Kolumbien: Das ungelöste Flüchtlingsproblem
|Die kolumbianischen Behörden haben am Freitag (31.7.2009) den Bewohnern der Zeltstadt, in der mehr als 2000 Flüchtlingen im Herzen der Hauptstadt Bogotá die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit suchen, ein makaberes Angebot unterbreitet: Wer das Flüchtlingscamp freiwillig verlasse, dem werde entsprechende staatliche Unterstützung zuteil. Dahinter steht die Absicht, das Flüchtlingsproblem unter den Teppich zu kehren und von der nach wie vor bestehenden Unsicherheit vor allem in den ländlichen Gebieten abzulenken. Immerhin lag Kolumbien nach UN-Angaben mit mehr als drei Millionen Binnenflüchtlingen im vergangenen Jahr noch vor dem Irak und dem Sudan. Die Menschenrechtsorganisation CODHES hat Zahlen vorgelegt, die belegen, dass 2008 mehr als 56.000 Flüchtlinge Zuflucht in der Hauptstadt gesucht haben. Das war die größte Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen vor zehn Jahren. Landesweit registrierte die Organisation eine Zunahme von 24,5 Prozent an neuen Flüchtlingen. Obwohl ein Gesetz aus dem Jahre 1997 den Opfern von Vertreibung das Recht auf Lebensmittel, Bildung und Arbeit garantiert, fehlen den Behörden schlicht die Mittel dazu. Auch das Verfassungsgericht hat mehrfach beklagt, dass die Maßnahmen des Staates nicht ausreichten. Ein vom Gericht bestellter Gutachter geht von einem Bedarf von umgerechnet rund 18 Milliarden Euro aus, um die kolumbianischen Binnenflüchtlinge einigermaßen zu entschädigen. Für die Bewohner der Zeltstadt ist all das Grund genug, weiterhin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das ungelöste Flüchtlings- und Sicherheitsproblem zu lenken. Denn nur dann können sie sich auch selbst halbwegs sicher fühlen. (Bildquelle: Centro de Medios Independientes de Colombia, Interfoto)