Argentinien: 40 Jahre nach Ende der letzten Diktatur befürchtet das Land einen neuen „Verschwundenen“
|Seit einem Monat ist Santiago Maldonado ein neuer „desaparecido“. Am. 1. August hatte sich Maldonado einem Streikposten der Mapuche-Gemeinde in Cushamen (Provinz Chubut) genähert, um die Protestaktion zu unterstützen. Die Mapuche-Gemeinde demonstriert seit 2015 gegen die Zwangsräumung auf dem Gelände der Firma Benetton, die in den 1990er Jahren 900.000 ha kaufte, und fordert vom Staat die Durchsetzung ihres Rechts. Seit 2006 wird vom argentinischen Staat die Präexistenz der Indigenen auf Landesgebiet und ihr Anspruch auf eigenes Land anerkannt. Der Streikposten wurde von Sicherheitskräften der Provinz jedoch mehrmals gewaltsam niedergeschlagen. Anfangs 2017 kam es nach dem Bekanntwerden der Repression auf nationaler Ebene zu Entlassungen von Richtern und zum ausschließlichen Einsatz der Nationalen Gendarmerie (Gendarmería Nacional). Die Festnahme und das Verschwinden Santiago Maldonados fand im Rahmen einer Aktion der Gendarmerie statt, welche ohne Durchsuchungsbefehl die Räumung des Streikposten durchführte. Menschenrechtsorganisationen, Überlebende des Staatsterrorismus und bekannte Persönlichkeiten wie der Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel machen den argentinischen Staat dafür verantwortlich und fordern die Freilassung Maldonados bzw. genaue Informationen über seinen Aufenthaltsort. Die Gendarmerie, welche ihre Beteiligung an der Festnahme Maldonados bestreitet, wird von hochrangigen Beamten unterstützt. Offizielle landesweite Medien veröffentlichten in den letzten Tagen irreführende Nachrichten, wonach der Gesuchte in verschiedenen Orten gesehen worden sei und sich sogar an Straftaten beteiligt hätte. Vertreter der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sammelten bereits Beweise und sicherten Spuren vor Ort. Der argentinische Staat wurde vor dem Ausschuss für das gewaltsam verursachte Verschwinden von Personen der UNO angeklagt. Außerdem verlangen andere internationale Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch von der argentinischen Regierung die Aufklärung des Falls. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, Sole Biasatti).