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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Teatro Abierto

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T. A. („Offenes Theater“) Mit dem Beginn der Militärdiktatur 1930 enteht in Argentinien unter dem Eindruck der politischen Veränderungen das Unabhängige Theater (Teatro Independiente). Diese Form des Untergrundtheaters wird, trotz politischer Repression und knapper Mittel, ab 1981 zum Vorbild des T. A. während der letzten Militärdiktatur.

 

Hunderte von Theaterschaffenden initiieren einen Theaterzyklus, um die Existenz des argentinischen Theaters zu demonstrieren. Am 28. Juli 1981 wird der erste Zyklus mit der Deklaration der Prinzipien des T. A. des Dramaturgen Carlos Somigliana eröffnet. Die Tatsache, daß sich die Kulturszene massiv politisch artikuliert, läßt natürlich die Offiziellen aufhorchen und eine Reaktion nicht lange auf sich warten. Eine Woche nach dem Beginn des ersten Zyklus explodieren am 6. August 1981 im Teatro Picadero, das bereits die Spielstätte des Teatro Independiente war, drei Brandbomben während der Aufführung eines Stückes mit Eduardo Pavlovsky.

 

Nur wenige Tage später wird vom Organisationskomitee sowie dem Friedensnobelpreisträger von 1980, Adolfo Esquivel, und dem Schriftsteller Ernesto Sábato die Forsetzung des T. A. bekanntgegeben. Bis 1985 werden unter großem Publikumsinteresse insgesamt vier Zyklen aufgeführt. Die Geschichte des T. A. beginnt im November 1980, als sich eine Gruppe von Autoren und Schauspielern zur Rettung bzw. Wiederbelebung des argentinischen Theaters formiert. Mit Oswaldo Dragún, dem informellen Kopf dieser Bewegung, entsteht die Idee des T. A. unter dem Motto: „Wir wollen zeigen, daß wir existieren.“. Die Autoren des Landes werden aufgefordert, Einakter zu schreiben, die sich mit den aktuellen Problemen Argentiniens beschäftigen. Sie unterliegen dabei weder ideologischen noch ästhetischen Vorgaben. Man einigt sich zunächst auf 21 Stücke. Die Produktionen werden durch den Vorverkauf von Abonnements finanziert. Das T. A. besitzt dabei nie eine hierarchische oder bürokratische Struktur. Es versteht sich immer als „chaotisches“ Projekt. Die Einbeziehung des Publikums wird zu eines seiner Grundprinzipien. Ist es zunächst noch zurückhaltend und von der allgemeinen politischen Lage eingeschüchtert, nimmt es schließlich aktiv an der Entwicklung des Stückes teil. Der Erfolg des T. A. erfaßt die gesamte Kulturlandschaft Argentiniens und löst Bewegungen wie Danza Abierta, Música Siempre, Libro Abierto, Poesía Abierta, Tango Abierto und Folklore Abierto aus, die sich sowohl in der Hauptstadt als auch in den Provinzen formieren. Das T. A. erlangt weit über die Grenzen Argentiniens hinaus Bekanntheit. Es entstehen Kooperationen mit anderen Theatergruppen Lateinamerikas, deren innovative Produktionen zu einem integralen Bestandteil des neuen lateinamerikanischen Theaters werden und an zahlreichen Theaterfestivals teilnehmen.