reingehen.
Oscar: Ich habe auch Computer-Ingenieurwesen studiert.
Noel: Und Oliver ist der Pfarrer.
Oliver: Ja, sie nennen mich so, weil ich Religionspädagogik studiere.
René: Eine wichtige Sache ist, dass wir schon vor der Gründung von „Amalgama“ Freunde, Kumpel und Nachbarn waren. Wir haben in der gleichen Straße gewohnt.
Oliver: Vier der fünf Mitglieder wohnen in der gleichen Straße. Ich bin mit Oscar zusammen in die Schule gegangen, und Noel kannte ich schon.
Welche Art von Musik spielt ihr?
René: Allgemein spielen wir Revolutionslieder und Volksmusik. Wir möchten vor allem unsere nicaraguanische Musik pflegen. Wir spielen aber auch lateinamerikanische Musik von Sängern wie Silvio Rodriguez, Mercedes Sosa, Guardabarranco, etc.
Oliver: Wir spielen Trova-Musik.
Noel: Wie der Name „Amalgama“ bedeutet, wir spielen ein bisschen von allem, eine Mischung.
René: Aber Raeggeton spielen wir nicht!
Wie hat euer Publikum eure Auftritte empfunden? Wie ist die Akzeptanz des Publikums in Leon bis heute gewesen?
René: Am Anfang war das Publikum ein bisschen skeptisch, weil wir uns über unsere Musikrichtung noch nicht ganz klar waren. Aber im Laufe der Zeit sind wir besser geworden, und die Leute begannen, eine gewisse Affinität zu unserer Musik und zu uns zu entwickeln. Außerdem wage ich zu behaupten, dass wir die einzige oder eine der wenigen noch existierenden Gruppen sind, die vor zehn Jahren gegründet wurden. Und das ist gut für uns, weil die Leute uns schon kennen, und sie identifizieren sich mit jedem von uns.
Oliver: „Amalgama“ hat eine Kultur in León geprägt. Früher gab es einzelne Personen oder Trova-Sänger, die nationale Musik gespielt haben. Dann kam „Amalgama“ – nicht mit Salsa oder mit der gewöhnlichen Musik, die man sich bei einer Band vorstellt, sondern mit nationaler Musik. Dies sprach einen gewissen Geschmack für die nationale Musik an, nicht nur bei den Leonern, sondern auch bei den Ausländern. Das konnten wir bei den Konzerten in den Kneipen „Divino Castigo“ und „Via Via“ sehen und spüren. Danach gründeten sich nach und nach mehrere Bands, und León ist zu einem Ort geworden, wo es offene Räume für die Kultur gibt. Früher gab es das nicht. Wir haben mit festen Konzerten angefangen. Die Leute wussten damals, dass der Termin zum Konzert von „Amalgama“ immer dienstags im „Divino Castigo“ war, an jener Ecke.
René: Das ist wahr, unsere Musikrichtung haben die Nicaraguaner früher nur mit älteren Menschen gehört. Die Älteren haben diese Musikrichtung gespielt, und die Leute hatten es nicht so gerne. Aber wenn eine junge, frische und energievolle Gruppe spielt, dann ist es sehr gut.
Wann genau feiert ihr euer Jubiläum?
Noel: Da haben wir eine Debatte, wir haben es noch nicht geklärt.
René: Aber die Musikgruppe haben wir 2004 gegründet, und ich denke, dass es am 18. August war. Wir haben noch den ersten Flyer, den wir unterschrieben haben.
Noel: René zählt nur das erste bezahlte Konzert von „Amalgama“. Aber wir hatten schon vorher als „Amalgama“ gespielt, ohne Geld dafür zu nehmen.
Ist diese die erste Reise von „Amalgama“ ins Ausland?
René: Ja, als „Amalgama“ ist dies unsere erste Tour auf der internationalen Eben,e und wir hoffen, dass sie nicht die letzte sein wird! In Nicaragua haben wir in Chinandega, in Rivas, in Managua und im Norden gespielt.
Wie sind eure Konzerte in Deutschland bis jetzt gewesen?
Gustavo: Die Konzerte waren exzellent. Die Leute haben uns und unsere Musik sehr gut akzeptiert.
René: Es hat mich sehr überrascht! Weil viele Menschen, die uns vorher nicht kannten und nie unsere Musik gehört hatten, unsere Konzerte gut angenommen, gut getanzt haben und noch mehr wollten. Die Leute fangen an, gegenüber Nicaragua eine Affinität zu entwickeln. Darin sehen wir unsere Verantwortung: Unsere Kultur zu zeigen und sie vor den anderen zu würdigen.
Wie gefällt euch Deutschland?
Gustavo: Sehr gut. Deutschland ist ein besonderes Land.
René: Mich hat die Architektur beeindruckt. Die Höflichkeit und die Aufmerksamkeit der deutschen, die Kälte, das Essen haben mir sehr gefallen. Generell ist alles ganz anders als in Nicaragua. Wir sind den aktiven Mitgliedern des Nicaragua-Vereins Hamburg e.V. sehr dankbar für die Einladung nach Deutschland.
Noel: Ich stimme René zu. Die Kultur und die Ordnung in Deutschland haben mir sehr gefallen. Die Ordnung, die wir in Nicaragua neiden. Aber wir machen langsam Fortschritte!
Heute macht ihr ein Soli-Konzert hier in Leipzig. Wen wollt ihr unterstützen? Und was wünscht ihr euch für dieses Konzert?
René: Vor kurzer Zeit wurde hier in Leipzig eine Spenden-Aktion für einen Kindergarten in unserer Heimatstadt ins Leben gerufen. Nun haben Freunde nicht nur aus Leipzig, sondern aus verschiedenen Städten für den Bau von Toiletten im Kindergarten „Los Pingüinos“ gespendet. Wir möchten auch einen Beitrag für diese Spenden-Aktion leisten. Die Kinder in Nicaragua brauchen viel Unterstützung. Und ich wünsche mir für das Konzert in Leipzig, dass die Leipziger_innen und die lateinamerikanische Gesellschaft unsere Musik genießen.
Noel: Wir hoffen, dass alles gut läuft. Dass die Leute es genießen und dass wir keinen Fehler machen. Aber etwas ist ganz sicher: Wir werden mit dem Herzen spielen!
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Übersetzung aus dem Spanischen: Anayanci Chacón
Bildquelle: [1] Electro Fiesta Colectivo; [2], [3] Quetzal-Redaktion, ach